Essen. Nach drei Jahren Zwangspause erlebt die Gourmet-Meile „Essen verwöhnt“ ein erfolgreiches Comeback. Bis 18. Juni: 90 Gerichte an 18 Ständen.
Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und explodierende Geschmacksknospen – das war ein Auftakt nach Maß für die Gourmet-Meile „Essen verwöhnt“. Kaum hatten die Köche um Punkt 12 Uhr ihre Pfannen erhitzt, da bildeten sich auf der Kettwiger Straße schon die ersten Schlangen. „Die Wettervorhersage für die nächsten Tage stimmt uns heiter“, frohlockt Organisator Rainer Bierwirth. Selbst wenn sich eine Wolke vor die Sonne geschoben hätte, wäre der Vorsitzende von „Essen genießen“ zufrieden gewesen. Denn nach drei Jahren Zwangspause schaltet die Gourmetmeile um auf Neustart.
Für Feinschmecker: Bis zum 18. Juni gibt’s an 18 Ständen 90 verschiedene Gerichte
Obwohl einige Gastronomen kurzfristig absagen mussten, ist die kulinarische Auswahl beachtlich: An den 18 Ständen zwischen Lichtburg und Juwelier Brinckmann & Lange werden bis einschließlich Sonntag, 18. Juni, 90 verschiedene Gerichte angeboten – von der Vorspeise „Camembert Paris“ bei RoseMarie über das Ravioli-Gourmetgericht bei Gummersbach bis zur „Frischen Brüssel Waffel“ bei der Alten Metzgerei als süßer Ausklang. Fünf der 18 Stände sind Cocktail-, Café-, Wein- und Bierstände.
Einige bekannte Gesichter fehlen, dafür gibt es neue. Chris Walter etwa vom Rüttenscheider Cross-Over-Restaurant „Schick Essen“ ist zum ersten Mal auf der Gourmet-Meile vertreten mit Chefkoch Thomas Steffes an seiner Seite. Ihren Stand haben sie in Höhe des Burgplatzes aufgeschlagen. „Man muss Gastgeber sein aus Leidenschaft und Lust auf Menschen haben“, sagt der Diplom-Kaufmann, der sein Studium mit einem Job in einer Cocktailbar finanziert hat. Seine kulinarische Empfehlung an den neugierigen Gast ist „Tonkatsu“, ein japanischer Hauptgang mit Kalbsschnitzel, Coleslaw und Pflaumen-Ingwer-Ketchup (15 Euro).
„Man muss Gastgeber sein aus Leidenschaft und Lust auf Menschen haben“
Damit kein Missverständnis aufkommt: Auf der Essener Gourmet-Meile werden keine „Sattmacher-Portionen“ angeboten, sondern Feinschmecker-Teller zu Probierpreisen. Diese bewegen sich für den Hauptgang im Schnitt zwischen 10 und 14 Euro. Vor der Pandemie hatte die Obergrenze in dieser Kategorie noch bei rund 12 Euro gelegen. „Die allgemeine Preissteigerung geht auch an der Gourmetmeile nicht vorbei“, rechtfertigt Bierwirth die Verteuerung. Wer es einen Hauch exklusiver mag: Gourmetgerichte wie „Entrecôte im 800-Grad-Beefer-Grill“ (Walkmühlen-Restaurant) oder „Surf & Turf“ beim Ristorante Acquario (Simmertaler Rinderfilet, Pfeffersauce, halber kanadischer Hummer, Hummersauce) kosten zwischen 18 und 26,50 Euro.
Hotel-Managerin Fabrizia Zeiß steht schon seit 30 Jahren in Diensten von Mintrop, aber bei der Gourmet-Meile ist sie zum ersten Mal dabei. „Dieses Jahr wollte ich mit an die Front“, begründet sie ihr Debüt im Restaurant „Mumm“ auf der Kettwiger. Schon nach gut einer Stunde ist die Stimmung blendend: „Unsere Ochsenbacke ist der Renner.“ Aber auch der vegane Teller, das gebackene Blumenkohlsteak (11 Euro), komme an. Die Mumm-Küche sei an sich bodenständig, habe aber immer auch einen exotisch-experimentellen Touch, fügt die Chefin hinzu.
Die Philosophie: Wirte geben ihr Visitenkarte ab und gewinnen neue Kunden
Die Philosophie der Essener Gourmet-Meile, die zu den ältesten und erfolgreichsten im Revier zählt, hat sich seit der Premiere im Jahr 1999 nicht geändert: Restaurants, die für gehobene Küche stehen, wollen ihre Visitenkarte abgeben und Feinschmecker als neue Kunden gewinnen – und das alles unterm schattigen Platanendach mit Domkirche und kaiserlichem Reiterdenkmal als Kulisse.
Was Meilen-Neulingen die Navigation durch die Welt des guten Geschmacks erleichtern dürfte: Jede und jeder kann überall auf der Meile Platz nehmen. Sie entscheidet sich oben auf der Kettwiger für RoseMaries „Green Chicken Pasta“ (14 Euro), er bevorzugt weiter unten bei der Alten Metzgerei den „Zwiebelrostbraten vom Black Angus Rind (14 Euro) – gemeinsam gespeist wird in der Mitte in Höhe von P&C.
Mittendrin der Stand der ukrainischen Frauen. Fast alle sind vor dem Krieg geflohen, wie etwa die Pianistin Anna Davydkina (22) aus der Stadt Dnipro, die seit Mai 2022 in Essen lebt und sehr gut Deutsch spricht. Die Ukrainerinnen tragen Landestracht und bunte Blumenkränze auf geflochtenem Haar. Wer hier die rote Suppe Borschtsch (7 Euro), die Teigtasche Warenyky (10 Euro) oder das leckere Dessert Syrnyky (Quarkpfannkuchen mit Preiselbeersauce – 6 Euro) bestellt, tut es auch für den guten Zweck. Der ukrainisch-deutsche Verein Opora sammelt Geld zur Anschaffung eines medizinischen Nottransporters. Hunger, Hilfsbereitschaft und Neugierde auf fremde Töpfe ergeben einen sympathischen Mix: Auch am ukrainischen Stand bilden sich Schlangen.
Öffnungszeiten:
Donnerstag 12 bis 22 Uhr; Freitag und Samstag 12 bis 23 Uhr; Sonntag 12 bis 20 Uhr.
Die Essener Innenstadt lädt am Freitag bis 22 Uhr zu Late Night Shopping ein.
Parallel zur Gourmetmeile veranstaltet das Bistum Essen den „Musiksommer am Dom“ (dommusik-essen.de) mit Konzerten am Freitag und Sonntag.
Internet: essen-geniessen.de