Essen-Stadtwald. Das Café del Ángel ist von Rellinghausen nach Stadtwald gezogen. Warum Inhaberin Sandra Garcia auf Verkauf, Café, Rösterei und Workshops setzt.
- Das Café del Ángel ist von Essen-Rellinghausen nach Stadtwald gezogen.
- Die Inhaberin Sandra Garcia stammt aus Costa Rica.
- Sie hat sich auf Kaffee aus ihrer Heimat spezialisiert.
Noch läuft der Umzug, doch bald wird das Café del Ángel an der Frankenstraße in Essen-Stadtwald am neuen Standort eröffnen. Inhaberin Sandra Garcia wird ihre Gäste dann ganz in der Nähe des Stadtwaldplatzes bewirten. Zunächst startet am Samstag, 22. Juli, der Verkauf im angegliederten Laden. Bald sollen Café und Rösterei folgen und auch Kaffee-Workshops sind wieder geplant.
Sandra Garcias große Leidenschaft ist Kaffee. Um die mit anderen Menschen zu teilen, hatte sie 2014 das Café del Ángel an der Frankenstraße 155 eröffnet. „Wir sind nur etwa einen Kilometer weiter an die Frankenstraße 274/Ecke Ahornstraße gezogen und hoffen natürlich, dass unsere Stammgäste uns folgen werden“, sagt Sandra Garcia. Die 47-Jährige stammt aus Costa Rica und lebt mit ihrem deutschen Ehemann, den sie in den USA kennengelernt hat, und Tochter Melanie (17) seit zwölf Jahren in Essen.
Café, Laden, Rösterei und Workshops gehören zum Konzept vom Café del Ángel in Essen
„Ich bin eigentlich Informatikerin“, erzählt sie. Als sie nach Deutschland gekommen sei, habe sie zunächst ihre Sprachkenntnisse verbessern und sich um die Anerkennung ihrer Abschlüsse kümmern müssen. Da sie ihren Masterabschluss hätte wiederholen müssen und gleichzeitig für ihre Tochter da sein wollte, habe sie Plan B verwirklicht und ein Café mit Kaffee-Rösterei eröffnet.
Die ersten Jahre seien schwierig gewesen, auch wegen der vielen Baustellen in Rellinghausen. Doch nach und nach habe sie sich einen Kundenstamm aufgebaut. Dann kam die Corona-Zeit, die einerseits schwierig war, weil das Café vorübergehend schließen musste. Andererseits habe sie neue Kunden gewonnen, die im Homeoffice waren und sich zu Hause guten Kaffee zubereiten wollten.
„Ich liebe Kaffee. Aber als ich nach Deutschland gekommen bin, konnte ich den Kaffee hier nicht trinken, wegen des Geschmacks, aber auch, weil ich ihn nicht vertragen habe. Da habe ich mir Gedanken gemacht, woran das liegen könnte“, erinnert sich Sandra Garcia. Es gebe große Unterschiede zwischen dem Kaffee hier und dem in ihrer Heimat, wo nur Arabica-Bohnen verwendet würden. In Supermärkten werde in Deutschland oft der preiswertere Robusta-Kaffee verkauft, insgesamt sei er öliger und die Bohnen würden stärker geröstet.
Inhaberin möchte ihr Wissen über Kaffee gern mit anderen teilen
Gern wollte sie den Menschen hier etwas von ihrem Wissen über Kaffee vermitteln und „richtig guten Kaffee“ verkaufen. So entstand ihr Geschäftskonzept, an dem sie auch am neuen Standort festhalten will. Der Laden, in dem Sandra Gracia vor allem Kaffee aus Costa Rica, aber auch besondere Schokolade, Gewürze, Gebäck und kleine Souvenirs aus ihrer Heimat verkauft, wird dienstags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet sein.
Zum Geschäftskonzept gehören drei weitere Aspekte: das Café nebenan, das Platz für 30 Leute bietet und sich mit großen Fenstern zum Stadtteil öffnet, die Rösterei im Untergeschoss und die Workshops, die ab August/September wieder regelmäßig stattfinden sollen.
