Essen. Eine Essener Familie hat im Februar 2022 einen Neuwagen bestellt. Auf die Lieferung wartet sie noch immer. Ein Händler erklärt, wieso.

Familie Seckler aus Essen-Borbeck wartet jetzt seit 16 Monaten auf ihr neues Auto und fühlt sich verschaukelt. „Wir werden allein gelassen“, sagt Familienvater Tobias Seckler, der zunehmend genervt ist. Mittlerweile hat er sogar schon das Bundeswirtschaftsministerium angeschrieben. Ohne Erfolg.

„Wir haben im Februar 2022 bei Opel Borgmann in Borbeck einen Opel Corsa-E im Leasing bestellt“, berichtet Seckler. Der Hersteller gab damals eine Lieferzeit von sechs Monaten an. So wurde es auch Seckler mitgeteilt.

Die Förderung lief aus. „Dass uns die Prämie jetzt fehlt, interessiert niemanden“

Kurz, nachdem Seckler den Leasingvertrag unterschrieben hatte, brach der Ukraine-Krieg aus. Im Juli hieß es, es werde Oktober, im Oktober hieß es, es werde Dezember. Der Jahreswechsel brachte eine bundesweite Kürzung der Förderung beim Kauf von Elektroautos mit sich: „Dass uns die Prämie jetzt fehlt, interessiert niemanden“, beklagt sich Seckler. „Aus dem Wirtschaftsministerium kam nur die lapidare Antwort, die Bürger hätten genug Zeit gehabt, sich auf die Kürzung einzustellen.“

Bis heute wartet die Familie auf ihr neues Auto. „Unser altes tut es so gerade noch“, berichtet Seckler. Ein 14 Jahre alter VW, allerdings mit latentem Motorschaden; lange Fahrten seien keinesfalls mehr drin.

Borgmann ist ein traditionsreicher Opel-Händler mit neun Standorten im Ruhrgebiet. Jörg Borgmann, Inhaber in dritter Generation, sagt: „Die gesamte Branche leidet unter Lieferengpässen. Uns als Händler sind die Hände gebunden, und wir bedauern jeden Verzögerungsfall.“ Der Ukraine-Krieg sei nicht der einzige Grund - es liege auch am Personalmangel und vielen Faktoren, die für Händler und Kunden nicht durchschaubar seien.

Krieg, Personalmangel – es gibt viele Gründe

Borgmann bot aus Kulanz der Familie einen Rücktritt vom Leasingvertrag an. Das war allerdings für Familie Seckler nie eine Option. Jörg Borgmann – sein Unternehmen verkauft sechs verschiedene Automarken – berichtet, dass unabhängig vom Hersteller die Lieferverzögerungen derzeit viele Verkaufsabläufe erschwerten. „Wir selbst sind ja Kunden der Industrie und finden die Verzögerungen genau so frustrierend wie unsere Kunden.“

Mittlerweile böte Borgmann seinen Kunden schon an, das Fahrzeug, wenn es denn endlich da ist, selbst von den Industriehäfen abzuholen, damit wenigstens ein paar Tage und Wochen gewonnen werden. „Damit haben wir einige Probleme in der Logistik auffangen können.“

Elektro-Autos häufiger von Lieferschwierigkeiten betroffen

Bei einigen Elektro-Modellen gebe es derzeit Lieferzeiten von bis zu 24 Monaten. Elektro-Autos seien in der Regel noch häufiger von Lieferschwierigkeiten betroffen als Autos mit herkömmlichen Verbrennermotoren.

Bei den Verbrennern gebe es derzeit eine deutliche Entspannung: Erstmals hat Borgmann eigenen Angaben zufolge seit längerer Zeit wieder einen größeren Lagerbestand. Selbst Tageszulassungen mit Rabatten seien wieder möglich.

Auch bei den Elektro-Modellen geht Autohändler Jörg Borgmann davon aus, dass der Scheitelpunkt bei den Verzögerungen jetzt endlich erreicht sei und sich die Lage weiter normalisiert.

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