Essen-Rüttenscheid. Der Essener Fahrradladen „Bike’n Service“ sitzt jetzt auf 550 Quadratmetern an der Wittekindstraße. Wieso der Inhaber die „Rü“ verlassen hat.
Das Fahrradgeschäft „Bike’n Service“ hat einen neuen Standort. Inhaber Martin Deutsch (56) ist mit seinem Laden von der Rüttenscheider Straße 188 an die deutlich ruhiger gelegene Wittekindstraße 1 gezogen. Offiziell eröffnet hat der neue Laden am Montag (3. April). Zu kaufen gibt es ausschließlich Räder der Marke Specialized und Zubehör.
Insgesamt betreibt Deutsch seinen Laden schon seit 23 Jahren. Erst in Velbert, dann in Essen. Weil der 56-Jährige selbst leidenschaftlicher Fahrradfahrer ist, hat es ihn irgendwann auch beruflich in die Branche verschlagen. Zehn Jahre lang war er an der Rüttenscheider Straße ansässig. Warum zieht man von der hochfrequentierten „Rü“ weg? In erster Linie wegen Platzproblemen. „Hier haben wir 550 Quadratmeter zur Verfügung, vorher war es nur die Hälfte“, sagt Deutsch. So große Ladenlokale seien an der Rüttenscheider Straße kaum zu finden.
Viele Kunden steuern Fahrradgeschäft in Rüttenscheid gezielt an
Auch die knappe Parkplatzanzahl habe ihn dazu bewegt, sich nach anderen Räumlichkeiten umzusehen. Und nicht zuletzt seien Probefahrten auf der vielbefahrenen „Rü“ schwierig gewesen. In dieser Hinsicht habe man es am neuen Standort viel besser: „Die Radtrasse ist in der Nähe und auch die Wittekindstraße soll ja zur Fahrradstraße werden.“ An der Wittekindstraße gebe es naturgemäß weniger Laufkundschaft, die meisten Kundinnen und Kunden steuerten das Geschäft allerdings ohnehin gezielt an.
In den Räumlichkeiten hatte zuvor „Designfunktion“ Büromöbel aus dem gehobeneren Segment verkauft. Der über 70-jährige Besitzer entschloss sich aus Altersgründen, seinen Laden abzugeben, und fand keinen Nachfolger. Aktuell verkauft er aber noch Möbel an der Walpurgisstraße 1A. Samir Ayoub, Geschäftsführer der Designfunktion Holding – die allerdings keine geschäftlichen Beziehungen mehr zu der Essener Filiale hat – kündigt zudem an, ein neues Möbelgeschäft in Essen eröffnen zu wollen. „Wir sehen viel Potenzial im Ruhrgebiet“, sagt er.
Essener Fahrrad-Experte: Berufspendler sind häufigste Kunden
Nach vier Wochen Umbau konnte „Bike’n Service“ in die neuen und moderneren Räumlichkeiten umziehen. Der Laden an der „Rü“ war vorher eine Schlecker-Filiale gewesen. Auf zwei Etagen bietet Deutsch nun seine Fahrräder an. Im Erdgeschoss kann man Räder anschauen, im Untergeschoss befindet sich die Werkstatt. Hier kann man sein Specialized-Rad reparieren und die jährliche Service-Inspektion durchführen lassen. Außerdem findet sich Equipment wie Helme und Fahrradschuhe.
Tag der offenen Tür
„Bike’n Service“ ist montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
Am Samstag, 22. April, gibt es einen Tag der offenen Tür. Dann ist eine Bike-Schule zu Gast und einige Hersteller kommen, um ihre Produkte zu zeigen.
Die Fahrrad-Branche hat während der Corona-Pandemie einen kräftigen Schub bekommen. Aber auch darüber hinaus halte der Boom an, sagt Deutsch. In Zeiten gestiegener Spritpreise und angesichts von Diskussionen um das Verbrennerverbot steige so mancher aufs Rad um. „Einige meiner Kunden haben ihr Auto abgegeben oder fahren als Ehepaar nur noch ein Auto“, erklärt Deutsch. Denn gleichzeitig werde das Radwegenetz in Essen immer mehr ausgebaut.
Rüttenscheider Fahrradladen verkauft etwa 300 Räder im Jahr
Besonders beliebt: E-Bikes. „Die machen inzwischen 80 Prozent aus“, berichtet Deutsch. Früher habe er hauptsächlich Sporträder und Mountainbikes verkauft. Elektrische Fahrräder seien aber mittlerweile viel beliebter. „Selbst wenn man eigentlich kein ‘Fahrradfahrer-Typ’ ist, kann man mit einem E-Bike problemlos 15 Kilometer zur Arbeit fahren“, so Deutsch. Berufspendlerinnen und -pendler zwischen 50 und 60 Jahren machten in seinem Geschäft einen großen Teil der Kundschaft aus.
Kaufkraft muss man mitbringen: Ein E-Bike von Specialized kostet etwa zwischen 3000 und 6000 Euro. 300 Stück, schätzt Deutsch, verkaufe er circa im Jahr. Das Geschäft sei stark saisonabhängig, während es bei gutem Wetter brumme, gebe es im Winter manchmal Leerlauf. Grundsätzlich sei Rüttenscheid der ideale Standort für ihn: „Hier gibt es viele Leute, die Fahrrad fahren wollen und dafür auch gerne etwas ausgeben.“
Das Ladenlokal an der Rüttenscheider Straße 188 ist noch nicht neu vermietet. Deutsch stellt in den Schaufenstern dort aktuell noch seine Fahrräder aus.