Essen-Steele. Vor der geplanten Wiedereröffnung des Kufos in Essen-Steele steigen die Kosten ein weiteres Mal. Die Stadt erklärt, was die Summe wachsen lässt.
Mancher bangte bereits um die Substanz des Steeler Kulturforums, als die Sanierung mit reichlich Verspätung begann. Da hatte sich die Feuchtigkeit in einigen Räumen bereits deutlich gezeigt - und das war lediglich einer der Mängel in dem denkmalgeschützten Bau. Im Laufe der Sanierung stiegen dann die Kosten stetig und tun das nun ein weiteres Mal.
Die erneute Erhöhung der Kosten kommt nun mit Ankündigung, denn bereits im März stand fest, dass die bis dahin angenommenen 4.840.000 Euro nicht reichen werden. Von moderater Anpassung war die Rede, die allgemeine Preissteigerung, eine größere Materialmenge und abweichende Rechnungen galten als Gründe. Jetzt erhöhen sich die Gesamtkosten der Sanierungsmaßnahme nochmals um 590.000 auf 5.430.000 Euro. Der Rat hat diese Anpassung bereits beschlossen.
Ursprünglich sollte die Sanierung des Kufos 1,77 Millionen Euro kosten. Dann sprach die Stadt von rund 2,38 Millionen Euro und Maßnahmen, „die tief in die Bausubstanz des Gebäudes eingreifen“. Schließlich starteten die Arbeiten 2020.
Installation des Aufzuges, Reinigung und Instandsetzung der Außenfassade standen an
Dazu zählen die Installation eines Aufzuges, die Reinigung und Instandsetzung der Außenfassade und die Erneuerung des Schieferdaches. Im Inneren galt es für die Firmen, die gesamte technische Infrastruktur, die Trinkwasser- und Heizungsanlage, die Sanitärausstattung sowie die Elektroinstallation zu erneuern. Weiterhin stand der Brandschutz auf dem Plan – alles „unter sorgfältiger Wahrung der denkmalpflegerischen Gesichtspunkte und deren Anforderungen“, wie die Stadt versicherte.
Schon zu Beginn der Sanierung, nachdem bereits die Schadstoffsanierung abgeschlossen und der Innenputz entfernt war, kamen rasch „kostenintensive Schadensbilder“ zum Vorschein. Die erste Kostenanpassung folgte, bei den Bauweisen musste von den Plänen abgewichen und umgeplant werden. Das Vorgehen dabei lobten erst kürzlich Politikerinnen wie die beiden SPD-Ratsfrauen Michaela Heuser und Barbara Soloch, da sie den offenen Umgang des Zuständigen vor Ort schätzten und sich gut informiert und mitgenommen fühlten. Alles sei selbst für Laien verständlich erklärt, Probleme seien gelöst worden, lobten sie.
Beim letzten Bauabschnitt im Essener Kufo geht es nun um den Rettungsweg
Zu den konkreten Änderungen nennt die Stadt nun beispielsweise das Vorgehen bei den Dacharbeiten und zeigt damit, vor welche Herausforderungen die Sanierung die Verantwortlichen mitunter stellte: „Beim Öffnen der Dachfläche zeigte sich, dass die Dachdecke über der denkmalgeschützten Glassteindecke aus einer simplen Holzkonstruktion besteht. Zum Schutz der Glassteindecke war in Absprache mit dem Denkmalschutz auf großflächige zerstörerische Voruntersuchungen bis dahin verzichtet worden“, heißt es dazu. Die Bausubstanz des überbauten Daches sei erst nach Beendigung der Arbeiten an Dach und Fassade sowie dem Abbau des Gerüstes in Augenschein genommen worden.
Bei den Maßnahmen des letzten Bauabschnittes geht es nun um den Rettungsweg und die dafür notwendigen Vorarbeiten. Das Problem sei, dass die vorgefundene Bausubstanz eine deutlich schlechtere statische Tragfähigkeit und Feuerwiderstandseigenschaft habe, als sie für die Führung des neu anzulegenden zweiten Rettungsweges und zur Aufstellung der erforderlichen Lüftungstechnik benötigt werde. Die Lösung lautet nun, die Holzdecke durch eine Beton-Verbundkonstruktion zu ersetzen.
Frühere Untersuchungen ergaben zudem, dass die Substanz der Fassade in einem noch schlechteren Zustand war, als zunächst festgestellt werden konnte. Gelitten habe die Fassade, da viele Jahrzehnte lediglich „das Nötigste an Instandsetzung gemacht wurde“. So mussten mehr Steine ausgetauscht werden, als zunächst erkennbar war. Das verlängerte etwa die Bauzeit.
Preisanstiege in nahezu allen Gewerken ließen die Kosten laut Stadt Essen steigen
Die Kosten wiederum ließ das deutlich teurer gewordene Material weiter steigen. In nahezu allen Gewerken habe es ein Plus von bis zu 20 Prozent gegeben sowie einen durchschnittlichen Preisanstieg von 15,4 Prozent. „Der Preisanstieg in einzelnen Bereichen lag auch deutlich darüber. Besonders hoch waren die Preissprünge bei Baustoffen mit hohem Energiebedarf in der Erzeugung oder hoher Nachfrage wie Mineralwolle und ähnlichen Dämmstoffen“, erklärt die Stadt. Der Fachkräftemangel habe zudem zu höheren Lohnkosten geführt.
Nun soll die Wiederinbetriebnahme des Kulturforums weiterhin im vierten Quartal 2023 sein, das sieht der aktuelle Plan vor. Zuletzt kündigte die Stadt diese voraussichtlich für Anfang November an. Das sollte allerdings nicht für alle Nutzer gelten. Die VHS sollte demnach mit ihren Angeboten im Februar 2024 folgen, wenn das Semester beginnt.
Dabei gab es neben anderen Berechnungen für die Kosten zunächst auch einen anderen Termin für die Wiedereröffnung. Genannt wurde seinerzeit Ende 2021. Zu dem Zeitpunkt gingen die Beteiligten allerdings auch davon aus, dass die Firmen 2018 mit ihren Arbeiten beginnen können. Nun sind die Nutzer aber wohl vor allem froh, dass sie nicht weiter zusehen müssen, wie ihr Kufo verfällt.