Essen-Haarzopf. 30 Mietwohnungen sollten an der Stelle der alten Flüchtlingshäuser Auf’m Bögel in Essen-Haarzopf entstehen. Doch es gibt verschiedene Probleme.
- Die Allbau GmbH wollte in Haarzopf 30 Mietwohnungen errichten.
- Das Projekt lässt sich aber nicht wie geplant realisieren.
- Die Verwaltung prüft jetzt Alternativen.
Die Nachricht hatte vor zwei Jahren für positive Reaktionen gesorgt: Die Stadt wollte das Grundstück an der Straße Auf’m Bögel in Essen-Haarzopf, wo seit Jahren marode und längst leer gezogene Flüchtlingshäuser vor sich hingammeln, an die Wohnungsgesellschaft Allbau GmbH verkaufen. Die wollte dort drei Häuser mit insgesamt rund 30 Mietwohnungen errichten. Doch daraus wird offenbar erst einmal nichts.
Ziel war es, bezahlbaren Wohnraum für mehrere Generationen zu schaffen. Auch sechs öffentlich geförderte Wohnungen und die Einrichtung eines Cafés oder Treffpunkts waren im Gespräch. Damals waren bereits sehr konkrete Visualisierungen der Häuser veröffentlicht worden. Ob, wie und von wem das Projekt realisiert wird, steht derzeit aber in den Sternen.
Die Allbau GmbH erteilt auf Nachfrage dieser Redaktion keine Auskünfte zu dem Projekt und verweist auf die Stadt als Grundstückseigentümerin. Das Stadtpresseamt ist ebenfalls nicht sehr auskunftsfreudig: „Prüfungen der Stadt Essen haben ergeben, dass das Vorhaben der Allbau GmbH baurechtlich auf der Fläche so nicht möglich war. Daher prüft die Verwaltung derzeit mögliche alternative Bebauungsmöglichkeiten.“
Die Häuser am Bürgerpark in Essen-Haarzopf können nicht wie geplant realisiert werden
Damit scheint festzustehen: So, wie geplant, wird das Bauvorhaben – unmittelbar angrenzend an den Bürgerpark Haarzopf – nicht umgesetzt werden. „Uns ist der soziale Anspruch wichtig. Wir wollen nicht, dass der größtmögliche Profit aus dem Grundstück geschlagen wird“, betont der Haarzopfer SPD-Ratsherr Philipp Rosenau, Mitglied des Stadtplanungsausschusses. „Wir wollen ja gerade, dass die Miete auch für ältere Menschen bezahlbar ist, die sich vielleicht kleiner setzen und von ihrem Haus in eine Wohnung umziehen wollen“, so Rosenau.
Dass das Projekt stockt, hat offenbar unter anderem wirtschaftliche Gründe. Zu der allgemeinen Kostensteigerung kämen die durch die Lage bedingten hohen Grundstückspreise, so Rosenau. Um die Optik des benachbarten Parks nicht durch Autos zu stören, müsse man auch eine Tiefgarage mitdenken.
Der SPD-Politiker hatte schon beim Bekanntwerden der Pläne dafür plädiert, im Rahmen des Bauprojekts eine – möglicherweise ehrenamtlich geführte – Begegnungsstätte, zum Beispiel ein Café, einzurichten. „Ein solcher Treffpunkt, den auch Wandergruppen oder der Bürgerverein nutzen könnten, fehlt in Haarzopf“, sagt Rosenau.
Nach dem aktuellen Bebauungsplan sei ein Café nicht möglich, sagt Sven Köhler, Ratsherr und planungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Er hofft, dass vielleicht das Bauland-Mobilisierungsgesetz Möglichkeiten eröffnen könnte. Das Bundesgesetz war vor zwei Jahren verabschiedet worden, um Erleichterungen beim Wohnungsbau zu schaffen. „Die Verwaltung soll prüfen, inwieweit dieses Gesetz hier anwendbar sein könnte und ob es damit größeren Spielraum bei den Planungen gibt“, so Köhler. Möglicherweise könne man ja mit einem größeren Gebäudevolumen oder höheren Häusern die Wirtschaftlichkeit gewährleisten – und vielleicht auch die Chancen auf einen Treffpunkt erhöhen. Wenn keine Änderung des Bebauungsplans erforderlich sei, würde das laut Köhler den Gesamtprozess beschleunigen.
