Essen. „Frauenliebe im Pott“ setzt sich seit 30 Jahren in Essen für Rechte lesbischer Frauen ein. Zur Party sind auch Männer eingeladen – zum Teil.

Einsatz zeigen für Gleichberechtigung und das lesbische Leben sichtbar machen: Das sind Ziele des Essener Vereins „Frauenliebe im Pott“ (Flip), der am Samstag, 17. Juni, sein 30-jähriges Bestehen mit einer Party feiert.

Eines der ersten Mitglieder war Barbara Raasch. Die heute 65-Jährige hatte sich damals parallel zu ihrem eigenen Coming-out dem Verein angeschlossen. „Damals war Lesbe noch ein Schimpfwort, jetzt sind wir stolz darauf, uns so zu nennen“, erzählt die Essenerin, die in Frohnhausen in einem Wohnprojekt mit Lesben lebt.

Flip-Mitglied hat gelernt, offen mit Homosexualität umzugehen

In den vergangenen 30 Jahren habe sich viel verändert, erklärt Raasch. Homosexuelle würden mehr Anerkennung in der Gesellschaft erfahren, Gesetze wurden entsprechend angepasst, auch Eheschließungen sind mittlerweile möglich. Frauen würden sich häufiger und früher zu ihrer Homosexualität bekennen, Anfeindungen im öffentlichen Raum hätten nachgelassen. „Aber es gibt sie noch immer“, sagt die Diplompädagogin, die selbst mit den Jahren gelernt hat, offen und selbstbewusst mit ihrer Lebensweise umzugehen.

Und dennoch gebe es für den Verein noch immer viel zu tun. „Wenn ein lesbisches Paar eine Wohnung sucht, haben sie oft das Gefühl, benachteiligt zu werden“, sagt Raasch und erklärt, dass es auch darauf ankomme, ob man in einer Groß- oder Kleinstadt wohne und auch in welchem Land. In Ländern mit rechtsgerichteten Regierungen hätten es Homosexuelle grundsätzlich schwerer.

Coming-out-Gruppe trifft sich im Essener Beginenhof

Der Austausch mit Gleichgesinnten sei immer wichtig und dafür sorgt der Verein „Frauenliebe im Pott“ mit seinen Angeboten. So kommen regelmäßig Tanz- und Sport-, aber auch Gesprächsgruppen zusammen. Außerdem gibt es explizit eine Coming-out-Gruppe, die sich im Café Together, Kleine Stoppenberger Straße 11-13, trifft. Es gebe beispielsweise Frauen, die in der Familienphase stecken und sich umorientieren möchten, erklärt Raasch. Das niedrigschwellige Angebot gebe da gezielt Unterstützung. Niemand müsse Vereinsmitglied sein, um die Veranstaltungen zu besuchen.

Auch das Alter der interessierten Frauen sei nicht relevant. „Wir erleben einen Generationenwechsel“, so Raasch. Es kämen immer mehr Jüngere, so gebe es jetzt auch eine U 40-Gruppe im Verein, der stets an der Grenze zu 100 Mitgliedern stünde. „Zum 30-jährigen Bestehen würden wir die Marke gerne knacken.“ Das Einzugsgebiet erstrecke sich über das ganze Ruhrgebiet bis zum Niederrhein, viele würden aber aus Essen, Duisburg und Umgebung kommen.

Flip feiert 30-jähriges Bestehen in Essener Hotel Franz

Zur 30-Jahr-Feier am Samstag, 17. Juni, sind nicht nur Mitglieder, sondern alle anderen Interessierten ins Hotel Franz, Steeler Straße 261, nach Huttrop eingeladen. Anmeldungen sind nicht erforderlich, der Eintritt ist frei und zum offiziellen Teil sind explizit auch Männer eingeladen. Beginn ist um 17.30 Uhr. Oberbürgermeister Thomas Kufen will dann ebenso wie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Essen, Barbara Wolf, und eine Vertreterin der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW Grußworte sprechen.

Im Anschluss stellen Mitglieder des Vereins ihre Angebote und Gruppen vor, es gibt Essen und Trinken (Verzehrkarten müssen gekauft werden) und um 20 Uhr beginnt dann der inoffizielle Teil, in dem die Frauen unter sich sein wollen – ob lesbisch oder nicht, ist jedoch irrelevant. Weitere Infos zu Party und Verein auch unter https://www.flip-ruhr.de/

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