Essen-Bergerhausen. Seit gut neun Monaten verlegen die Stadtwerke einen neuen Abwasserkanal im Siepental. Die Baustelle wird im August 2024 enden. Was nun ansteht.
Im Siepental wird in diesen Tagen wieder kräftig gebuddelt. Die Stadtwerke Essen erneuern dort mit großem Aufwand den Abwasserkanal zwischen der Kunstwerkerstraße, Hausnummer 100, und der Lanterstraße/Siepenstraße. Die Anwohner in Bergerhausen begleitet die Baustelle nun schon seit August vergangenen Jahres. Und dies wird noch mindestens bis Ende April 2024 so bleiben. Zeit für eine Zwischenbilanz.
Im Grunde genommen hatten die Arbeiten vor Ort sogar schon vor drei Jahren begonnen, denn bereits im Februar 2020 standen nicht weniger als 40 Probebohrungen in der Kunstwerkerstraße/ Kersebaumstraße und im Grünzug parallel zur Lanterstraße auf einer Länge von 2,5 Kilometern an. Allein diese Arbeiten dauerten zwei Monate lang, waren aber nötig, um ein für ein solches Projekt notwendiges Baugrundgutachten zu erstellen.
„Wir schicken hier den alten Kanal in Rente“, erklärt Stadtwerke-Sprecher Roy Daffinger mit einem Augenzwinkern. Die alten Abwasserleitungen sind schon 70 Jahre alt und haben nun endgültig ausgedient. Die Aufgabe, die sich den Bauarbeitern stellt, ist beträchtlich. Schließlich ist die Verlegung von 300 Metern Rohrleitung in offener Bauweise kein Pappenstiel. „Bislang haben wir ein Drittel, also 100 Meter, geschafft“, rechnet Roy Daffinger vor.
Jedes einzelne Baufeld an der Kunstwerkerstraße in Bergerhausen ist 50 Meter lang
Damit die Bauarbeiten ungestört vonstattengehen können, graben sich die Stadtwerke in Baufeldern von je 50 Metern Länge durch die Landschaft im Essener Süden. Gearbeitet wird dabei unter Vollsperrung der Kunstwerkerstraße. „Zum Glück ist die Straße hier nicht so stark befahren. Das erleichtert uns die Aufgabe“, so Roy Daffinger weiter.
Das Vorgehen ist derzeit eigentlich immer dasselbe: Der alte Kanal wird abgebrochen. Dazu muss das Abwasser aus den alten Leitungen abgepumpt und über eine provisorische Entwässerungsleitung, ähnlich einem „Bypass“, an anderer Stelle wieder in den Kanal geleitet werden. Die neuen Rohre werden dann in derselben Trasse verlegt. „Dadurch können schützenswerte Grünbereiche geschont werden, denn wir brauchen kein neues Erdreich aufreißen und die Baustelle vergrößern“, erklärt Daffinger.
Zwar dauern die Arbeiten noch zirka anderthalb Jahre an, doch mit den Fortschritten zeigt sich der Stadtwerke-Sprecher durchaus zufrieden: „Wir sind aktuell in unserem gesteckten Zeitrahmen.“ In rund zwei Wochen wird übrigens ein Sonderformteil – ein Ypsilon aus Beton – mit einem Durchmesser von 2,2 Metern und einer Länge von 5,2 Metern und einem Gewicht von fünf Tonnen auf Höhe der Kersebaumstraße ins neue Leitungssystem eingebaut. „Dafür heben wir gerade eine Baugrube aus“, sagt Daffinger. „Allein diese ist 10 mal 5 Meter groß und sechs Meter tief.“
Neues Bauteil ist fünf Tonnen schwer
Den Anwohnern bieten sich mitunter eindrucksvolle Bilder, denn die Arbeiter der Stadtwerke müssen dazu schweres Gerät einsetzen. Das neue Bauteil schwebt im Anschluss mittels Kran in die Grube. Durchaus imposant sind auch die einzelnen Rohrleitungsstücke, die je 2000 Kilo wiegen und vor dem Einbau auf einem Sammelplatz an der Kunstwerkerstraße/Ecke Kersebaumstraße deponiert werden. „Der Bolzplatz ist praktisch unser Materiallager und wird nach der Fertigstellung wieder hergestellt“, verspricht Roy Daffinger. Die Stadtwerke Essen kalkulieren in Bergerhausen mit einer Investition in Hohe eines mittleren einstelligen Millionenbetrags.
Natürlich geht eine Baustelle dieser Größenordnung mit diversen Einschränkungen, wie Sperrung von Parkplätzen oder Lärmaufkommen, einher. Daffinger dazu: „Aber wir versuchen, die Beeinträchtigungen möglichst moderat zu halten und stehen deshalb mit den Anwohnern im ständigen Austausch.“ Der Stadtwerke-Sprecher kündigt allerdings jetzt schon eine weitere Baustelle an: „Nach Fertigstellung des neuen Abwasserkanals wird sich ein weiterer Bauabschnitt anschließen. Dieser wird wohl erst im Jahr 2027 enden. So lange wird man auch auf den Bolzplatz verzichten müssen.“
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