Essen. „ Macbeth“, „My Fair Lady“, „Fausto“ – und „Bye-Bye Ben“. Was das Aalto-Theater Essen in der kommenden Spielzeit vorhat in Oper und Ballett.
Eine geballte Dosis an Frauenpower erwartet das Essener Opern- und Konzertpublikum in der kommenden Saison. Etliche Kompositionen, Dirigate und Inszenierungen werden Damenhänden anvertraut, wie Intendantin Merle Fahrholz und der künftige Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti auf einer Pressekonferenz im Aalto-Theater versprachen. So werden Komponistinnen von gestern und heute nicht nur in den Konzertprogrammen reichhaltig vertreten sein, sondern auch im Musiktheater.
Gipfelnd in dem neuen Komponistinnenfestival „her:voice“ vom 9. bis 12. Mai 2024 - doch bereits am 27. Januar hebt sich der Vorhang zur deutschen Erstaufführung der Oper „Fausto” der französischen Komponistin Louise Bertin, einer Zeitgenossin von Berlioz und Gounod. Und zwar in der Regie von Tatjana Gürbaca.
Programmbuch enthält erstmals alle Sparten
Im neuen und edel gestalteten Programmbuch können sich die Musik- und Theaterfreunde über das komplette Angebot des Theaters und der Philharmonie informieren. Im Musiktheater stehen sechs neue Produktionen an: Zum Auftakt unter der Leitung von Andrea Sanguineti in der Regie von Emily Hehl ein nahezu kompletter „Macbeth“ von Giuseppe Verdi inklusive aller Ballett- und Chorszenen (ab 3. September). Auf eine große Operette müssen die Essener noch warten. Dafür widmet sich die italienische Regisseurin Ilaria Lanzino dem Musical-Klassiker „My Fair Lady“ (ab 30. September).
Als Partner der „Jungen Opern Rhein-Ruhr“ wird ab dem 26. November James Reynolds aufwändige Familienoper „Geisterritter“ nach dem Roman von Cornelia Funke auch in Essen gezeigt. Nach Louise Bertins „Fausto“ wird als zweite Rarität am 13. März die klassische Komödie „L’amant anonyme oder Unerwartete Wendungen“ des aus Guadeloupe stammenden Komponisten Joseph Bologne gezeigt. Ein Stück über das Wesen der Liebe, das durch diverse Beiträge von Teilnehmern des „Aalto:StartUp“-Projekts ergänzt wird. Mit dem Start-up-Projekt sollen neue Spielformen erprobt werden. Regie führen Zsófia Geréb und Alvaro Schoeck.
Spürbare Risikofreudigkeit des neuen Leitungsteams
Geschlossen wird der musikalische Premierenreigen mit einer Neuinszenierung von Alban Bergs modernem Klassiker „Wozzeck“, inszeniert von Martin G. Berger (ab 25. Mai 2024). Die Mischung zweier Standardstücke zu Beginn und Ende der Spielzeit mit einer Familienoper, einem Musical sowie zwei Raritäten mit feministischen und experimentellen Akzenten lässt eine spürbare Risikofreudigkeit des neuen Leitungsteams erkennen.
Abgesichert wird das Angebot durch acht Wiederaufnahmen erfolgreicher Produktionen, von denen der neue Generalmusikdirektor fünf dirigieren wird: „Tristan und Isolde“, „Le Nozze di Figaro“, „Così fan tutte“, „Tosca“ und „Aida“. Während Sanguineti sein neues Amt antritt, wird Ballettintendant Ben van Cauwenbergh nach 16 Spielzeiten das Aalto-Ballett verlassen - mit zwei großen Programmen. Ab dem 13. April mit dem vierteiligen Abend „Lost“ inklusive zweier Uraufführungen mit Choreographien von Ana Maria Lucaciu, Armen Hakobyan und Ben van Cauwenbergh. Mit einer völlig neu gestalteten Tanzcollage aus Cauwenberghs frühen Werken „Tanzhommage an Queen“ und „La vie en rose“ unter dem Titel „Bye-Bye Ben“ wird sich Cauwenbergh ab dem 22. Juni 2024 verabschieden. Dass die Queen-Titel live vom Orchester erklingen werden, darauf freut sich der 64-jährige Choreograph besonders.
Die Intendantin ist guter Dinge, in Kürze wieder die Auslastungszahlen der Jahre vor der Pandemie erreichen zu können. Derzeit schwankt der Besuch zwischen 60 und 70 Prozent. Aktuell steht ihr ein Etat in Höhe von 49 Mio Euro zur Verfügung. Inwieweit der Betrag angesichts von Inflation und bevorstehenden Tariferhöhungen angepasst werden muss und kann, das wird Gegenstand künftiger Verhandlungen sein. Ein Bericht über das Konzertangebot der Essener Philharmoniker folgt in den nächsten Tagen.
Der Vorverkauf für die ganze Saison beginnt am 10. Juni 2023 (www.theater-essen.de)