„Ein Treffpunkt wäre schon schön, aber notfalls würden wir darauf verzichten. Man muss die Kosten-Nutzen-Relation im Auge behalten“, so der CDU-Vertreter. Vielleicht könne es zumindest einen Raum als Treffpunkt für die Bewohner geben, der ja nicht öffentlich sein müsse.
Tennisplatz müsste von einem hohen Schallschutzzaun umgeben werden
Ein weiterer Faktor, der zur Kostensteigerung beitrage, sei die Lage des Grundstücks in der Nähe des Tennisplatzes von Rawa Haarzopf, so sein SPD-Kollege Rosenau. Der Tennisplatz müsse aus Lärmschutzgründen komplett von einem hohen Schallschutzzaun umgeben werden, was wiederum die Kosten massiv erhöhen würde.
„Angesichts der Marktlage wird es schwierig, das Projekt wie geplant umzusetzen. Deshalb ist jetzt zu überlegen, wie ein solches Projekt mit hohen sozialen Anforderungen bei den geänderten Rahmenbedingungen noch zu realisieren ist “, hofft Rosenau auf einen Kompromiss. CDU, Grüne und SPD seien gleichermaßen an einer schnellen Lösung interessiert. Die maroden Flüchtlingshäuser gelten seit Jahren als Schandfleck im Stadtteil, locken auch immer wieder ungebetene Gäste an, deren Hinterlassenschaften wie Pizzakartons und leere Flaschen man hinter den Häusern finden kann.
Man müsse jetzt schauen, wer dort investieren wolle. „Das kann die Allbau GmbH sein, aber auch ein anderer Investor“, so Rosenau. „Ein solches Projekt muss am Ende wirtschaftlich sein. Die Allbau GmbH hat als Stadttochter zwar etwas andere Voraussetzungen, muss sich aber dennoch auf dem Markt behaupten“, ergänzt Köhler. Wie es mit dem Haarzopfer Grundstück weitergehe, sei letztendlich keine Entscheidung der Politik. Die Stadt biete das Grundstück zum Verkauf an und wenn sich jetzt kein Investor finde, müsse man es halt später erneut versuchen.
Das Gebäude auf dem Eckgrundstück beherbergt Gruppen des Integrationsmodells
Bereits seit drei Jahren fertig und bezogen ist dagegen das Gebäude auf dem Eckgrundstück am Eingang der Sackgasse Auf’m Bögel. Dort war das marode Flüchtlingshaus schon vor Jahren abgerissen und durch einen Neubau des Integrationsmodells ersetzt worden. 2020 zogen zwei Wohngruppen für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung ein.
„Das ist eigentlich eine tolle Sache, aber im Nachhinein muss man sich auch fragen, ob es sinnvoll gewesen ist, einen Teil der Fläche bereits herauszunehmen“, so Sven Köhler. Einig ist er sich jedoch mit seinem SPD-Ratskollegen Philipp Rosenau, dass man das Bauprojekt notfalls noch einmal um einige Jahre verschieben müsse, um eine befriedigende Lösung zu finden. Rosenau ist dabei optimistisch, dass das vor der nächsten Kommunalwahl der Fall sein wird, um das Gelände nicht wieder zum Wahlkampfthema zu machen.
Auch Christoph Kerscht, Ratsherr der Grünen, ist vor allem daran gelegen, dass auf dem Gelände im Herzen Haarzopfs die geplante Wohnbebauung im Einvernehmen mit dem benachbarten Tennisverein in der vorgesehenen Größenordnung entstehen kann, wofür dann möglicherweise der Bebauungsplan geändert werden müsste. Dabei müssten auch die Begebenheiten des Bürgerparks berücksichtigt werden. Kerscht hofft, dass an der Stelle ein seniorengerechtes Angebot entsteht – auch im Sinne des Generationswechsels in Haarzopf.
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