Essen. Viele ukrainische Kinder in Essen und Mülheim sind traumatisiert. Ein Golfturnier spielte jetzt 100.000 Euro ein: So werden Therapien finanziert.

Mit Golfturnieren spielt der Essener Verein Menschenmögliches (MM) regelmäßig hübsche Summen für den guten Zweck ein. Beim jüngsten Turnier Mitte Mai, das alle Rotary-Clubs aus Essen und Mülheim gemeinsam organisierten, fielen die Gefühle und die Spendensummen besonders groß aus: 100.000 Euro kommen nun einem MM-Projekt zugute, das traumatisierten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine hilft, die in Essen und Mülheim Zuflucht gefunden haben.

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MM hat vier ukrainische Familientherapeutinnen angestellt, um den jungen Flüchtlingen zu helfen, die aus ihrem Heimatland neben ein paar Habseligkeiten oft schlimme Erfahrungen mitgebracht haben. In enger Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Essen und mit Unterstützung verschiedener Stiftungen, Firmen, Privatleuten sowie den beiden Nachbarstädten wurde die erste Therapeutin schon kurz nach Kriegsbeginn im April 2022 eingestellt. Inzwischen sind in Essen sowie bei den Caritas-Sozialdiensten in Mülheim jeweils zwei Therapeutinnen angestellt, die sich mit ihren jungen Klienten in deren Muttersprache unterhalten können.

Viele ukrainische Kinder haben Menschen sterben sehen

Im Rahmen des Golfturniers im Golfclub Haus Oefte am 12. Mai berichteten die vier Frauen über die Folgen von Krieg, Gewalt, Vertreibung und Flucht. Praktisch jede ukrainische Familie hat schon jemanden verloren, viele Kinder trauern um den Vater oder den großen Bruder. Viele haben Menschen sterben sehen oder so lange angstvoll in Kellern ausharren müssen, dass sie sich auch hier nicht aus dem Haus trauen.

Der Verein Menschenmögliches hat vier ukrainische Therapeutinnen angestellt (v.l.): Nataliia Tyrinova, Valeriia Serheieva, Simone Oster (Menschenmögliches), Yuliia Diakunenko, Susanne Pfeiffer (Menschenmögliches) und Natalia Shapoval.
Der Verein Menschenmögliches hat vier ukrainische Therapeutinnen angestellt (v.l.): Nataliia Tyrinova, Valeriia Serheieva, Simone Oster (Menschenmögliches), Yuliia Diakunenko, Susanne Pfeiffer (Menschenmögliches) und Natalia Shapoval. © MM

Die 100 Teilnehmer der Abendveranstaltung hörten den bewegenden Bericht der Therapeutinnen, die alle selbst mit ihren Kindern hierher geflüchtet sind. Mit minutenlangem Applaus zeigten sie ihre Wertschätzung für die Arbeit der Ukrainerinnen, mit den Spenden von insgesamt 100.000 Euro stellen sie sicher, dass diese Arbeit über 2023 hinaus fortgesetzt werden kann.

Das Golfturnier fand unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeister Thomas Kufen (Essen) und Marc Buchholz (Mülheim), statt. Beteiligt waren die Rotary Clubs RC Essen, RC Essen-Gruga, RC Essen-Süd, RC Essen-Ruhr, RC Mülheim/Ruhr und RC Mülheim/Ruhr-Schloss Broich: Unter dem Namen „Rotarygolf4projects“ unterstützen sie erstmals gemeinsam ein städteübergreifendes Projekt.

Verein steht Kindern in Notlagen zur Seite

Der 2011 in Essen gegründete Verein Menschenmögliches e.V. steht Menschen zur Seite, die schwer erkrankt sind oder die keine Hoffnung auf Heilung haben. Ein besonderes Augenmerk legt der Verein auf die Kinder krebskranker Eltern. Das Leid der ukrainischen Kinder, von denen 70 Prozent als traumatisiert gelten, berührte das MM-Team so sehr, dass sich der Verein 2022 spontan entschloss, die Familientherapeutinnen einzustellen, die sich nun in den Flüchtlingsunterkünften um die Kinder und ihre Mütter kümmern.

Kontakt telefonisch: 0201-85 89 25 30 oder per Mail an: Infos auf: https://menschenmoegliches.de/