Essen. Die Tierschutzbeauftragte des Essener Rates stellt sich im neu aufgeflammten Streit um die Hundewiese Moltkeplatz auf die Seite der Hundefreunde.
In dem aufs Neue eskalierten Streit um die Hundewiese am Essener Moltkeplatz erfahren die Hundefreunde viel Unterstützung aus der Bürgerschaft, von andern Hundehaltern, aber auch aus Teilen der Politik. Wie berichtet, soll die Grünanlage im Herzen des Moltkeviertels auf Drängen des Vereins „Kunst am Moltkeplatz“ künftig nicht mehr als Hundewiese genutzt werden. Die Bezirksvertretung (BV) I will dies am 28. März beschließen. Auch die Tierschutzbeauftragte des Stadtrates, Elke Zeeb, stärkt den Hundefreunden den Rücken.
Die Grünen-Ratsfrau, die auch ordnungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, bedauert die erneute Zuspitzung der Fehde zwischen Kunst- und Hundefreunden. „Es hat jetzt länger ein überwiegend friedliches Miteinander zwischen Kunst und Hunden gegeben. Schade, dass es alle paar Jahre zu neuen Auseinandersetzungen kommt.“
Ratsfrau Elke Zeeb bedauert neu aufgeflammten Ärger am Moltkeplatz
Zeeb spielt an auf den „Kleinkrieg“ am Moltkeplatz vor 13 Jahren. Schon damals sollte die Hundewiese abgeschafft werden, doch Hundefreunde gingen erfolgreich auf die Barrikaden und verhinderten dies.
Im aktuellen Streit sind die empörten Hundefreunde bereits an diesem Mittwoch, knapp eine Woche vor der Abstimmung in der BV I, zum Rathaus gezogen. Vor Beginn der Ratssitzung am Nachmittag protestierten sie mit Plakaten und Spruchbändern gegen die drohende Verbannung vom Moltkeplatz.
Unterdessen geht die Tierschutzbeauftragte hart mit dem Vorstand des Kunstvereins am Moltkeplatz ins Gericht. Dieser hatte Anfang des Jahres die Initiative zur Abschaffung der Hundewiese ergriffen und einen Brief an die Bezirksvertretung geschickt. Ein Vorstoß, für den Elke Zeeb wenig Verständnis hat. „Es ärgert mich, dass hier wenige Partikularinteressen solch eine Wirkmacht entfalten können, wie es leider auch bei Bolzplätzen und öffentlichen Bänken oft der Fall ist. Leider meistens zulasten der Allgemeinheit.“
Kritik an der kleinen, eingezäunten Hundewiese an Hauptverkehrsstraße
Der Beschlussentwurf der Bezirksvertretung sieht vor, dass künftig nur noch die kleine Grünanlage an der Richard-Wagner-Straße – auf der anderen Seite der S-Bahnlinie also – als Hundewiese genutzt werden soll. Um das Gelände für die nicht angeleinten Hunde sicher zu machen, soll zur vierspurigen Richard-Wagner-Straße hin ein Zaun errichtet werden. Ein Vorhaben, das die Tierschutzbeauftragte wie auch der Tierschutzverein, kategorisch ablehnen.
Die Grünfläche an der Richard-Wagner-Straße liege an einer Hauptverkehrsstraße und habe nicht die Beschaffenheit für eine dauerhafte Nutzung, denn als eingezäunte Hundewiese würde sie die Nutzung von öffentlichen Wegen etwa durch Spaziergänger und Jogger erschweren. Ein weiterer Einwand: Wegen drückenden Wassers werde die Grünfläche öfter leicht überschwemmt. Folglich sei sie weder als Alternative für die Hunde noch für die ausgestellten Skulpturen und Kunstwerke geeignet. Der Beschlussentwurf der BV I, so Zeeb, widerspreche den Leitlinien, die der Arbeitskreis Tiere der Stadt aufgestellt habe.
In einem Ortstermin am Montag hat sich Elke Zeeb auf der Hundewiese im Austausch mit Hundefreunden aus dem Quartier drei Stunden lang ein Bild von der Lage gemacht.
Wegen des zu erwartenden Andrangs: Bezirksvertretung I tagt im Ratssaal
Um Druck aus dem Kessel zu nehmen, regt die Tierschutzbeauftragte an, den Antrag zur Abschaffung der Hundewiese Moltkeplatz von der Tagesordnung zu nehmen. Stattdessen solle gemeinsam mit Vertretern des Kunstvereins, den Hundebesitzern und den Anwohnern des Viertels ein runder Tisch zur Lösung des Problems eingerichtet werden. „Dazu müssten sich aber alle gesprächsbereit zeigen“, so Zeeb. Sie könne sich auch vorstellen, die Grünfläche am Moltkeplatz aufzuteilen. „Auf der einen Seite die Kunst, die andere Hälfte für Hunde – das ist die schnellste und pragmatischste Lösung für alle.“
Wenig überraschend ist die Haltung der „Tierschutzpartei“ im Essener Stadtrat in der Causa Moltkeplatz. „Die Hundewiese im Moltkeviertel muss bleiben“, erklärt Ratsfrau Simone Trauten-Malek. Als grotesk bezeichnet sie den Plan, ausgerechnet einen weniger geeigneten Teil der jetzigen Hundewiese, der generell schlammig und feucht ist, nun als alleinige noch offizielle Hundewiese im Moltkeviertel beizubehalten. „Diese Entwicklung geht für die Tierschützer in die völlig falsche Richtung.“
Dass der massive Protest der Hundefreunde Wirkung zeigt, lässt sich an dieser Entscheidung der Bezirksvertretung I ablesen: Weil am 28. März, mehrere Dutzend oder mehr Hundefreunde erwartet werden, tagt das Gremium nicht im kleinen Saal Sunderland, sondern im großen Ratssaal des Rathauses.