Essen-Heisingen. Eine junge Essenerin hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, sich einen Traum erfüllt und ein Eiscafé eröffnet. Die Spezialitäten.

Bei Leolita Morina dreht sich jetzt alles um Schokolade, Kaugummi, Stracciatella und Vanille. Dabei gehörte es gar nicht zu den Plänen der 26-Jährigen, ein Eiscafé zu eröffnen. Genau das hat sie nun aber in Heisingen getan und bietet neben Eisbechern auch Kaffee, Kuchen und Eistorten auf Vorbestellung an. Direkt nach der Eröffnung erhält sie Unterstützung wie Zuspruch.

„Bei uns ist schon Sommer“, steht auf der Tafel vor dem Lokal an der Bahnhofstraße, wo die frühere Eisdiele Ende vergangenen Sommer geschlossen hatte. Nun sitzen davor wieder Gäste auf den Bänken und auch innen an den dekorierten Tischen, die Theke ist gefüllt mit zahlreichen Eissorten (eine Kugel kostet 1,40 Euro), den Raum schmücken zahllose Blumen, die es zur Eröffnung gab. Mittendrin steht Leolita Morina, lächelnd, voller Tatendrang, immer noch ein wenig ungläubig und überrascht von ihrem Mut und dem Schritt in die Selbstständigkeit.

Erst stand ein Abschied in der Essener Eisdiele Möhrchens an

Erste Arbeitsschritte in einer Eisdiele lernte sie bereits mit 14 Jahren, damals mit ihrer Freundin Berfu Güler-Kleit, deren Mutter bei Möhrchens arbeitete. „Die Mädchen hatten einen Projekttag und kamen zu mir. Kaum angekommen, hatten die Schülerinnen Portionierer in der Hand und legten los“, erinnert sich Emine Güler (55), die rund 30 Jahre lang in der Rüttenscheider Eisdiele gearbeitet hat. Jetzt packt sie in Heisingen mit an. Das bedeutete zunächst manche Träne bei Möhrchens, als sie sich dort verabschiedete, und nun große Unterstützung in Lita’s Eiscafé.

Die Inhaberin Leolita Morina und ihre Schwester Elvira stellen das neue Eiscafé in Essen-Heisingen vor.
Die Inhaberin Leolita Morina und ihre Schwester Elvira stellen das neue Eiscafé in Essen-Heisingen vor. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Mein Traum war es immer, eine Eisdiele zu eröffnen, dafür ist es nun zu spät“, sagt Emine Güler. Als sie aber die Anzeige mit dem Heisinger Lokal entdeckte, erzählte sie Leolita Morina („Leo ist wie meine zweite Tochter“) gleich davon. Kannte sie doch deren Wunsch, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Geschäft zu haben. Dabei hat die 26-Jährige allerdings vielmehr an ein kleines Restaurant oder Café gedacht und lange Zeit auch daran, auszuwandern.

Die Familie von Leolita Morina kam in den 1990ern aus dem Kosovo nach Essen, wo sie geboren wurde und ihr Abitur an der Frida-Levy-Gesamtschule machte. Nur zwei Tag nach der Abifeier saß sie dann im Flugzeug auf dem Weg zu ihren Angehörigen in den USA. Fünf Jahre besuchte sie ihre Familie dort immer wieder, studierte in Deutschland zwei Semester VWL („das war für mich zu theoretisch“) und jobbte bei Möhrchen – erst im Service, später an der Eismaschine.

Ein guter Start für die neue Eisdiele in Essen-Heisingen

Als sie schließlich von dem leerstehenden Lokal in dem Stadtteil erfuhr, das sie eher vom Namen kannte („ich war bestimmt schonmal hier“), wartete sie erst einige Wochen, bis sie sich mit ihrem Freund zu einer Besichtigung aufmachte – einen Tag vor Silvester. Dann aber ging alles ganz schnell: Leolita Morina erfragte den Namen des Inhabers, unterschrieb den Mietvertrag, kaufte ihren Vorgängern die Einrichtung ab („mit finanzieller Unterstützung meiner Familie“) und dekorierte schließlich („mit Hilfe meiner Freundin“), bevor sie Leolita’s Eiscafé nun eröffnete.

