Essen. Die Kommune will einen weiteren Radarwagen und einen „Blitzanhänger“ auf die Straßen schicken. Die Investitionen machen sich rasant bezahlt.

Die Stadt Essen drückt bei der Überwachung des fließenden Verkehrs aufs Gas und will gleich zwei Gänge höher schalten: Geplant ist nicht nur die Anschaffung eines siebten Blitzerautos. Auch ein sogenannter „Blitzanhänger“ soll geleast werden, um die Raser unter den Auto- und Motorradfahrern konsequenter sanktionieren zu können. Der Ordnungsausschuss soll in seiner Sitzung am Mittwoch grünes Licht für das Vorhaben geben, von dem sich die Stadt mehr Verkehrssicherheit, aber auch mehr Einnahmen über Knöllchen verspricht.

„Ziel ist die Reduzierung des allgemeinen Geschwindigkeitsniveaus als wirksamster Schutz gerade der schwächeren Verkehrsteilnehmer“, heißt es in einem Papier des Ordnungsamtes, das rund 600 Gefahrenstellen auf Essener Stadtgebiet ausgemacht hat - vor allem vor sensiblen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten oder Seniorenheimen seien regelmäßige Überwachungen notwendig. Zudem seien immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Darauf müsse reagiert werden - mit Mensch und Material.

Der „Blitzanhänger“ braucht nur wenig Betreuung

Während für die Bedienung eines weiteren Radarwagens in zwei Schichten zwei zusätzliche Kräfte im Außendienst plus zwei im Innendienst für die Auswertung der erfassten Daten erforderlich werden, sei der Einsatz der sogenannten semistationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlage weniger personalintensiv. Der „Blitzanhänger“ kann an ausgesuchten Stellen über mehrere Tage Temposünder entlarven, ohne großer personeller Betreuung zu bedürfen.

Wie bei vergleichbaren Vorhaben in der Vergangenheit auch, geht die Stadt nach allen Erfahrungen davon aus, dass sich die Investitionen rasant rechnen werden. Der Radarwagen und der Blitzanhänger, der in den kommenden Jahren mit jährlichen Leasingkosten in Höhe von 96.000 zu Buche schlägt, dürften gemeinsam zusätzliche 800.000 Euro pro Jahr einspielen, heißt es.

Teurere Knöllchen haben der Stadt zuletzt Mehreinnahmen in Millionenhöhe beschert. Dass Temposünder und Falschparker seit November 2021 stärker zur Kasse gebeten werden, wird sich für die Kommune auch weiterhin auszahlen.

Temposünder mussten 5,2 Millionen Euro bezahlen

Das zeigt ein Blick auf die Statistik des Ordnungsamtes im Vergleich der beiden vergangenen Jahre:

Bei den Tempoverstößen haben die bezahlten Verwarn- und Bußgelder deutlich um zwei Millionen Euro mehr im Jahresvergleich zugelegt. Durch sechs stationäre und ebenso viele mobile Überwachungseinheiten kamen im vergangenen Jahr bei 166.626 gemessenen Tempoverstößen etwa 5,2 Millionen Euro zusammen. Im Jahr zuvor waren es Einnahmen von 3,2 Millionen bei 161.942 Überschreitungen der erlaubten Höchstgeschwindigkeit.

Zum Teil müssen Stadtraser doppelt so viel zahlen wie früher: Bei Überschreitungen bis 10 km/h sind es 30 anstatt 15 Euro, bei 11 bis 15 km/h 50 anstatt 25 Euro und zwischen 16 und 20 Stundenkilometern zu viel sind es nun 70 und nicht mehr 35 Euro.

Doch es geht auch dreistellig: Satte 220 Euro mehr standen auf dem Bescheid eines Autofahrers, der von dem Blitzer an der Bismarckstraße erwischt wurde. Da er über 60 Stundenkilometer schneller unterwegs war als erlaubt, flatterte ihm ein Bußgeld in Höhe von 700 Euro ins Haus, inklusive zweier Punkte in der Verkehrssünderdatei und eines dreimonatigen Fahrverbots.

Mit 114 Sachen über die Bismarckstraße

Er hatte 114 km/h auf dem Tacho, der höchste Wert, der bei der Geschwindigkeitsüberwachung im vergangenen Jahr in Essen gemessen worden ist, gefolgt von einem Temposünder, der mit 97 Sachen in der Laserfalle an der Bernestraße landete.

130.857 Mal blitzte es in den sechs städtischen Radarwagen, in 36.626 Fällen lösten die stationären Anlagen an der Bredeneyer Straße, auf der A 40 sowie an der Bismarckstraße und Bernestraße aus. Allein die beiden letztgenannten jüngsten Blitzer, die sowohl Rotlicht- als auch Tempoverstöße registrieren, kamen auf zusammen 8800 „Treffer“.

Durch die Überwachung des fließenden als auch des ruhenden Verkehrs haben knapp 70 Stadtkräfte im vergangenen Jahr insgesamt 13,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein Plus von rund 5,5 Millionen im Vergleich zu 2021.

Wann der neue „Blitzanhänger“ seinen ersten Einsatz haben könnte, ist noch nicht klar.