Essen. Essens SPD würdigt das Engagement der Retter mit dem nach Ex-Oberbürgermeisterin Annette Jäger benannten Preis: Ehrenamt braucht Wertschätzung.
Als vor gut einem Jahr an der Bargmannstraße im Universitätsviertel ein Wohnkomplex in Flammen aufging, verloren 128 Mieter fast ihr komplettes Hab und Gut. Im Nachhinein erschien es wie ein Wunder, dass „nur“ drei Bewohner wegen des Verdachts auf Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Was in der medialen Wahrnehmung unterging: In dem Gebäude wohnten auch zwei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr. In der Brandnacht retten sie womöglich Leben.
Essens SPD-Vorsitzender Frank Müller hob dies am Sonntag auf dem Jahresempfang seiner Partei auf Zollverein hervor – im Rahmen seiner Laudatio. Denn die Sozialdemokraten würdigten Essens Freiwillige Feuerwehren mit dem „Annette-Jäger-Ehrenamtspreis“.
Einsatz bei Großbrand steht stellvertretend für die Freiwilligen Feuerwehren
Der Einsatz der beiden Retter beim Großbrand an der Bargmannstraße steht stellvertretend für deren Engagement. Dass damals nicht Schlimmeres geschah, habe auch daran gelegen, dass die beiden Kollegen die richtigen Entscheidungen getroffen hätten, sagte Essens Feuerwehrchef Thomas Lembeck, der den Preis gemeinsam mit Dennis Ittrich, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehren und Stadtjugendfeuerwehrwart entgegennahm.
Der nach Essens ehemaliger Oberbürgermeisterin Anette Jäger benannte Ehrenamtspreis der Essener SPD steht unter dem Motto „Ehrenamt braucht Wertschätzung“. Der Preis wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben.
Ihren Jahresempfang hatten Essens Sozialdemokraten unter das Motto „Respekt und Anerkennung“ gestellt. Frank Müller bedauerte, dass die Einsatzkräfte der Feuerwehren wie auch der Rettungsdienste und der Polizei leider viel zu häufig respektlos behandelt würden.
Bewegende der Worte der ukrainischen Generalkonsulin
Müller erinnerte an die Vorkommnisse in der vergangenen Silvesternacht, als Feuerwehrleute bei einem Einsatz im Bergmannsfeld mit Böllern beworfen wurden. Beleidigungen seien leider an der Tagesordnung. Der SPD-Vorsitzende schlug den Bogen zu den Krisen, die in den vergangenen Jahren einander abgelöst haben: Corona, Krieg, Inflation… „Viele Menschen befinden sich in einem Ausnahmezustand“, so Müller. Die Zündschnur sei kürzer geworden. Man dürfe nicht zulassen, „dass jeder nur noch jeder auf sich selbst achten kann“.
Was Krise heißt, was es bedeutet, wenn einem von einem auf den anderen Tag der Boden unter den Füßen weggezogen wird, veranschaulichte Iryna Shum als Gast des diesjährigen Empfangs. Die ukrainische Generalkonsulin blickte zurück auf das vergangene Jahr, auf den Angriffskrieg, dem sich ihr Heimatland durch Putins Angriffskrieg ausgesetzt sieht. „Für uns, die wir im Warmen und Trockenen sitzen, schwer vorstellbar“, kommentierte Frank Müller ihre bewegenden Worte.