Essen-Kettwig. Das Image vieler Lehrberufe schreckt Schulabgänger ab. Wie ein Kfz-Betrieb aus Essen-Kettwig junge Menschen für eine Ausbildung begeistern will.

In Handwerksbetrieben bleiben auch nach Corona Ausbildungsplätze oft unbesetzt: Schulabgänger wollen lieber studieren, hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Auswertung von Arbeitsmarktdaten festgestellt. Wie ein Kettwiger Unternehmen Lehrlinge gewinnen will.

„Es ist schwer, Jugendliche fürs Handwerk zu begeistern“, weiß auch Jörg Bock, Kfz-Mechaniker-Meister und Inhaber eines eigenen Betriebs in Kettwig. Das Image der Lehrberufe schrecke viele ab. Dazu gehöre leider ebenfalls das Kfz-Handwerk, Nummer Neun im IW-Ranking jener Branchen, in denen die meisten Fachkräfte hierzulande fehlen.

Im Gewerbegebiet Teelbruch in Essen-Kettwig ansässig

Bei einem Tag der offenen Tür am Samstag, 22. April, möchte Jörg Bock jungen Menschen in seinem Betrieb einmal live vorstellen, was Instagram und andere soziale Medien eben nur bedingt vermitteln können: die Freude, speziell mit und an Oldtimern zu arbeiten.

Jörg Bock ist 2019 mit seiner Oldtimer-Werkstatt ins Gewerbegebiet Teelbruch in Essen-Kettwig gezogen. Nun sucht er Auszubildende.
Jörg Bock ist 2019 mit seiner Oldtimer-Werkstatt ins Gewerbegebiet Teelbruch in Essen-Kettwig gezogen. Nun sucht er Auszubildende. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Es ist das erste Mal, dass der 53-Jährige Ausbildungsplätze anbietet. „Die Nachfrage steigt und das Unternehmen wächst“, erklärt Jörg Bock, der seit April 2019 einige frühere Werkshallen der Albert Rauch GmbH im Gewerbegebiet Teelbruch nutzt. Zuvor war Bocks Kfz-Betrieb in Oberhausen ansässig.

In den einstigen Kettwiger Kühlräumen für Wurst- und Fleischwaren stehen nun also vier Hebebühnen, Spezialwerkzeuge und Material von der kleinsten Schraube bis zum Luxusreifen für edle Pferdestärken. Bevorzugt widmet sich die Bock-Classic GmbH nämlich Fahrzeugen der Marke Porsche, ab Baujahr 1974 bis heute – mit einem Schwerpunkt im Porsche-Classic-Bereich.

Zerlegen und wieder instandsetzen: Elektronik sucht man in den Bauteilen früherer Porschemodelle vergebens.
Zerlegen und wieder instandsetzen: Elektronik sucht man in den Bauteilen früherer Porschemodelle vergebens. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Bei uns werden Bauteile und Motoren nicht getauscht, sondern zerlegt“, erläutert der Geschäftsführer. Wo bei modernen Automobilen fast alles elektronisch abläuft und bei Störungen denn auch das Diagnose-Gerät Computerfehler sucht, wird bei Oldtimern noch nach guter alter Sitte geschraubt. „Bei uns macht man sich schon die Finger dreckig“, warnt Jörg Bock lachend.

Ein Porsche wird von Besitzern als Investition angesehen

Die Faszination für die Automarke habe ihn bereits in seiner Lehrzeit erfasst, berichtet der Kettwiger Kfz-Mechaniker-Meister. Über 30 Jahre habe er für Porsche-Zentren am Niederrhein gearbeitet, 2017 dann den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Das Unternehmen bedient seine Kundschaft in ganz Deutschland rund um Service, Individualisierung, Bewertung und den Handel mit Porschefahrzeugen.

Der Tag der offenen Tür

Eingeladen sind zum Tag der offenen Tür beim Kettwiger Kfz-Betrieb Bock-Classic GmbH alle an der Marke Porsche Interessierte – vor allem aber junge Menschen, die vor dem Schulabschluss stehen und eine Lehre in Betracht ziehen.

Der Aktionstag mit Musik und Imbiss findet statt am Samstag, 22. April, von 10.30 bis 16 Uhr. Das Werksgelände lieht im Gewerbegebiet, Im Teelbruch 83.

Geplant sind ferner als Oldtimer-Events am 17. Juni eine Rallye um den Baldeneysee sowie am 23. September eine Jazz-Veranstaltung in der Werkstatt.

Die Klientel, sagt Sven Kazmierczak, ein Freund der Familie, komme übrigens aus allen Schichten und sehe den Sportwagen vor allem als Investition. „Ein Fahrzeug verliert im ersten Jahr etwa ein Viertel an Wert.“ Ein Porsche sei dagegen „wie ein Gemälde“, das bei Sammlern große Popularität genieße. Und nicht wenige Besitzer zeigten ihre Modelle bei Events wie dem Oldtimer-Treff am 1. Mai in Kettwig oder der „Tour de Rü“.

Austausch mit Partnerbetrieben während der Ausbildung

Azubis böte sich also ein interessanter Einblick in die Oldtimer-Welt, so Jörg Bock. Der Ausbildungsplan sehe neben dem Besuch der Berufsschule ebenso die Vermittlung digitaler Arbeitsweisen im Bereich Mechatronik vor. Einige Ausbildungsteile würden zudem in Partnerbetrieben stattfinden, „so dass die jungen Leute auch mal andere Firmen kennenlernen“. Am Tag der offenen Tür bestehe die Möglichkeit, darüber mehr zu erfahren.

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