Essen. Nach längerer Pause will Veranstalter Rainer Bierwirth im Juni wieder in die Essener Innenstadt einladen. Warum das nicht selbstverständlich war.

Nach drei Jahren Pause tischen die Essener Köche in diesem Jahr mitten in der City wieder unter freiem Himmel auf. Die Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ auf der Kettwiger Straße, eine der großen im Ruhrgebiet, geht vom 14. bis 18. Juni über die Bühne. Rainer Bierwirth vom Veranstalter „Essen Geniessen“ ist froh, dass die dreijährige Durststrecke zu Ende ist.

Zwei Mal machte Corona den Köchen wie den Gourmetfreunden einen dicken Strich durch die Rechnung: Sowohl 2020 als auch 2021 musste das Gastro-Spektakel zwischen Lichtburg, Dom und Marktkirche ausfallen. Dass es auch im vergangenen Jahr nicht zustande kam, war allerdings nicht der Pandemie geschuldet. „Sechs Wochen vorher hat der Zeltbauer die Segel gestrichen“, sagt Bierwirth. Weil auf die Schnelle kein Ersatz zu finden gewesen sei, sei ihm nichts anderes übrig geblieben, als das Event erneut abzusagen.

Statt 18 Köchen gibt es diesmal nur noch 16

Die Vorbereitungen in diesem Jahr liefen gut. 14 Köche hätten bereits zugesagt. Bierwirth geht davon aus, dass am Ende 16 Gastronomen ihre Zelte in der City aufschlagen werden. Hinzu kommen drei Getränkestände. Zum Vergleich: 2019 gaben sich 18 Restaurants und drei Getränkestände bei „Essen verwöhnt“ die Ehre. Neu dabei sind dieses Jahr die Restaurants Fischerei mit Gärtnerei sowie Schick Essen. Dafür hinterlassen andere Lücken: Der Kiepenkerl zu Essen, seit Jahren gerngesehener Stammgast beim Gastro-Event, wird dieses Mal ebenso fehlen wie das Restaurant Trüffel. Gesucht werden also noch zwei Restaurants, Interessenten können sich beim Veranstalter melden.

Noch vor einigen Jahren zeigte sich Bierwirth skeptisch, ob es überhaupt in Zukunft genügend ambitionierte Wirte und Köche gebe, die Zeit, Energie und Personalressourcen haben, um neben dem Alltagsgeschäft eine Gastro-Meile wie die in der Essener Innenstadt stemmen zu können. Das gelte vor allem, wenn man dabei einen Gourmet-Anspruch hochhalten will. Bierwirth, der hauptberuflich Gastronomen mit Feinkost und Getränken beliefert und deshalb viel Einblick hat, sah die Essener Gastronomie nicht nur wegen Corona in einer Krise. Die Reduzierung der Koch-Stände von 18 auf 16 mag damit zusammenhängen.

Auch die Rü-Konkurrenz hatte zuletzt Probleme, genügend Gastronomen zu finden

Neben „Essen verwöhnt“ gibt es an großen Gastro-Meilen in Essen noch die von Bierwirth ebenfalls organisierte Meile auf Zollverein im Spätsommer – und im Hochsommer „Rü - Genuss pur“ in Rüttenscheid, veranstaltet von einem Konkurrenzteam und traditionell garniert mit viel Musik. Auch auf dem Messe-Parkplatz hatte man zuletzt allerdings Probleme, eine genügend große Zahl an Gastronomen zu motivieren.

Gerne betont Bierwirth, dass das Kulinarische bei „Essen verwöhnt“ im Vordergrund stehe und nicht Party und laute Musik. 1999 hat er die Essener Gourmetmeile ins Leben gerufen, als eine der ersten im Ruhrgebiet. 2023 steht die 22. Auflage an. In dieser Zeit habe sich „Essen verwöhnt“ einen guten Ruf erarbeitet. „Die Kettwiger Straße, Essens Open-Air-Wohnzimmer, ist dann das größte Restaurant der Stadt.“

Innenstadt soll von der Gastro-Meile möglichst profitieren

Die reine Gaumenfreude sei die eine Seite des Events, die Belebung der Innenstadt die andere: Der Einzelhandel soll vom Gastro-Spektakel profitieren und auch der Tourismus. „Was spricht dagegen, den Besuch bei Essen verwöhnt mit einem Abstecher im Dom oder im Folkwang Museum zu verbinden“, sagt Bierwirth.

Der relativ frühe Zeitpunkt im Frühsommer führte indes einige Male dazu, dass „Essen verwöhnt“ selbst nicht gerade verwöhnt wurde – nämlich vom Wetter. Auch litt die Veranstaltung gelegentlich darunter, dass ungebetene Passanten die Gourmet-Gäste aggressiv anbettelten, während diese sich zum Essen niederließen. Die Probleme der Innenstadt lassen sich während der mehrtägigen Gastro-Meile eben nicht vollständig aussperren. Man habe aber Mittel und Wege, um Belästigungen zu unterbinden, heißt es.