Kupferdreh. Mit dem Ausbau der Kupferdreher Straße will die Stadt Essen den Verkehrsraum neu ordnen. Die Pläne lassen hitzige Diskussionen erwarten.
Seit einer gefühlten Ewigkeit ist die Kupferdreher Straße eine Baustelle. Nun, nach mehr als zwei Jahren nähern sich die Kanalbauarbeiten der Stadtwerke Essen ihrem Ende. Die nächste Baustelle kündigt sich damit bereits an.
Ab Frühjahr kommenden Jahres will die Stadt Essen die Fahrbahn auf einer Länge von 1,4 Kilometern zwischen der Auffahrt zur A 44 an der Langenberger Straße und der Poststraße in Kupferdreh erneuern. Damit nicht genug: Auch „die Seitenräume“ sollen „neu geordnet“ werden, heißt es. Denn die Stadt will Fahrradfahrern mehr Platz einräumen. Für Diskussionsstoff dürfte damit gesorgt sein, denn der Umbau geht zulasten von Parkplätzen. Betroffen sind vor allem Anwohner.
Mit dem geplanten Umbau der Kupferdreher Straße will die Stadt eine Lücke im Fahrradroutennetz schließen, und zwar von der Straße Am Schroertal bis zur Poststraße. Die Planungsverwaltung regt an, auf diesem Streckenabschnitt zu beiden Seiten der Fahrbahn sogenannte Schutzstreifen zu markieren.
Für Radfahrer soll ein 1,75 Meter breiter Schutzstreifen markiert werden
Die 1,75 Meter breiten Streifen sind Radfahrern vorbehalten, Autofahrer dürfen die Markierungen aber überfahren, etwa wenn sie einem entgegenkommenden Fahrzeug ausweichen müssen. Für den Autoverkehr verbliebe eine 4,50 Meter breite Fahrbahn mit einer Fahrspur in jede Richtung.
Die Verwaltung spricht von der „einzig umsetzbaren Möglichkeit“. Denn für einen sogenannten Radfahrstreifen fehle es an Platz. Ein solcher wäre mindestens 1,85 Meter breit. Radfahrern böte er mehr Schutz, denn Autofahrer dürften Markierung nicht überfahren.
Auch feste Radwege kommen laut Verwaltung entlang der Kupferdreher Straße nicht infrage, der Platzbedarf dafür wäre noch größer.
Verworfen haben die Planer zudem die Einrichtung einer Fahrradstraße zwischen der Poststraße und der Straße Hinsbecker Löh. Fahrradfahrer hätten darauf Vorrang. Dem entgegen steht nach Ansicht der Verwaltung die verkehrliche Bedeutung der Kupferdreher Straße auch als parallele Ausweichroute zur A 44. Immerhin handelt es sich bei der Ortsdurchfahrt um eine Landesstraße.
Von 105 Pkw-Stellplätzen blieben nur 34 übrig, Stellplätze auf Gehwegen fielen weg
„Eine Diskussion, wie sie in Rüttenscheid über die Fahrradstraße geführt wird, brauchen wir hier nicht“, sagt der für Kupferdreh zuständige CDU-Ratsherr Dirk Kalweit in Anspielung auf den politischen Streit um Sinn und Zweck der Fahrradstraße auf der Rü.
Die Initiative „Radentscheid Essen“ übt Kritik an den Plänen der Stadt, zugesagte Mindeststandards zum Schutz von Fahrradfahrern würden missachtet. Auch Dirk Kalweit nennt den von der Verwaltung favorisierten Schutzstreifen „keine optimale Lösung“.
Der Ratsherr erwartet hitzige Diskussionen, weniger vonseiten der Fahrradlobby als von Anwohnerseite. Denn laut den Planungen der Verwaltung blieben von heute 105 Pkw-Stellplätzen nur noch 34 übrig. So fielen 42 Stellplätze auf Gehwegen komplett weg. Auf diesen ist das Parken zwar nicht gestattet ist, wird aber toleriert.
Auf dem gesamten Straßenabschnitt zwischen Langenberger Straße und Hinsbecker Berg soll zukünftig ein Park- und Halteverbot gelten. Platz, um neue Parkplätze zu schaffen, gibt es dort nicht, betont die Verwaltung. Die Anwohner sind von den Kanalbauarbeiten vor ihrer Haustür ohnehin gebeutelt, in Zukunft müssten sie zusehen, wo sie ihre Autos lassen sollen.
Der Stadtteil Byfang bliebe vom Radwegenetz abgeschnitten
Auch die Nachbarschaft wäre betroffen. Zwischen den Straßen Hinsbecker Berg und Hinsbecker Löh könnten statt 37 nur noch 11 Pkw parken, zwischen Hinsbecker Löh und Poststraße reduzierte sich die Zahl der Stellplätze von 39 auf 23.
Dirk Kalweit bringt deshalb eine Alternative zum geplanten Schutzstreifen ins Spiel – eine „Bypass-Lösung“. Damit gemeint ist eine Radwegeverbindung durch die westlich der Kupferdreher Straße gelegenen Gewerbegebiete. Die Verwaltung sollte eine solche Variante zumindest prüfen, regt Kalweit an. Allerdings befinden sich die Flächen in Privatbesitz.
Dass mit Byfang ein kompletter Stadtteil abgeschnitten bliebe vom Radwegenetz, ist für Kalweit eine weitere Baustelle, an der es zu arbeiten gelte. Anfang Februar soll die Bezirksvertretung über den Ausbau der Kupferdreher Straße entscheiden, in den die Stadt zehn Millionen Euro investieren will. Zwei Tage später stünde die Entscheidung im Verkehrsausschuss des Stadtrates an. Angesichts der offenen Fragen, die sich stellen, darf man diesen Zeitplan ambitioniert nennen.