Essen. Lisa Wittig hat ihr erstes Festengagement am Essener Aalto-Theater. Die junge Sopranistin zeigt ihr Talent nicht nur in „Die Hochzeit des Figaro“

Sie kann ihr Glück kaum fassen. Lisa Wittig wurde mit 27 das jüngste Mitglied des Opernensembles. Sie strahlt. Beim Vorsingen konnte sie Aalto-Intendantin Merle Fahrholz, den Ensemblevorstand des Theaters sowie Studienleiter Oliver Malitius auf Anhieb überzeugen und erlebt den nicht enden wollenden Zauber der ersten Male: Zum ersten Mal einen eigenen Spiegel in der Garderobe haben, mit dem Orchester singen, die tolle Akustik des Theaters entdecken, eine neue Figur entwickeln. Ihr Rollendebüt als Zweitbesetzung der Susanna gibt sie nun mit der Neuproduktion von Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“.

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Bei „Jugend musiziert“ die Stimme als Instrument entdeckt

Mit vier Jahren fing sie an, Klavier zu spielen. Saxophon und Gitarre probierte die gebürtige Triererin aus. „Doch das Klavier hat mich zum Gesang gebracht“, erzählt Lisa Wittig. Bevor sie bei „Jugend musiziert“ und der Berliner International Music Competion gewann, begleitete sie junge Sänger im Wettbewerb und entdeckte die Stimme als Instrument. Mit zwölf erhielt sie ihren ersten Gesangsunterricht. Von 2014 bis 2022 studierte sie Operngesang, Gesang und Gesangspädagogik an der Hochschule für Musik in Karlsruhe und präsentierte ihre ersten Partien. Als Fortuna war sie in „L’ incoronazione di Poppea“ am Stadttheater Pforzheim zu hören, als Pamina in „Die Zauberflöte“ bei den Ettlinger Schlossfestspielen, als Tatjana in einer Hochschulproduktion von „Eugen Onegin“.

Adele hat sie zu Hause gerne gehört, aber auch Joe Cocker und U2, die Musik ihrer Eltern. „Die klassische Musik ist vielschichtiger“, meint sie. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und habe im Gesang ein gutes Gefühl gefunden. Ich brauche das, um ausgeglichen zu sein.“ Als zielstrebig, diszipliniert und neugierig beschreibt sie sich. Mehr als zuvor weiß sie, was sie will: „Ich möchte mich sowohl der Oper als auch dem Konzert- und Liedgesang widmen, weil das die Stimme beweglich hält“, erklärt Lisa Wittig, die darauf achtet, was zu ihrer Stimmfarbe passt, und nicht mit Kraft zu singen: „Mozart hat etwas Heilsames und schafft zugleich einen emotionalen Zugang.“

Mit Pamina in der „Zauberflöte“ ging ein Traum in Erfüllung

Klar sind irgendwann Komponisten wie Verdi und Wagner an der Reihe. Doch dafür will sie sich noch Zeit nehmen. In dieser Saison baute sie ihr Repertoire aus mit der Annina in Strauß’ „Eine Nacht in Venedig“, der Pamina in Mozarts „Die Zauberflöte“, mit der gleich ein Traum in Erfüllung ging, der Micaëla in Bizets „Carmen“ neben Bettina Ranch und aktuell der Susanna in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. „Toll, dass ich vier Hauptpartien singen darf. Jetzt liegt der Fokus auf den Rollen, die ich mir erarbeite, und Musik zu singen, die mich und andere bewegt“, so die junge Opernsängerin.

Vor allem im Theater zeigt sie, was sie kann. Im Privatleben bleibt ihr Können weitgehend unentdeckt. Zum sirrenden Geräusch ihrer Nähmaschine, das sie liebt, näht sie Kleider für Auftritte. Sie kocht und backt, macht Yoga, läuft und surft oder repariert ihren 32 Jahre alten VW-Bus, mit dem sie gern in die Heimat fährt und Essens Straßen nach schönen Sperrmüll-Möbeln abklappert. Gelernt hat sie das Schrauben an ihrem Fahrzeug nicht. Sie hat es sich zeigen lassen. „Learning by doing“, sagt die Frau mit dem großen Tatendrang. „Wenn ich etwas wirklich will, schaffe ich das. Wenn ich mich getraut habe, etwas zu tun, wurde ich belohnt.“ Wie mit dem ersten Festengagement am Theater.

>>> Auf der Opernbühne <<<

Erst nach der Premiere von „Die Hochzeit des Figaro“ am 13. Mai, 19 Uhr, im Aalto-Theater tritt Lisa Wittig am 17. Mai und 7. Juni in der Rolle als Susanna auf. Zudem ist sie in „Carmen“ als Micaëla, dem braven Gegenentwurf zu der Titelfigur, am 3., 18., 24. Juni zu erleben.

Karten gibt es telefonisch unter 0201 8122 200 oder online auf www.theater-essen.de