„Für Café und Rösterei warten wir noch auf die Genehmigung“, ist Sandra Garcia optimistisch, bald die anderen Teilbereiche öffnen zu können. „Zum Glück haben wir am alten Standort schon größere Mengen Kaffee für vorgeröstet, aber irgendwann bekommen wir natürlich ein Problem.“ Normalerweise werde fast jeden Tag geröstet, der Kaffee, den sie verkaufe, sei höchstens sechs Monate alt. Die Packung dürfe erst geöffnet werden, wenn man den Kaffee auch verbrauche, sonst verliere er an Aroma. „Was in der Nase ist, ist nicht mehr in der Tasse“, sagt Sandra Garcia und lacht.
Zusammenarbeit mit Genossenschaften und Familienunternehmen in Costa Rica
Die 47-Jährige arbeitet mit Genossenschaften und Mikro-Produzenten in Costa Rica zusammen, kennt die Plantagen und verkostet den Kaffee vor Ort, den sie später bestellt. „Viele Arbeitsschritte während der Produktion werden in Handarbeit erledigt“, was sich natürlich auf den Preis auswirke.
Vieles sei auch Geschmackssache. „Die Deutschen mögen lieber schokoladige und nussige Aromen, ich selbst bevorzuge fruchtige Noten“, sagt Sandra Garcia, die selbst vier Tassen Kaffee am Tag trinkt und neben dem Geschmack auch die Wirkung des Kaffees schätzt: „Er macht munter und fröhlich und gibt Energie.“ In Costa Rica würden schon fünfjährige Kinder Kaffee trinken, seien von klein auf an den Geschmack gewöhnt. In Deutschland sei das ein Getränk für Erwachsene.
Im Café will sie neben den verschiedenen selbst gerösteten Kaffeesorten auch Kuchen, Waffeln und belegte Brote anbieten. Auch vegane Speisen und Frühstück kann man bestellen – vorerst in der deutschen Variante mit Eiern, Schinken und Käse. Später soll es auch Gallo Pinto, Reis mit Bohnen und Gewürzen, aus ihrer Heimat geben.
Schon am alten Standort beliebt gewesen seien die Samstagsworkshops. Je nach Kurs variiere die Teilnehmerzahl von sechs bis zehn, die Dauer von drei bis vier Stunden. Im Barista-Kurs (89 Euro) lernen die Teilnehmer, wie man einen perfekten Espresso in seinen zahlreichen Varianten zubereitet. „Dabei geht es um Röstung, Mahlgrad, Mühlen, Wartung der Maschine, Kaffeebohnen und das Aufschäumen der Milch.“
Im Seminar probieren die Teilnehmer acht Bohnensorten
Im Verkostungsseminar (35 Euro) testen die Teilnehmer acht verschiedene Bohnensorten. „Ich mische immer einen Supermarktkaffee darunter und 95 Prozent der Leute, auch ohne große Erfahrung, erkennen den sicher.“ Zu den teuersten Sorten gehöre mit mindestens 30 Euro pro halbes Pfund der Geisha-Kaffee mit Jasminnote. „Er ist so teuer, weil er so selten angebaut wird und die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt“, erklärt die Kaffee-Expertin, die im Café del Ángel von ihrer Familie unterstützt wird. Gerade hilft auch Tochter Melanie, die Architektur studiert, beim Auspacken der letzten Umzugskisten.
Ein dritter Workshop (55 Euro) widme sich den Brühmethoden. Dabei werde nur eine Bohnensorte nach acht verschiedenen Methoden zubereitet, bei denen es auf Filter, Druck, Sauerstoff und anderes ankomme. Das sogenannte Show-Rösten werde wohl aus Platzmangel am neuen Standort, in den Räumen des ehemaligen Ladens „Kinderparadies“, nicht mehr stattfinden.
In Rellinghausen wäre Sandra Garcia mit ihrem Café durchaus gern geblieben, zumal es auch einen Außenbereich gab. „Wir mussten dort aber raus, das Gebäude soll abgerissen werden“, berichtet sie und ist froh, einen neuen Standort in der Nähe gefunden zu haben, an dem auch die Rösterei Platz findet.
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