Essen. Fünf Schülerinnen der Erich Kästner-Gesamtschule machten ein dreiwöchiges Betriebspraktikum im Ausland. Warum es sich gelohnt hat.
Manchmal war das Essen komisch, manchmal musste man sich das Klo mit Fremden teilen, und Verständigung ging oft nur mit Händen und Füßen. Trotzdem: „Wir würden es sofort wieder machen“, sagen fünf Schülerinnen der Erich Kästner-Gesamtschule in Essen-Steele. Die jungen Frauen waren für drei Wochen mit der Krupp-Stiftung im Ausland, hatten ein Stipendium für ein Betriebspraktikum in der Fremde erhalten.
„Fünf Schülerinnen unserer Schule auf einmal, das gab es noch nie“, sagt Lehrerin Gabriele Senge-Balles, an der Kästner-Gesamtschule auch für die Berufsorientierung der Jugendlichen zuständig. „Besonders die Bewerbung ist aufwendig, und wir freuen uns immer, wenn es jemand schafft.“
Hohe Hürden zu Beginn der Bewerbung
Wer die Chance ergreifen will, erste Auslandserfahrungen zu machen, muss ein mehrseitiges Motivationsschreiben abliefern, dazu einen Lebenslauf auch auf Englisch, und in der zweiten Runde gilt es, ein Bewerbungsgespräch zu durchlaufen. „Es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt, und unsere Schule hat uns unterstützt“, sagen Joyce Emily und die anderen Schülerinnen des Q1-Jahrgangs der Kästner-Gesamtschule.
Die Krupp-Stiftung spricht mit ihrem Betriebs-Stipendium im Ausland alle Jugendlichen an Essener Schulen an. Für die Mädchen der Erich Kästner-Gesamtschule ging es für knapp drei Wochen nach Italien und nach Belgien.
Annamaria, Joyce Emily und Aminata (17 und 18) waren in einem Schullandheim, etwa zwei Autostunden entfernt von Rom. Dort kümmerten sie sich um die Verpflegung der besuchenden Schulklassen, machten die Zimmer oder übernahmen Gartenarbeit. Sie hatten die Möglichkeit, die Ausflüge der Schulklassen zu begleiten. „Ein Highlight war, dass wir den Papst in Rom gesehen haben“, berichtet Joyce Emily.
Das Essen in Italien: Anders als erwartet
Ezgi verbrachte das dreiwöchige Praktikum in Brescia, südlich des Gardasees in Italien. In der Zentrale von Thyssenkrupp Rothe Erde übernahm die 18-Jährige einen Bürojob im Verkaufsbereich. Zusätzlich hatte Ezgi viel Zeit zum Reisen und besuchte mehrere Städte in der Umgebung. „Ich war in Verona, Rom, Venedig und Mailand und jede Stadt hat mich total begeistert“, erzählt die Schülerin. Gewohnt hat Ezgi in verschiedenen Gastfamilien. „Meine Arbeitskollegen haben mich sehr gastfreundschaftlich aufgenommen.“ Die 18-Jährige habe die Italiener als sehr lebensfroh und positiv empfunden.
Nur das Essen war manchmal überraschend: „Dass die Italiener die Nudeln noch ziemlich hart essen, also ,al dente’, habe ich vorher nicht gewusst“, sagt Aminata. Auch der Pizzateig sei ungewöhnlich dünn gewesen. „Ehrlich gesagt, schmeckt mir das italienische Essen in Deutschland fast besser“, sagt sie und lacht. Was noch gewöhnungsbedürftig war: „Öffentliche Toiletten bestehen oft nur aus der Keramik, haben keine Klobrille“, sagen Joyce und die anderen, die in Italien waren. „Das fanden wir am Anfang manchmal schwierig.“
Müll auf den Straßen, häufig roch es unangenehm
Viel leichter war es dagegen, zu kommunizieren, auch über Sprachbarrieren hinweg: „Mit Händen und Füßen, mit viel Gestik und Mimik hat das funktioniert“, berichtet Joyce Emily.
Anwi besuchte einen Bankenverband in Brüssel, übernahm dort Aufgaben im Management-Bereich. „Manchmal war das ziemlich anstrengend, und ich musste viel Englisch sprechen. Es hat mir aber Spaß gemacht“, berichtet die 18-Jährige. Die Schülerin teilte sich eine privat vermietete Wohnung („AirBnB“); was in Brüssel üblich sei. „Ich habe damit nicht gerechnet und es war ungewohnt, doch der Wohnraum dort ist sehr begrenzt.“ Auf den Straßen gäbe es viel herumliegenden Müll, häufig roch es unangenehm.
Es sei jedoch toll gewesen, weg von zu Hause eine „eigene Welt“ zu haben. „Mir hat es echt gutgetan, aus meiner Komfortzone herauszusein, ich möchte auf jeden Fall wieder alleine reisen“, sagt Anwi. Auch die anderen berichten, dass sie sich nach dem Praktikum selbstbewusster fühlen, eigenständiger – und das Programm jederzeit weiterempfehlen würden.