Essen. Die Zahl der Alarmierungen steigt in Essen: Erneut musste die Feuerwehr im Jahresvergleich häufiger ausrücken. So fällt die Bilanz aus.
Die Feuerwehr Essen ist 2022 deutlich häufiger alarmiert worden, als in den Jahren zuvor. Insgesamt rückten die Einsatzkräfte im vergangenen Jahr zu 181.193 Einsätzen im ganzen Stadtgebiet aus, das waren 5704 mehr als 2021. In einer am Freitag, 5. Mai, veröffentlichten Bilanz heißt es anschaulich: „Rund alle zwei Minuten 54 Sekunden rückt die Feuerwehr Essen im Jahr 2022 zu Einsätzen aus.“ Insgesamt sei es gelungen, 65 Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen zu retten.
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Auffällig an der Bilanz: Wenn aus einer der elf Rettungswachen im Stadtgebiet eine Blaulichtfahrt startete, hatte dies in den seltensten Fällen etwas mit einem Brand zu tun. „Prozentual liegt, wie in den Jahren zuvor, der Hauptbestandteil der Einsätze mit rund 92 Prozent im Bereich Krankentransport, Rettungsdienst/Notfallrettung“, erklärt die Feuerwehr.
Feuerwehr Essen: Notruf wird häufiger als früher gewählt
Ein großes Problem: Ganz offensichtlich haben immer mehr Menschen immer weniger Hemmungen, die 112 zu wählen. Sehr häufig müssen die Einsatzkräfte wegen Bagatellen ausrücken – die sich aber erst vor Ort als solche herausstellen. Feuerwehrleute, die in der Leitstelle die Notrufe annehmen, entscheiden darüber, ob die Einsatzkräfte mit großem Besteck ausrücken, es reicht mit weniger Personal zur Einsatzstelle zu fahren, oder überhaupt nichts unternommen wird. Dabei hilft ein festgelegter Fragenkatalog.
Bereits vor einigen Wochen hatte Jörg Wackerhahn, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Essen, im Gespräch mit unserer Redaktion darüber gesagt: „Die Mitarbeiter tragen eine große Verantwortung.“ Die Vermutung liegt nahe, dass im Zweifel eher vom Schlimmeren ausgegangen wird. Schließlich wäre es fatal Notrufe abzuweisen, wenn sich jemand in einer gefährliche(re)n Situation befindet. Problematisch ist an den vielen Bagatellanrufen, dass dann losgeschickte Einsatzkräfte an anderer Stelle fehlen, wo sie möglicherweise viel dringender gebraucht werden. „Wir als Stadt brauchen eine strategische Allianz“, betonte Gesundheitsdezernent Peter Renzel vor einigen Wochen und warb dafür, den über die Rufnummer 116 117 erreichbaren ärztlichen Notdienst zu nutzen. „Es kann nicht sein, dass man schon den ganzen Tag Schmerzen hat und erst nachts mit der Feuerwehr ins Krankenhaus fährt.“
Feuerwehr Essen löschte 1611 Brände in der ganzen Stadt
Im vergangenen Jahr haben aber nicht nur unnötige Notrufe zugenommen. Insgesamt konnte die Feuerwehr Essen im vergangenen Jahr 1611 Brände erfolgreich bekämpfen. Das waren 704 mehr als 2021. Besonderen Eindruck haben heftige Großbrände hinterlassen.
So wird das verheerende Flammeninferno im Wohnkomplex in der Grünen Mitte an prominenter Stelle in der Einsatzbilanz erwähnt: „Am 22. Februar 2022 war die gesamte Feuerwehr Essen bei einem Großbrand in der Bargmannstraße gefordert. In jener Nacht hatte ein verheerender Brand in einem Wohnkomplex 38 Wohnungen vernichtet.“ Am Rande: Erst kürzlich war auf Anfrage unserer Redaktion bekanntgeworden, dass das Verfahren eingestellt worden ist. Die im Raum stehende fahrlässige Brandstiftung konnte niemandem zugeordnet werden, hieß es von der Staatsanwaltschaft. Ein weiterer Großbrand ereignete sich am 8. März in Kray. Ein Möbellager war in Flammen aufgegangen, die riesige Rauchsäule war in der ganzen Region zu sehen. Einen weiteren kräftezehrenden Einsatz hatten die Feuerwehrleute aufgrund sehr hoher Temperaturen am 6. September in Steele zu absolvieren. Dacharbeiten auf einer Lagerhalle samt Wohngebäude hatten einen Großbrand ausgelöst.
Feuerwehr Essen leistet technische Hilfe vor Ort
Ebenfalls zu den Aufgaben der Wehr gehören Tierrettungen (720) sowie „technische Hilfeleistungen“. Dahinter verbirgt sich laut Feuerwehr: „Hierunter fallen Einsätze wie zum Beispiel Verkehrsunfälle, Türöffnungen, Ölspuren oder Trageunterstützungen für den Rettungsdienst.“ 5282 solcher Ereignisse gab es im vergangenen Jahr. Eines davon: Bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem 40-Tonner-Sattelzug in Steele wurden Ende November fünf Menschen teils schwer verletzt und weitere Fahrzeuge heftig demoliert. Durch die Kollisionen riss der Tank des mit Joghurt und anderen Lebensmitteln beladenen Lastwagens auf, rund 300 Liter Kraftstoff liefen auf die Straße.
>>> INFO: Entwicklung der Einsätze
- Jahr 2015: 144.330 Einsätze
- Jahr 2019: 157.820 Einsätze
- Jahr 2020: 156.149 Einsätze (-1671, wegen Corona)
- Jahr 2021: 175.489 Einsätze (+19.340)
- Jahr 2022: 181.193
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