Essen-Rüttenscheid. Auf dem ehemaligen Gelände des Autohauses Brüne in Rüttenscheid soll ein Geschäftshaus entstehen. Warum die Bagger immer noch nicht rollen.

1200 Quadratmeter Mietfläche für Einzelhandel, 5200 Quadratmeter für Büros: An der Rüttenscheider Straße 325, wo sich früher das Autohaus Brüne befand, ist der Bau eines großen Geschäftshauses geplant. Doch Bagger sind noch weit und breit nicht zu sehen. Zuletzt hatte der Projektentwickler von einem möglichen Baustart im Frühjahr 2023 gesprochen, der hat sich aber nun weiter verschoben. Die Stadt hat bisher noch keine Baugenehmigung erteilt.

Dass es bei der Umsetzung des Projektes Verzögerungen geben würde, war schon im vergangenen Jahr klar. Ursprünglich hatten die Projektpartner vorgesehen, Mitte 2022 mit dem Bau zu starten. Ende 2024 sollte das Gebäude fertig sein. Das Genehmigungsverfahren zog sich aber dann immer weiter in die Länge. Auf Anfrage erklärt Stadtsprecher Burkhard Leise, man habe noch einmal Nachforderungen an den Bauträger gestellt.

Bauprojekt in Rüttenscheid: Holding des Projektentwicklers 4bricks insolvent

Das Bauprojekt soll in Zusammenarbeit der Projektentwickler 4bricks und Kobix sowie dem Investor Mount umgesetzt werden. Die 4bricks GmbH hat in der Zwischenzeit Insolvenz angemeldet. Laut Geschäftsführer Guido Schürken habe dies jedoch keine Auswirkungen auf das Bauprojekt, weil es sich dabei nur um die Holdinggesellschaft der 4bricks-Gruppe handele. Darüber hinaus besteht die Gruppe noch aus sieben operativ tätigen Objektgesellschaften. Eine dieser Tochtergesellschaften ist mit dem Projekt „Rü 325“ betraut. Schürken zufolge hat sie einen anderen Gesellschafterkreis als die Muttergesellschaft.

Als Gründe für das beantragte Insolvenzverfahren nennt 4bricks die „zuletzt drastischen Entwicklungen des Immobilienmarktes in Folge der Ukraine-Krise“, die Zinsentwicklung und gestiegene Baukosten. Auch der zweite Projektentwickler Kobix, der sich auf eine Anfrage unserer Redaktion nicht zurückmeldete, hat laut Insolvenzregister einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren beim Amtsgericht Essen gestellt. Christoph Wittkop, Co-Geschäftsführer des Investors Mount, spricht wie Guido Schürken davon, die Pläne für das Bauprojekt zunächst weiterverfolgen zu wollen: „Das Projekt ist durchfinanziert und die Baugenehmigung in Aussicht.“

Auf der Brache an der Rüttenscheider Straße 325 hat sich noch nichts getan.
Auf der Brache an der Rüttenscheider Straße 325 hat sich noch nichts getan. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Stadt Essen: Baurechtliche Zustimmung wird noch geprüft

Tatsächlich erklärt Stadtsprecher Burkhard Leise: „Aus planungsrechtlicher Sicht wurde das Bauvorhaben bereits positiv bewertet.“ Für die Erteilung der Baugenehmigung durch die Bauaufsicht müsse jedoch neben der positiven Bewertung aus planungsrechtlicher Sicht auch die Zustimmung aus baurechtlicher Sicht erfolgen. Diese befinde sich noch in der Prüfung.

Laut 4bricks-Geschäftsführer Guido Schürken geht es bei den Nachforderungen der Verwaltung hauptsächlich um Brandschutz und Barrierefreiheit. „Wir werden alle nötigen Unterlagen einreichen“, kündigt er an. Er betont allerdings, dass er auf Rückmeldungen der Verwaltung teils sehr lange warten müsse. Zuletzt habe man im Dezember Unterlagen beim Bauamt eingereicht, die Nachforderung sei dann erst im Mai gekommen.

Hierzu erklärt Burkard Leise: „Aufgrund der begrenzten personellen Kapazitäten und der hohen Auslastung kann es derzeit bei Bearbeitungsvorgängen in der Bauaufsicht vereinzelt zu Verzögerungen kommen.“ Im geschilderten Fall hätten aber zusätzlich Abstimmungsgespräche zwischen Bauaufsicht und Projektentwickler stattgefunden, die ebenfalls Einfluss auf die Bearbeitungszeit gehabt hätten.

Bauprojekt in Rüttenscheid: Fertigstellung im ersten Halbjahr 2026 angepeilt

Schon Mitte 2022 hatte Schürken von einem finanziellen Schaden in siebenstelliger Höhe gesprochen, der durch die Verzögerung des Baustarts entstehe. „Der wächst weiter“, so der 4bricks-Geschäftsführer. Lohnt sich die Umsetzung des Projektes überhaupt noch? „Jetzt die Bücher zuzumachen und das Geld wegzuschmeißen, bringt nichts. Wir sind ja der Eigentümer der Geländes“, sagt Schürken. Also soll es bei dem ursprünglichen Plan bleiben, auf dem 2990 Quadratmeter großen Grundstück gemischt genutzte Mietflächen im Umfang von etwa 6400 Quadratmetern umzusetzen.

Aufgrund der Verzögerungen seien bereits potenzielle Mieterinnen und Mieter abgesprungen. „Es gab Mietanfragen von Unternehmen, die spätestens 2025 hätten einziehen müssen“, erklärt Schürken. Das sei aber nicht mehr möglich. Würde man jetzt sofort anfangen zu bauen, könne das Geschäftshaus Ende 2025 fertig werden. Realistisch sei das erste Halbjahr 2026. Er halte an dem Plan fest, zumindest im Laufe dieses Jahres mit den Bauarbeiten zu beginnen. Inzwischen seien aber neue Mietinteressenten gefunden.

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