„Unser Start war wunderbar“, sagt sie über ihren Neuanfang in Heisingen, wo sie von Einzelhändlern und Kunden mehr als freundlich begrüßt worden sei. Sie wiederum hat bereits Lollis und Lose verteilt, möchte regelmäßig Aktionen anbieten und eine Tafel aufstellen, auf der Gäste ihre Wünsche für Eissorten notieren können. Die Karte soll klein bleiben, Waffeln soll es vielleicht im Herbst geben – im Winter hoffentlich Urlaub.

Beim Job in der Eisdiele in Essen-Heisingen gibt es immer Neues auszuprobieren

Vielleicht wird es noch ein Sekt oder Aperol auf die Karte schaffen. Frühstück auf Anfrage ist bereits hinzugekommen - „weil einige danach gefragt hatten“. Nun möchte sie noch Flyer verteilen, um die Heisinger zu drei vergünstigten Kugeln Eis einzuladen. Leolita Morina hat viele Ideen und genießt an ihrem Job, immer wieder Neues ausprobieren zu können. Nicht nur bei den Eissorten. „Dabei überlege ich mir auch, was ich als Gast gern hätte“, sagt sie und möchte dabei berücksichtigen, dass unter ihren Kunden zahlreiche Kinder und viele ältere Gäste sind. Ein hippes Lokal soll es daher eher nicht werden, sie möchte ganz traditionell bei Erdbeer- und Schokobecher bleiben, ohne eine Yogi-Bowl auszuschließen. Hundeeis ist längst geplant, mit Leberwurst, ohne Zucker.

Emine Güler hat 30 Jahre lang bei Möhrchens Eis in Essen gearbeitet, nun packt sie in der neuen Eisdiele in Heisingen an.
Emine Güler hat 30 Jahre lang bei Möhrchens Eis in Essen gearbeitet, nun packt sie in der neuen Eisdiele in Heisingen an. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

In Heisingen wisse sie nun inzwischen, wo die Supermärkte sind, erzählt sie lachend. Bis zum See habe sie es jedoch noch nicht geschafft. Erstaunt sei sie aber immer noch darüber, wie sauber es in der Dorfmitte ist, „dabei gibt es so gut wie keine Mülleimer“.

Aus den USA hat sie ihr Käsekuchen-Rezept mitgebracht, die Brownies für ihr Eis backt sie am Abend zuvor in ihrer Wohnung in der Stadtmitte und in das Sesam-Krokant-Eis kommt die Paste vom türkischen Markt, die Emine Güler im letzten Urlaub entdeckt hat. Abends im Bett googelt Leolita Morina mitunter noch Eissorten, um dann früh aufzustehen und ab acht Uhr im Eiscafé zu sein, das sie derzeit meistens erst gegen 23 Uhr verlässt. „Dabei bin ich eigentlich ein Morgenmuffel“, sagt die 26-Jährige schmunzelnd, die dachte, als Eiscafé-Betreiberin sei frühes Aufstehen gar kein Thema.

Hinter der jungen Chefin im Essener Eiscafé stehen Familie und Freunde

Zu tun ist nun immer etwas, im Service, hinter der Theke und in der Küche. Wenn Leolita Morina nicht bedient und Spaghettieis in Becher füllt, dann püriert sie Erdbeeren, rührt Schokosoße oder putzt am Abend die Kaffee- und Eismaschine. Genau das mag sie, dieses Hin- und Herrennen, die Zusammenarbeit, wenn alles Hand in Hand geht. Anfangs, noch bevor das Café geöffnet hatte, da sei sie manchmal durchaus verzweifelt gewesen, hat sich gefragt, ob sie sich nicht zu viel vorgenommen habe und wusste doch ganz genau: „Es gibt kein Zurück.“

Warum auch, Leolita Morina macht beruflich nun das, was ihr liegt, ist kreativ bei den Eissorten und den kleinen Dingen, hält Kreide für Kinder und Deo auf der Damentoilette bereit. „Und wenn mir danach ist, kann ich Gäste, auf einen Espresso einladen“, sagt sie über die Vorzüge, Chefin zu sein. Hinter ihr oder an ihrer Seite im Eiscafé stehen: ihre Familie, ihre Schwester Elvira, ihr Freund, Freunde, die beste Freundin und deren Mutter Emine Güler – „Emi ist der Motor.“

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig & Werden + Borbeck & West | Alle Artikel aus Essen]