Essen. Die Ermittlungskommission „EK Rakete“ der Essener Polizei hat ihre Arbeit getan. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Verfahren übernommen.

Nach den Silvesterausschreitungen in sechs Essener Stadtteilen hat die Ermittlungskommission „EK Rakete“ der Polizei Essen die Arbeit beendet und ihre Erkenntnisse über mutmaßlich identifizierte Randalierer an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Die Zahl der Beschuldigten in den Verfahren ist bislang allerdings überschaubar.

In vier Fällen prüfen die Strafverfolger von der Zweigertstraße nun, ob die Verdachtsmomente gegen die jungen Männer im Alter von 15, 16, 22 und 24 Jahren ausreichend für gerichtsfeste Anklagen sind.

Der Verdacht von Straftaten des Widerstands gegen die Staatsgewalt, gegen die öffentliche Ordnung und die körperliche Unversehrtheit sowie des strafbaren Umgangs mit explosionsgefährlichen Stoffen und des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion standen ebenso im Raum wie gefährliche Körperverletzung und tätlicher Angriff gegen Vollstreckungsbeamte. Was am Ende Belastendes für denkbare Gerichtsprozesse übrig bleibt, ist derzeit noch offen.

Feuerwerksbatterie auf Einsatzkräfte abgefeuert

Noch in der Neujahrsnacht hatten Beamte einen 15-Jährigen mit deutscher und türkischer Staatsangehörigkeit an der Steeler Straße dabei beobachten können, wie er eine Feuerwerksbatterie auf Einsatzkräfte und einen Mannschaftswagen der Polizei abfeuerte. Seine Identität wurde noch vor Ort geklärt.

Im Laufe weiterer Ermittlungen konnten Videos gesichtet werden, auf denen der Jugendliche zudem mehrfach eine Schreckschusswaffe abfeuerte. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Essen erließ das Amtsgericht Essen einen Durchsuchungsbeschluss für die elterliche Wohnung des Verdächtigen. Dort wurde die Pistole sichergestellt.

Der 16 Jahre alte Beschuldigte mit arabischen Wurzeln steht unter dem Verdacht, sich an Ausschreitungen einer Gruppe junger Männer an der Krayer Straße/Heinrich-Sense-Weg sowie am Tempelhof beteiligt zu haben. Die Außendekoration eines Geschäfts, Holzpaletten und Müll waren teils mit Flüssigkeit übergossen und in Brand gesteckt worden. Der Jugendliche war Einsatzkräften zunächst an der Krayer Straße aufgefallen. Sie erkannten ihn wenig später bei den Zündeleien am Tempelhof wieder und nahmen ihn nach kurzer Flucht fest.

Verdächtiger stellte sich nach Veröffentlichung eines Videos

Im Zuge ihrer Ermittlungen hat die EK den 22-jährigen Deutschen mit bosnisch-herzegowinischem Hintergrund ins Visier genommen: Er soll gegen 2 Uhr am Neujahrsmorgen Polizisten in Borbeck mit Feuerwerk beschossen haben, als die Beamten einen brennenden Müllcontainer an der Ecke Marktstraße/Weidkamp löschen wollten.

Der 24-jährige Türke schließlich hatte sich gestellt, nachdem die Polizei ein Video veröffentlicht hatte, das ihr über ein zwischenzeitlich eingerichtetes Hinweisportal zugespielt worden war. Die Bilder zeigten, wie ein dunkel gekleideter Mann einen Böller anzündet und ihn aus einer Gruppe heraus augenscheinlich gezielt in die Richtung von Einsatzkräften wirft, die gerade damit beschäftigt sind, das Feuer an der Krayer Straße/Heinrich-Sense-Weg zu löschen.

Bei den Krawallen wurden insgesamt drei Feuerwehrkräfte und ebenso viele Polizisten glücklicherweise nur leicht verletzt. Die bisherigen Angaben und Einschätzungen zu den in der Silvesternacht entstandenen Schäden sind bislang unvollständig. Auf 600 Euro hat sie ein polizeilicher Sachbearbeiter durch den Brand an der Krayer Straße/Heinrich-Sense-Weg geschätzt.

Fünfstelliger Schaden nach Sprengungen von Ticket-Automaten

Ein höherer fünfstelliger Schaden soll beispielsweise nach Angaben der Ruhrbahn durch die Böller-Sprengungen von Ticket-Automaten am Katernberger Markt und am Altenessener Bahnhof verursacht worden sein. Die Täter konnten nicht identifiziert werden, die Verfahren sind eingestellt.

Wer die Scheiben von Haltestellenhäuschen etwa in Katernberg und Altenessen zerstört hat, dürfte genauso ungeklärt bleiben wie eine Reihe von Widerstandshandlungen gegen Einsatzkräfte.