Essen. Jubel in der ausverkauften Essener Lichtburg: Chris de Burgh sorgt mit seinen Songs für Wohlfühlatmosphäre. Aber er wird diesmal auch politisch.

Sein letzter Auftritt liegt gerade mal ein Jahr zurück. Am Montagabend (10. Juli) begeisterte Chris de Burgh, irischer Troubadour mit fast 50 Jahren Erfahrung als einfühlsamer Masseur weiblicher Seelen, mit seinem Summer Solo Konzert sein Publikum erneut in der restlos ausverkauften Essener Lichtburg.

Noch bevor der 74-Jährige überhaupt den ersten Ton singen kann, wird er von Standing Ovations überwältigt. Chris de Burgh wird als guter Freund empfangen, als einer, dessen Songs zwischen Schmuse-Pop und Irish Folk, in welcher Lebensphase auch immer – zuletzt war es Covid –, Trost und Zuversicht spenden.

Chris de Burgh umgarnt seine Fans – er liebe Essen und die „Liggtburg“

Auf Deutsch stellt er drei rhetorische Fragen: Ist er noch am Leben? Kann er noch singen? Und hat er noch Spaß an seinen Konzerten? Als Antwort schmetter er ein dreifaches „Ja“ in Richtung jubelndes Publikum. Mit „The Hands of Man“, in dem er die Widersprüchlichkeit menschlicher Taten einerseits beschreibt, aber dass es andererseits dennoch immer Grund zu Optimismus geben würde, hat de Burgh die Stimmung schon gut angeheizt. Und auch „Go Where Your Heart Belongs“, in dem er sich dafür ausspricht, mehr dem Bauchgefühl als den meist nur verwirrenden Gedanken im Kopf zu folgen, trifft den Nerv der Fans.

Ein Klavier, eine Gitarre und wenig Bühnenbrimborium: Chris De Burgh braucht nicht viel, um seine Fans zu begeistern.
Ein Klavier, eine Gitarre und wenig Bühnenbrimborium: Chris De Burgh braucht nicht viel, um seine Fans zu begeistern. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

„Missing You“ kann auch kollektiv verstanden werden. Und was kann Fans Schöneres widerfahren, als das Geständnis des Stars, der Essen und die „Liggtburg“ liebt, vermisst worden zu sein. Wie sehr er offenbar vermisst wurde, beweist eine Anhängerin, die ihm eine Rose samt Brief überreicht. Dies ist der Zeitpunkt für den emotionalen Schulterschluss mit den Fans, bei dem Gefühle offenbart werden, die viele im Publikum teilen, jedoch dem männlichen Anteil meist nur schwer über die Lippen kommen.

Während des Konzerts wird auch Kritik am russischen Staatschef Putin laut

Da übernimmt Chris de Burgh mit seiner leicht angerauten, sanft intonierenden Singstimme gern die Rolle des Souffleurs. Niemanden stört es, dass er dabei mit einem sehr begrenzten Vorrat an Metaphern operiert, um mit seinen mitunter trivialen Kalendersprüchen, Vertrauen, Familienzugehörigkeit und natürlich immer wieder die Liebe zu beschwören. Harsch klappt er jedoch das Poesiealbum zu, wenn er Mitgefühl für das Schicksal von Geflüchteten einfordert oder den russischen Staatschef Putin als Mörder bezeichnet.

Zu seinen persönlichen musikalischen Favoriten zählen Paul Simon, Bob Dylan und über allen anderen John Lennon und Paul McCartney, denen er mit „Let It Be“ Referenz erweist. Auf das folgende Cover „Always on My Mind“, das durch Elvis Presley bekannt geworden ist, hätte er jedoch besser verzichtet. Im Vergleich zu dem einzigartigen Timbre vom King fällt der eher dünne Gesang von de Burgh deutlich ab.

Weibliche Fans bejubeln die Hits von „Lady in Red“ bis „High on Emotion“

Auch die Kostproben aus seinem Musical „The Legend of Robin Hood“, bei denen er schon mal stimmlich gegen eine per Playback eingespielte Andrew-Lloyd- Webber-Sound-Opulenz ankämpfen muss, zeigen, dass seine Stimme nicht mehr über die vitale Durchschlagskraft von einst verfügt. Die Auswahl seiner Songs zur finalen Party hin, von „The Lady in Red“ über „Don´t Pay the Ferryman“ bis „High on Emotion“, zieht die weiblichen Fans zur Bühne und bringt den Jubel-Pegel wieder ganz nach oben.