Essen. Jelena Ivanovic und das Ensemble Tanzgebiet zeigen „Kontra Punkt“ im Essener Eulenspiegel. Warum auch Pina Bausch wohl amüsiert zugeschaut hätte

Für Cineasten ist das „Eulenspiegel“ mit seinem Charme der Fünfzigerjahre eine feste Größe. Doch neben Filmklassikern und Live-Begleitung auf der Wurlitzer-Orgel hat das Kultkino an der Steeler Straße jetzt auch seine Bühne geöffnet für die Veranstaltungsreihe „Theatino“ mit Tanz und Musik. Zwischen einem Akkordeonkonzert mit Goran Kovacevic und einem Klavierabend mit Markus Stollenwerk feierte das einstündige Tanzstück „Kontra Punkt“ von Jelena Ivanovic seine Premiere.

Die Choreografin, die in Essen schon mit Produktionen wie „638 Kilo Tanz“ oder „Kunstbaden“ einen Namen gemacht hat, und der Komponist Markus Stollenwerk ließen sich zu ihrem jüngsten Opus durch Bachs „Kunst der Fuge“ inspirieren – freilich nicht zu einer Art vertanzter Polyphonie. Thema, Kontrapunkt und Variation dienen Ivanovic eher als Chiffren für die zum Glück nicht kopflastige Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen und gruppendynamischer Prozesse, während Stollenwerk und Kovacevic (beide exzellente Instrumentalisten!) Bach anklingen lassen, sich aber doch wesentlich der groovenden, folkloristisch gewürzten Improvisation verschreiben.

Jelena Ivanovic präsentiert die Produktion „Kontra Punkt“ im Essener Eulenspiegel-Theater.
Jelena Ivanovic präsentiert die Produktion „Kontra Punkt“ im Essener Eulenspiegel-Theater. © Karina Ter

Der Abend besticht auch mit erfrischendem Sinn für Humor

„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ schickte Ivanovics fünfköpfiges „Ensemble Tanzgebiet“ als mottohaftes Schillerzitat dem choreografierten Miteinander und Gegeneinander voraus und beleuchtete es in allen Konstellationen: vereinzelt, im Stärkemessen zwischen Magierin und Marionette, im versuchten Pas-de deux. Ob dabei „das Herz zum Herzen“ fand“, durfte der Betrachter für sich entscheiden und auch sonst seine eigene Sinnbildung betreiben.

Ohne jeden Zweifel indes bestach die Ästhetik des Tanzes, wie auch der erfrischende Sinn für Humor. „Lachen ist gesund“ hieß es zu einer Showeinlage, und wenn am Schluss vier möhrenkauende Akteure von einem Schinkenbatzen erlöst wurden, schaute sicher Pina Bausch amüsiert von oben zu.