Essen-Kupferdreh. Sie blicken auf 90 Jahre Clubgeschichte und ein großes Bauprojekt: Festakt beim Eisenbahner Sportvereins Essen-Kupferdreh am Baldeneysee.

Der Eisenbahner-Sportverein am Kupferdreher Hardenbergufer wird 90 Jahre alt und feiert dies am 29. April mit einem Festakt, einem Tag der Offenen Tür am Baldeneysee. Als am 1. Mai 1933 gerade einmal 23 sportbegeisterte Eisenbahner rund um Reichsbahndirektor Walter Hardt voller Idealismus einen Turn- und Sportverein aus der Taufe hoben, war das Baldeneysee-Stauwehr gerade fertiggestellt und die Ruhr probeweise aufgestaut worden.

Dem See blieb der Eisenbahnerverein immer verbunden. Traditionell werden der Kanurennsport und das Kanuwandern gepflegt. Anfang der 1970er Jahre gründete sich eine Segelabteilung. Die Gruppe „Fit und Fun“ hat die im Blick, die gesund alt werden wollen, mit Walken, Gymnastik und Beisammensein. Die Vereinsgastronomie „Gleis 2“ bietet einen Blick auf den See.

Es wird öffentliche Toiletten und einen Info-Kiosk am Baldeneysee geben

Derzeit bestimmt ein großes Bauprojekt auf dem Clubgelände das Geschehen. Das alte Bootshaus wurde abgerissen und wird nun mit viel Eigenleistung neu aufgebaut. Hier geht der Vorsitzende Klaus Bongartz mit großen Einsatz voran. Neue Bootshalle, Umkleiden, Sanitäranlagen und Gymnastikraum sollen den Club für die Zukunft aufstellen. Es wird öffentliche Toiletten und einen Info-Kiosk geben. Auch sind Übernachtungsmöglichkeiten für Radwanderer angedacht. Der überaus beliebte Ruhrtalradweg wechselt direkt am Clubgelände das Ufer.

Bislang Mangelware am Baldeneysee: Drei neue öffentliche Toiletten wird es beim Eisenbahner Sportverein Essen-Kupferdreh geben.
Bislang Mangelware am Baldeneysee: Drei neue öffentliche Toiletten wird es beim Eisenbahner Sportverein Essen-Kupferdreh geben. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Der 1. Vorsitzende Klaus Bongartz berichtet ebenfalls von großen sportlichen Erfolgen, von Tiefschlägen und neuen Hoffnungen, er schwärmt vom Bau- und Tatendrang engagierter Vereinsmitglieder: „Nachdem die Reichsbahndirektion Essen ein Gelände zur Verfügung gestellt hatte, gingen die Gründerväter mit großem Eifer an die Arbeit. Zunächst musste ein verschlammter toter Arm der Ruhr mit Asche und Bergeversatz aufgefüllt werden. Tausende von freiwilligen Arbeitsstunden wurden geleistet, dann konnte 1935 das erste Bootshaus feierlich eingeweiht werden. Mit toller Lage direkt am Baldeneysee.“

Der Essener Verein verfügt über zehn Wasserliegeplätze und 25 Jollenliegeplätze

Übers Segeln kam Pressewartin Sevinc Wennmann zum Club. Sie schwärmt vom guten Miteinander hier zwischen Wasser und Museums-Hespertalbahn: „Mein Mann und ich fanden den Verein so nett, dass wir mit der gesamten Familie eingetreten sind. Hier geht es bodenständig zu, nicht so abgehoben. Überzeugt hat uns auch, dass es so viel Vereinsinventar gibt, das alle Mitglieder nutzen dürfen. Kajaks, Kanus, Kanadier, Segelboote, SUPs, Schwimmwesten.“

Der Verein verfüge über 10 Wasserliegeplätze und 25 Jollenliegeplätze, jeweils mit Stromanschluss, einen Steg-Slip und eine Anlegestelle: „Hier kann man aufs Wasser, wann man möchte. Und das für einen wirklich fairen Mitgliedsbeitrag.“ Man müsse auch kein „Eisenbahner“ sein. Klaus Bongartz hat seine Wurzeln beim SV Steele 11, wurde in den 1960er Jahren mehrfach Deutscher Meister im Kanurennsport und wechselte 1981 als Trainer nach Kupferdreh.

Der Verein konnte im Vorjahr 40 neue Mitglieder in Essen-Kupferdreh begrüßen

Seitdem formte er Talente wie Scott Taylor, Andreas Schultz oder Anja Hebestreit, feierte mit ihnen Siege und Meisterschaften. Der ESV-K wurde „sein Herzensverein“. Doch im Jahr 2003 war der Tiefpunkt erreicht. Misswirtschaft, sinkende Mitgliederzahlen, es sah nicht gut aus. Bongartz trat in den Vorstand ein und führt ihn seit acht Jahren an: „Jetzt wollen wir den Verein zukunftsfähig aufstellen. Für die nächsten 90 Jahre.“

Im Zuge des großen Bauprojekts beim Eisenbahner Sportverein Essen-Kupferdreh ist auch der Sportraum neu eingerichtet worden.
Im Zuge des großen Bauprojekts beim Eisenbahner Sportverein Essen-Kupferdreh ist auch der Sportraum neu eingerichtet worden. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Der 78-Jährige lässt den Blick wandern über das 3365 m² große Vereinsgelände und verweist auf das Schild „Kanu-Talentschuppen“. Das fasse die Vereinsphilosophie schön zusammen, findet auch Sevinc Wennmann: „Der Klaus kümmert sich mit Herzblut um den Nachwuchs.“ Die Coronajahre setzten dem Verein stark zu, von 320 Mitgliedern sackte man auf 250 ab. Vor der Pandemie habe man im Kanurennsport noch jede Menge Pokale geholt, sagt Bongartz: „Aber durch die pandemiebedingte Einstellung des Sportbetriebs hat sich die komplette Mannschaft aufgelöst.“

Beim Neuaufbau im Anfängerbereich werde er nun unterstützt von André Litfien und Rudi Serges: „Die Kleinen fangen so ab sechs Jahren an und machen ihre ersten Versuche auf dem Wasser. Wir haben schon wieder rund 20 Kinder an Bord, die alle mit Begeisterung dabei sind. Wir haben da Bewegungstalente drunter. Fehlendes Talent kann man aber gut mit Trainingsfleiß ausgleichen.“ Der Einsatz wird belohnt. So konnte der Verein im vergangenen Jahr 40 neue Mitglieder begrüßen: „Und für dieses Jahr sieht es ebenfalls sehr gut aus.“

Weitere Informationen sind unter www.esv-k.de zu erhalten.