Liegen noch mehr Auto-Wracks im Baldeneysee in Essen?
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Essen. Die Feuerwehr hat insgesamt zunächst vier Autos geborgen. Geholfen hat ein Sonargerät der DLRG. Was auf dem Grund des Sees alles zu sehen ist.
Die Bilder sehen aus, als hätte sie ein ferngelenkter Roboter auf dem Mars aufgenommen. Doch der rotbraune Sand, der auf dem Bildschirm zu sehen ist, stammt nicht von einem Himmelskörper. Es ist der Grund des Baldeneysees. Patrick Nies, ehrenamtlicher Helfer der DLRG, steuert die „Sophia“ nah an einer Boje vorbei. Ein Sonargerät am Heck des Bootes liefert gestochen scharfe Aufnahmen von dort unten. Hier, wenige Meter vom Ufer entfernt, soll also der vierte Wagen liegen, den die Feuerwehr vom Grund des Sees bergen will.
Die DLRG-Helfer waren zufällig auf das Wrack gestoßen, als sie im vergangenen Sommer den See abfuhren, um das neue Sonargerät ausprobieren. Zur eigenen Überraschung fielen ihnen gleich drei versenkte Autos auf, wobei es eines scharfen Auges bedarf und etwas Fantasie, um zu erkennen, dass es sich um Kraftfahrzeuge handelt.
Ein Smart und ein Mercedes wurden bereits am Dienstag an den Haken genommen
Den vierten Wagen, ein Smart, der wie sich herausstellen sollte als gestohlen gemeldet war, hatten Feuerwehr und Ruhrverband am Dienstagmorgen unweit des Stauwehrs aus dem See geholt. Wenig später nahm das Arbeitsboot des Ruhrverbandes am Hardenbergufer einen alten Mercedes Strich Acht an den Haken.
Am Mittwochmorgen folgte nahe der DLRG Rettungsstation auf Heisinger Seite schließlich das dritte Fahrzeug. Andreas Wieser, stellvertretender Bezirksleiter, war sich sicher, dass es sich um einen alten Fiat 500 handeln würde. Der Mann scheint etwas von Autos zu verstehen. Die Aufnahmen des Sonargerätes weiß Wieser jedenfalls richtig zu deuten. Denn tatsächlich tauchte aus den Fluten der legendäre Kleinwagen aus Turin auf. Segler, die ihn von ihrem Boot aus gesichtet hatten, hielten ihn für einen VW Käfer, wie Hans Walter Fink von der IG Baldeneysee als Zaungast der WAZ berichtete – und lagen daneben.
Wie der kleine Italiener in den See gelangt ist, bleibt vorerst ein Rätsel, was auch für den alten Mercedes gilt, den die DLRG-Helfer entdeckt hatten. „Eine plausible Erklärung haben wir noch nicht“, sagt Bernd Weichert. Der Einsatzleiter der Feuerwehr geht davon aus, dass die Ruhrströmung den Wagen an diese Stelle getragen hat, verläuft doch hier das alte Ruhrbett.
Das Sonargerät liefert Bilder bis zu 20 Meter vom Boot der DLRG entfernt
An der vierten Fundstelle nahe Schloss Baldeney ist auf dem Bildschirm ein rechteckiger Gegenstand zu sehen. Bis zu einer Entfernung von 20 Metern zu beiden Seiten des Bootes kann Patrick Nies den Grund absuchen. Kommt dem DLRG-Helfer etwas ungewöhnlich vor, kann er die Bilder heranzoomen. Über vier Meter lang ist der Fund, so zeigt es das Gerät an. Aber das soll ein Auto sein? Patrick Nies ist sich sicher. Für die Bergung hat sich der selbstständige Softwareentwickler extra ein paar Tage Urlaub genommen. Einen Einsatz wie diesen erlebt man am Baldeneysee schließlich nicht alle Tage.
Unter den Rettern der Feuerwehr liefen bereits Wetten, dass es ein Opel Kapitän sein könnte, der dort untergegangen ist. Es muss Jahrzehnte her sein. In den 1950er und 1960er Jahren lief der Kapitän bei Opel vom Band. Ein Oldtimer-Kennzeichen würde der Wagen also bekommen ...
Doch als der Kran des Arbeitsschiffes das Wrack aus dem Wasser hievt, ist klar, dass sich Restauratoren keine Mühe geben müssen. Die Karosserie ist so marode, dass sie in sich zusammenfällt. An Bord landet nur noch ein Haufen Schrott. Die „Orca“ bringt auch ihn in den Hafen Scheppen. Am Freitag werden Kripo-Beamte die Funde in Augenschein nehmen, um herauszufinden, ob womöglich auch die anderen Wagen als gestohlen gemeldet sind. Hätte man die Fahrzeuge nicht früher an die Oberfläche holen müssen?
Der Ruhrverband habe erst im März durch die Wasserschutzpolizei von den Funden erfahren, sagt Verbandssprecher Thorsten Schlautmann. Die Feuerwehr habe dann angeboten, die Wagen im Rahmen einer Übung zu bergen. „Dieses Angebot haben wir gerne angenommen“, sagt Schlautmann. Kein Wunder. Andernfalls hätte der Ruhrverband eine Bergungsfirma beauftragen und bezahlen müssen, denn einfach im See belassen kann man die Autos selbstredend nicht, wenn man von ihnen weiß. So bleibt der Wasserversorger wohl nur auf den Entsorgungskosten sitzen.
Besonderer Einsatz am Baldeneysee- Autowracks geborgen
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Auf dem Grund des Sees liegen auch jede Menge Autoreifen
Liegen möglicherweise noch mehr Autos im Baldeneysee? Auszuschließen ist das nicht. Auf die Funde gestoßen waren die DLRG-Retter als sie ihr Boot von der Station in Heisingen zum DLRG-Stützpunkt nahe des Seaside Beaches steuerten; in Schrittgeschwindigkeit, denn nur dann liefert das Sonargerät brauchbare Bilder. Zu sehen waren jede Menge Autoreifen. Auch auf mehrere gesunkene Kajaks sei man gestoßen, die geborgen werden müssen, berichtet Patrick Nies.
Den kompletten See haben die Helfer noch nicht mit ihrem Sonar abgefahren. Gut möglich also, dass noch die eine oder andere Überraschung auftaucht. Fest steht: Wer ein gestohlenes Auto im See versenkt, kann sich nicht länger sicher sein, dass es nicht gefunden wird.
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