Kupferdreh. Mit der Industrialisierung verschwand der Deilbach in Kupferdreh im Untergrund. Mit Millionenaufwand wurde der Bach umgebaut. So sieht er aus.

Ein Jahrhundert lang verschwand der Deilbach in Kupferdreh im Untergrund. Seit wenigen Tagen fließt er in seinem neuen künstlichen Bett. Bei dem Anblick sei ihm das Herz aufgegangen, sagt Mike im Spring, der den Umbau des Gewässers für das Umweltamt der Stadt Essen als Bauleiter begleitet.

Vor wenigen Tagen haben sie den neuen Bachlauf geflutet – still und leise, ganz ohne Blaskapelle oder offizielle Reden, was aus diesem Anlass durchaus angemessen gewesen wäre. Die feierliche Einweihung durch Oberbürgermeister Thomas Kufen soll noch in diesem Jahr erfolgen, so ist es geplant. Denn für Kupferdreh ist die „Wiederauferstehung“ des Deilbachs durchaus ein historischer Tag.

So sieht der Deilbach nur wenige Hundert Meter entfernt vom S-Bahnhof Kupferdreh aus. Der Umbau des Bachlaufes dient nach Angaben der Stadt Essen auch dem Hochwasserschutz.
So sieht der Deilbach nur wenige Hundert Meter entfernt vom S-Bahnhof Kupferdreh aus. Der Umbau des Bachlaufes dient nach Angaben der Stadt Essen auch dem Hochwasserschutz. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Ursprünglich mündete der Bach, der in Wuppertal-Barmen entspringt und im frühen Mittelalter die Herrschaftsgebiete der Sachsen und der Franken als natürliche Grenze voneinander trennte, „an der Kupperdrehe“ in die Ruhr. Der Stelle, an der Kohle und Erze in Ruhraken verladen wurden, verdankt Kupferdreh seinen Namen.

1860 wurde die Mündung verlegt, der Bach war der Phönixhütte im Weg. Als 1921 wurde das Gewässer für die Zeche Prinz Friedrich überbaut. Mehrere Hundert Meter weit floss der Deilbach seitdem im Untergrund. Ein aufgeschütteter Damm verhindert nun, dass er diesen Weg nimmt.

Fische sollen ihre Laichplätze im Deilbach wieder erreichen können

Stattdessen plätschert der Bach zwischen Stützmauern dahin, eingezwängt zwischen den mächtigen Pfeilern auf denen die A 44 ruht und dem ebenfalls hochgelegten S-Bahnhof Kupferdreh. Idyllisch sieht das nicht aus, was aber dem direkten Umfeld geschuldet ist.

Aus ökologischer Sicht sei der Umbau eine deutliche Verbesserung, betont die Leiterin des Umweltamtes, Angelika Siepmann. Diese Verbesserung war gewünscht, ja erforderlich. Denn die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union verlangt, dass Gewässer wieder durchlässiger werden. Fische sollen flussaufwärts schwimmen können, um ihre Laichplätze zu erreichen.

Die Bauarbeiten gehen weiter. Am Ufer des Deilbachs wird unter der A 44 für 2,5 Millionen Euro ein Park & Ride Parkplatz gebaut.
Die Bauarbeiten gehen weiter. Am Ufer des Deilbachs wird unter der A 44 für 2,5 Millionen Euro ein Park & Ride Parkplatz gebaut. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mit Millionenaufwand werden dafür Stauwehre umgebaut wie das am Baldeneysee, wo Fische den Höhenunterschied zwischen Ruhr und See in einem Aufzug überwinden. 12,1 Millionen Euro kostet die Verlagerung des Deilbachs, 80 Prozent davon trägt das Land.

Am Deilbach mieden Fische die totale Dunkelheit des Tunnels, aus dem der Bach in den See mündete. Nun herrscht wieder Licht. Ein Wehr etwa 300 Meter flussaufwärts wird noch umgebaut, dann ist auch diese Hürde verschwunden.

Das neue Bachbett des Deilbachs ist für ein hundertjähriges Hochwasser ausgelegt

Das unterirdische Bachbett wird verfüllt, wie es seit Mitte der 1990er Jahre ein damals gefasster Planfeststellungsbeschluss verlangt. Darüber tat sich während des Hochwassers im Juli 2021 ein gewaltiges Loch auf, als der Deilbach zu einem reißenden Fluss anschwoll und das Erdreich unter dem Betriebsgelände der Spedition Torwesten unterspülte. Der Umbau des Deilbachs diene auch dem Hochwasserschutz, sagt Mike im Spring, wobei der neue Bachlauf auf hundertjährige Hochwasserereignisse ausgelegt sei. Einem Hochwasser wie im Juli 2021 wäre auch dieses künstliche Bauwerk nicht gewachsen, auch wenn der Bach im weiteren Verlauf mehr Platz findet, um sich auszudehnen.

Die Arbeiten am Ufer des Deilbachs gehen derweil weiter. Der unbefestigte Parkplatz unter der A 44 soll zu einem Park & Ride Parkplatz umgebaut werden. Am Deilbach soll man sich auf Stufen niederlassen können, um den Fischen zuzusehen. Die wurden schon gesichtet.