Essen. Wie stellt sich eine künstliche Intelligenz die Leidensgeschichte Jesu vor? Das Bistum Essen stellt die ungewöhnlichen Bilder an Ostern ins Netz.

Wenn es um die Ostergeschichte geht, haben viele wohl ganz unterschiedliche Bilder vor Augen. Mancher mag an Mel Gibsons schmerzhaft-intensiven „Passions“-Auftritt im Kino denken. Andere haben womöglich ganz klassisch Leonardo da Vincis berühmtes „Abendmahl“-Gemälde im Sinn. Und der ein oder andere wird im Fernsehen vielleicht die Kreuzigung des Heilands auf dem Essener Burgplatz verfolgt haben, wo der Sender RTL die „Passion“ im vergangenen Jahr zum großen Live-Spektakel machte.

Den vielen Ansichten der Ostergeschichte hat das Bistum Essen jetzt eine ganz besondere Illustration hinzugefügt. Und erstmals eine Künstliche Intelligenz (KI) mit der Bebilderung der letzten Tage Jesu beauftragt. Die Bilder sind in den Kar- und Ostertagen in den Social Media Kanälen des Ruhrbistums zu sehen.

Für die Künstliche Intelligenz trägt Jesus Jeans und T-Shirt

Der Esel hat ausgedient: Jesus kommt auf einem modernen Elektrorolle in die Stadt gebraust.
Der Esel hat ausgedient: Jesus kommt auf einem modernen Elektrorolle in die Stadt gebraust. © Bistum Essen / nur zur einmaligen Verwendung | Bistum Essen

Für die KI ist der Messias ein ziemlich zeitgemäßer Typ in Jeans und T-Shirt. Die Szene am Palmsonntag, an dem Jesus der Überlieferung nach auf einem Esel in Jerusalem eingezogen ist und Menschen Palmzweige und Kleidung auf den staubigen Boden legten, zeigt nun einen jungen Mann, der auf einem Elektro-Roller in eine große Stadt fährt – umgeben von jubelnden Menschen. Und aus der Abendmahl-Runde am Gründonnerstag ist in der KI-generierten Fassung ein Freundestreffen geworden, bei dem sich Jesus mit seinen Jüngern statt Brot und Wein nun eine Pizza teilt. Festgehalten wird der gemeinsame Moment natürlich mit einem Selfie.

KI-Bildgenerator „Midjourney“ hat auch das Bild vom Papst in Protz-Daunenjacke geschaffen

„Als Christen sind wir aufgefordert, unsere Botschaft immer wieder neu und auf zeitgemäße Weise zu erzählen“, erklärt Pressesprecher Ulrich Lota die Aktion. „In diesem Jahr hilft uns eben die Künstliche Intelligenz ‘Midjourney’ dabei.“ Es sei spannend, wie diese neue Software mit einigen wenigen Anweisungen einen ganz anderen Blick auf die Passion werfe.

Der populäre KI-Bildgenerator „Midjourney“ hat in den vergangenen Tagen schon in einem anderen kirchlichen Kontext für Schlagzeilen gesorgt. Das Fake-Foto von Papst Franziskus in weißer Protz-Daunenjacke wurde zum echten Aufreger-Thema – viele Social-Media-Nutzer hielten das Bild zunächst für echt und mokierten sich über die Hipster-Aufmachung des katholischen Kirchenoberhauptes.

Nicht minder aufsehenerregend geriet die KI-generierte Aufnahme der vermeintlichen Festnahme des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Seither ist eine lebhafte Debatte darüber entbrannt, wie man den Einsatz Künstlicher Intelligenz möglicherweise reglementieren und welchen Bildern man überhaupt noch trauen kann.

Beim „Emmausgang“ sollen zwei Jünger dem auferstandenen Jesus Christus am Ostermontag begegnet sein – ohne ihn allerdings sofort zu erkennen. So zeigt eine Künstliche Intelligenz die Szene aus dem Evangelium.
Beim „Emmausgang“ sollen zwei Jünger dem auferstandenen Jesus Christus am Ostermontag begegnet sein – ohne ihn allerdings sofort zu erkennen. So zeigt eine Künstliche Intelligenz die Szene aus dem Evangelium. © Bistum Essen / nur zur einmaligen Verwendung | Bistum Essen

Auf eine fotorealistische Anmutung hat man im Bistum Essen deshalb bewusst verzichtet. „Bei der Erstellung der Bilder war es für uns wichtig, dass man nicht den Eindruck erhält, dass es sich um echte Fotos handelt”, betont Lota, der die Aktion durchaus auch als Anstoß versteht, über die Möglichkeiten, aber auch über die ethischen Grenzen und Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft nachzudenken. Am Ende sei wichtig zu wissen: „Da arbeitet eine Maschine“, so Lota.

Und so rasant die Technik auch voran schreite: Eine KI greife nur das auf, was im Netz schon an Daten vorhanden sei. So zeige die Illustration der Ostergeschichte, dass die Künstliche Intelligenz auch ganz traditionelle Muster bediene: Jesus beispielsweise habe auf Bildvorschlägen der KI grundsätzlich eine helle Hautfarbe und Personen im Hintergrund seien oft männlich.

Chatbot ChatGPT: Wiesbadener Pfarrer predigt mit Hilfe von KI

Das Bistum Essen ist übrigens nicht der erste kirchliche KI-Auftraggeber in Deutschland. Der Wiesbadener Pfarrer Thomas Hartmann hat den viel diskutierten Chatbot ChatGPT unlängst beispielsweise eine Predigt für den Gottesdienst schreiben lassen. Mancher will beinahe keinen Unterschied bemerkt haben, vielen aber fehlte dann doch das Herz und die Empathie. Im Bistum Essen jedenfalls, soviel steht fest, sollen die Osterpredigten auf jeden Fall nicht von einer Maschine geschrieben werden.

Die Bilder werden zu den passenden Kar- und Ostertagen auf der Facebook-Seite und dem Instagram-Kanal des Bistums Essen veröffentlicht:

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