Essen. Sein Sommerhit liegt schon eine Weile zurück. Nun ist Pohlmann wieder da. Fans feierten Konzert in der Zeche Carl wie einen Stadionauftritt.

Nach dem emotional aufgeladenem Vorprogramm von Michèl von Wussow, eine schier unglaubliche Mischung aus Herbert Grönemeyer und Billy Bragg, dominierte anschließend in der Zeche Carl die Lässigkeit des Wahl-Hamburgers Pohlmann, der im Rahmen seiner „Falschgoldrichtig“-Tour in Essen Station machte. Bei den gut 300 Fans, die ihm zujubelten, zeigte sich einmal mehr, wie sehr die Club-Szene an den massiven wirtschaftlichen Folgen von Corona zu leiden hat. Bereits im September 2020 hatte der gebürtige Westfale aus Rheda-Wiedenbrück, der 2006 mit „Wenn jetzt Sommer wär`“ einen veritablen Sommerhit landen konnte, sein sechstes Studio-Album „Falschgoldrichtig“ veröffentlicht, konnte aber erst zu Beginn dieses Jahres seine Tour starten.

Wortspielerisch hat Pohlmann das Gold zwischen falsch und richtig eingebettet. Er scheint für den goldenen Mittelweg zu votieren, was für einen 50-jährigen Künstler, der mit seiner unter einer Basecap versteckten Zottelmähne wie ein amerikanischer Trucker daherkommt, nicht ungefährlich ist. Heute sind eher klare Bekenntnisse zu expliziten Standpunkten angesagt. Mit dem Lied „Musik“, das das Konzert eröffnet, liefert er zwar ein individuelles Bekenntnis, doch wie sehr Musik Musiker zu prägen vermag ist trivial und war bereits unzählige Male von anderen zu hören. Tiefsinniger war da schon „Glashaus“ vom „Falschgoldrichtig“-Album, das sehr pointiert den Finger in die Wunde der eigenen Verantwortlichkeit im Hinblick auf umweltgerechtes Verhalten legte.

Die Mischung aus Pop, Rock, Folk und Blues kommt an

Insgesamt ließen jedoch weniger die Texte, als viel mehr die Musik und deren Umsetzung, an der Reiner Hubert am Schlagzeug und Hagen Kuhr am Cello maßgeblichen Einfluss hatten, aufhorchen. Indem Kuhr den Bogen häufig beiseite lässt und gleichsam wie bei einem Chapman-Stick auf die Saiten seines Cellos schlägt, produziert er wunderbar warme, und dennoch prägnant groovende Basslinien, die Hubert mit locker-komplexem Spiel kongenial ergänzt. Beim blues-rockigen „Ziellos“ klang es im dynamischen Mittelteil sogar, als wollte Pohlmann die legendären „Cream“ wieder auferstehen lassen. Mit seiner Mischung aus Pop, Rock, Folk und Blues hatte der Singer/Songwriter mit der leicht angekratzten Stimme alles goldrichtig gemacht.

Wer jedoch beim Konzert entsprechend des Tour-Titels insbesondere auf neue Lieder gehofft hatte, wurde eher von „Falschgold“ enttäuscht. Die Setlist glich, abgesehen von „Columbus“, vielmehr einer kompletten Retrospektive. Die Fans kümmerte es nicht, sie stimmten bei den Klassikern immer gern mit ein und beschworen in dem Club nahezu die Atmosphäre eines Stadion-Konzerts von Coldplay oder U2.