Essen. Die Ruhrbahn erwartet eine hohe Nachfrage nach dem Deutschlandticket. Was Abonnenten beachten sollten.

Das Deutschlandticket kommt. Ab dem 3. April beginnt auch bei der Ruhrbahn der offizielle Verkaufsstart für das neue Abo-Ticket. Dann ist es zum Preis von 49 Euro zu haben. Das kommunale Nahverkehrsunternehmen rechnet mit einem erhöhten Andrang in seinen Kundencentern. Um für Entlastung zu sorgen, werden deshalb zusätzlich sogenannte Pop-up-Kundencenter eingerichtet: im ehemaligen Kundencenter am Berliner Platz und am Mülheimer Hauptbahnhof.

In den vergangenen Tagen hat die Ruhrbahn ihre Abonnenten bereits persönlich angeschrieben, um sie darüber zu informieren, dass die regulären Abos wie das Ticket 2000, das Ticket 1000 oder das Bärenticket automatisch zum 1. Mai auf das Deutschlandticket umgestellt werden.

„Da bei diesen Tickets die monatliche Gebühr den Preis des Deutschlandtickets übersteigt, gehen wir davon aus, dass der Großteil der Kunden und Kundinnen umsteigen möchte“, erläutert Unternehmenssprecherin Sylvia Neumann. Deshalb habe sich die Ruhrbahn für diesen Weg entschieden. Derzeit zahlten rund 60 Prozent der Abonnenten weit mehr als 49 Euro für ihr Ticket.

Ruhrbahn-Kunden, die ihr bisheriges Abo behalten wollen, müssen selbst aktiv werden

Nur wer sein bisheriges Abo-Ticket behalten will, obwohl es mehr als 49 Euro kostet, muss spätestens bis zum 17. April selbst aktiv werden. Das findet nicht jeder Kunde gut, mancher hätte es sich gewünscht, es wäre umgekehrt, dass also nur derjenige aktiv werden muss, wer das Deutschlandticket auch haben möchte.

Die Ruhrbahn betont, sie bemühe sich ihren Kunden die Umstellung so einfach wie möglich zu machen. „Wer das Deutschlandticket nicht möchte, kann uns dies über ein Online-Formular, einen QR-Code oder eine beigefügte Postkarte mitteilen“, sagt Sylvia Neumann. Das Porto zahlt die Ruhrbahn.

Für Abonnenten kann es sich lohnen, genau hinzuschauen und nachzurechnen, bevor ihr Ticket zum 1. Mai automatisch umgestellt wird. Das Deutschlandticket mag auf den ersten Blick zwar günstiger sein, es bietet aber weniger Leistungen als andere Abo-Tickets. Es ist weder übertragbar, noch darf man andere Personen mitnehmen, was zum Beispiel mit dem Ticket 2000 oder dem Bärenticket an Werktagen nach 19 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen möglich ist.

Kunden, die 1. Klasse fahren und ihr Fahrrad mitnehmen, mögen ins Grübeln kommen

Auch die Fahrrad-Mitnahme ist im Deutschlandticket nicht enthalten. Dafür soll es ein Zusatzticket zum Preis von 29 Euro pro Monat geben. Das Deutschlandticket berechtigt zudem ausschließlich zu Fahrten in der 2. Klasse. Wer beispielsweise mit dem Bärenticket aus dem Umland täglich 1. Klasse nach Essen fährt, sein Fahrrad dabei hat und gelegentlich an Wochenenden auf seinem Ticket mit Begleitung unterwegs ist, mag ins Grübeln kommen, ob sich der Umstieg aufs Deutschlandticket wirklich lohnt.

Nicht automatisch umgestellt werden Abo-Tickets, die günstiger sind als Deutschlandticket, etwa das Schokoticket für Schüler oder das Sozialticket. Rabatte gibt es zum derzeitigen Stand nicht, betont die Ruhrbahn. Das mag sich noch ändern. Dennoch dürften Inhaber dieser Tickets unter den rund 11.000 Umstellungen sein, die der Ruhrbahn bereits online vorliegen. Interessenten für das Deutschlandticket konnten sich seit November vergangenen Jahres bei der Ruhrbahn melden.

Zum Ausgang der Woche lagen der Ruhrbahn 460 Vorbestellungen vor

Zum Ausgang dieser Woche lagen dem Verkehrsunternehmen außerdem 460 Vorbestellungen vor von Kunden, die bislang noch kein Abonnement abgeschlossen hatten. Bei der Ruhrbahn geht man davon aus, dass diese Zahl noch deutlich steigen wird. „Wir gehen davon aus, dass viele Menschen ein Abo abschließen, für die dies vorher keine Option war“, sagt Sylvia Neumann.

Das Deutschlandticket ist monatlich kündbar und berechtigt wie der Name verspricht zu Fahrten im ganzen Land im Nah- und Regionalverkehr. Besonders attraktiv dürfte es für Fahrgäste sein, die Ziele jenseits der Stadtgrenzen ansteuern. Schon das 9-Euro-Ticket wurde gerne für Freizeitfahrten genutzt, häufig an Wochenenden.

Der Fahrgastverband Pro Bahn betrachtet das Deutschlandticket auch deshalb durchaus mit Skepsis. Sprecher Lothar Ebbers fürchtet, dass das vergünstigte Angebot sogar zu Lasten der Ruhrbahn und ihres Angebots gehen könnte. „Die mittel- und langfristige Finanzierung ist nicht geregelt“, gibt Ebbers zu bedenken.

Grundsätzlich werde mit dem Deutschlandticket das Pferd von hinten aufgezäumt. Der Pro-Bahn-Sprecher verweist auf Wien, wo man es genau anders herum gemacht habe. Erst sei die Infrastruktur für den öffentlichen Personen-Nahverkehr ausgebaut worden, dann das Angebot, und schließlich sei das Jahresticket zum Preis von 365 Euro eingeführt werden, macht ein Euro pro Tag. Anders in Deutschland, kritisiert Ebbers: „Wir machen den dritten Schritt vor dem ersten.“