Kupferdreh. In Essen-Kupferdreh sollen Radfahrer mehr Platz bekommen – zu Lasten von Parkplätzen. Warum CDU und Grüne nun für eine Fahrradstraße werben.

Für den von der Stadt Essen geplanten Umbau der Kupferdreher Straße bringt die Politik eine Alternative ins Spiel: Auf Antrag von CDU und Grünen soll die Stadtverwaltung nun prüfen, ob der Straßenabschnitt zwischen Hinsbecker Löh und Poststraße als Fahrradstraße ausgewiesen werden könnte. Dies hat der Verkehrsausschuss des Stadtrates in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Die Pläne der Stadt Essen sehen bislang vor, dass mit der anstehenden Erneuerung der Kupferdreher Straße von der Straße Am Schroertal bis zur Poststraße auf beiden Seiten der Fahrbahn für den Fahrradverkehr sogenannte Schutzstreifen markiert werden. Fahrradfahrer sollen darauf sicherer radeln können, als es heute auf der Kupferdreher Straße der Fall ist.

Der Autoverkehr dürfte die gestrichelten Linien der Schutzstreifen aber überfahren. Die Verwaltung favorisiert diese Lösung, weil der Platz für breitere Fahrradstreifen, auf den Radfahrer unabhängig vom Autoverkehr fahren könnten, nicht ausreicht.

Nach dem Stand der Planungen blieben von 105 Parkplätzen 34 übrig

Bei betroffenen Anwohnern stößt dies jedoch auf wenig Begeisterung, fielen doch zugunsten der Schutzstreifen zahlreiche Parkplätze weg, nach dem Stand der Planungen blieben von 105 Parkplätzen nur 34 übrig.

Die Ausweisung als Fahrradstraße wäre aus Sicht von CDU und Grünen ein Kompromiss. Die Christdemokraten drängen darauf, dass es „für diejenigen, die darauf angewiesen sind“ genügend Parkplätze gibt. FDP-Ratsherr Eduard Schreyer sprach von einer „Alibi-Maßnahme“; die Grünen hätten sich mit ihren Vorstellungen gegenüber ihrem Kooperationspartner CDU nicht durchsetzen können.

Sollte die Kupferdreher Straße zwischen Hinsbecker Löh als Fahrradstraße ausgewiesen werden, könnten dort nach Angaben der Verwaltung 32 Pkw-Stellplätze eingerichtet werden, das wären 14 mehr, als wenn Schutzstreifen auf der Fahrbahn markiert würden. Heute gibt es auf diesem Abschnitt 49 Stellplätze, davon allerdings 21 auf Gehwegen. Das Parken wird dort nur geduldet.

Eine Fahrradstraße böte laut Verwaltung „eine befriedigende Verkehrsqualität“

Das Amt für Straßen und Verkehr hatte eine Ausweisung als Fahrradstraße bereits geprüft. Ergebnis: Angesichts der durchschnittlichen Verkehrsbelastung von 474 Kraftfahrzeugen pro Stunde böte eine Fahrradstraße „eine befriedigende Verkehrsqualität für den Radverkehr“. Zustände wie auf der Rüttenscheider Straße wären somit nicht zu erwarten.

Bei einer möglichen Ausweisung der Kupferdreher Straße als Fahrradstraße will das Amt für Straßen und Verkehr auch den Straßenabschnitt zwischen Poststraße und Byfanger Straße prüfen.
Bei einer möglichen Ausweisung der Kupferdreher Straße als Fahrradstraße will das Amt für Straßen und Verkehr auch den Straßenabschnitt zwischen Poststraße und Byfanger Straße prüfen. © FUNKE Foto Services | Julian Heppe

Gleichwohl wollte die Verwaltung der Politik die Einrichtung einer Fahrradstraße nicht empfehlen. Begründung: Die Kupferdreher Straße ist nicht nur eine Landesstraße, sondern Ausweichroute für den Autoverkehr, sollte die A 44 gesperrt werden müssen. Als die ehemalige B227n zur Autobahn umgewidmet wurde, stand kurzzeitig so gar in Frage, ob der traditionelle Kupferdreher Rosenmontagszug noch über die Kupferdreher Straße würde ziehen können.

In der Sitzung des Amtes für Straßen und Verkehr stand Amtsleiter Rainer Wienke einer möglichen Ausweisung als Fahrradstraße dennoch positiv gegenüber. Aus der Bürgerschaft sei die Anregung gekommen, eine Fahrradstraße gleich bis zur Byfanger Straße zu verlängern. Die Verwaltung werde auch dies prüfen, so Wienke.

Die Stadt nimmt Gespräche über den Ankauf von Grundstücken für einen „Bypass“ auf

Auf Antrag von CDU und Grünen soll das auch für die sogenannte „Bypass-Lösung“ gelten: einen Radweg durch die Gewerbegebiete westlich der Kupferdreher Straße. Für einen solchen müsste die Stadt allerdings private Grundstücke erwerben. Die Verwaltung soll darüber nun das Gespräch mit den Eigentümern suchen. Skepsis äußerte die SPD: „Der Bypass-Regelung gebe ich keine große Chance, zumindest nicht in einem überschaubaren Zeitraum“, sagte Ratsherr Ulrich Malburg.

Abwarten. Sollte sich beide Seiten einig werden, würde dies zumindest an der Haltung der Grünen nichts ändern, wie Stephan Neumann, Sprecher seiner Fraktion, betonte: Ein Bypass würde die Stadt nicht von der Pflicht entbinden, auch auf der Kupferdreher Straße etwas für den Radverkehr zu tun.

Allein FDP und AfD halten die Kupferdreher Straße dafür als nicht geeignet. Einigkeit herrschte im Verkehrsausschuss indes, dass der Umbau nicht lange auf sich warten lassen darf. „Es besteht Handlungsdruck, die Straße ist marode“, erklärte Rainer Wienke für die Verwaltung. Weder Radfahrer noch Autofahrer werden dem widersprechen.