Essen-Rüttenscheid. Im Rüttenscheider Friseursalon Hairz wird künftig nur noch an vier Tagen pro Woche gearbeitet. Was sich die Inhaberinnen davon erhoffen.
Sonntags und montags geschlossen, dienstags bis samstags geöffnet: Dieses Modell fahren die meisten Friseure. Der Salon Hairz am Rüttenscheider Markt bildet keine Ausnahme – bis jetzt. Denn die Inhaberinnen Aysegül Akkaya und Susann Zazzi haben sich entschlossen, ab April die Vier-Tage-Woche einzuführen. Samstags bleibt der Salon dann geschlossen.
Gründe für diese Entscheidung gibt es mehrere. Allen voran: „Samstags kommen längst nicht mehr so viele Kunden wie früher“, sagt Susann Zazzi. Das habe viel mit den Entwicklungen zu tun, die die Corona-Pandemie in Gang gesetzt hat. Inzwischen arbeiten mehr Menschen im Homeoffice, sind flexibler und können den Friseurtermin unter der Woche einschieben. „Am Wochenende wollen sie dann lieber etwas mit ihrer Familie unternehmen“, so die Friseurin.
Essener Friseurinnen: Samstagstermine sind nicht mehr so beliebt wie früher
Aysegül Akkaya ergänzt: „Viele stylen sich inzwischen die Haare selbst.“ Waschen, föhnen, legen – das sei früher ein typischer Samstagstermin gewesen, werde aber nun nicht mehr so häufig gebucht. Hochzeitsfrisuren könne man sich bei Hairz aber weiterhin samstags machen lassen, so Akkaya: „Das ist dann sogar entspannter für die Braut, wenn der Salon ansonsten geschlossen ist.“
Unter der Woche wird der Friseursalon dafür seine Öffnungszeiten verlängern. Aktuell kann man sich bei Hairz dienstags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr und samstags von 8 bis 13 Uhr die Haare schneiden lassen. Gerade die ganz frühen Termine am Samstag sind laut Zazzi zuletzt wenig nachgefragt worden. Ab April öffnet der Salon dienstags und donnerstags von 9 bis 20 Uhr sowie mittwochs und freitags von 9 bis 19 Uhr.
Vier-Tage-Woche: Rüttenscheider Friseursalon will attraktiver für Fachkräfte sein
„Uns fragen schon jetzt viele Kunden, die spät von der Arbeit kommen, ob wir nicht einen Tag unter der Woche länger öffnen können“, berichtet Akkaya. Für die Angestellten – die ohnehin lange im Salon stehen – mache es demgegenüber keinen großen Unterschied, ob sie bis 18.30 Uhr, 19 Uhr oder an zwei Tagen bis 20 Uhr arbeiten. Netto bleibt die Wochenstundenzahl bei Hairz also nahezu gleich. Dementsprechend sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch weiterhin das gleiche Gehalt bekommen.
Die beiden Friseurinnen sehen das Vier-Tage-Modell auch als Chance, um neue Fachkräfte und Auszubildende zu gewinnen. „Das wird immer schwieriger“, betont Zazzi. Aktuell seien sie auf der Suche. Vor Corona arbeiteten bei Hairz drei Friseure mehr als jetzt, während der Pandemie orientierten sich zwei um, einer zog weg. Aktuell sind sie im Salon drei Vollzeitkräfte und drei Azubis.
Essener Friseurin über Vier-Tage-Woche: „Die Work-Life-Balance wird immer wichtiger“
„Die Work-Life-Balance wird immer wichtiger“, sagt Akkaya. Dem wolle man Rechnung tragen: „Das Leben ändert sich, wir müssen uns anpassen.“ Tatsächlich ergab eine Forsa-Umfrage im vergangenen Jahr, dass sich 71 Prozent der Deutschen die Vier-Tage-Woche – bei gleichbleibender Wochenarbeitszeit und somit dem selben Gehalt – wünschen würden.
Zazzi und Akkaya kennen einige Friseurkolleginnen und -kollegen, die meisten davon in Düsseldorf oder Köln, die die Vier-Tage-Woche schon umgesetzt haben. Die Erfahrungen seien gut. „Wir haben von vielen gehört, dass die Mitarbeiter durch die längere Ruhephase viel motivierter sind“, berichtet Zazzi. Auch andere Handwerksbetriebe in Essen haben das Modell eingeführt: Bei Maler Kecker aus Frintrop ist zum Beispiel freitags frei.
Im Übrigen profitierten auch die Saloninhaberinnen von dem neuen Modell: „Ich mache diesen Job jetzt seit 44 Jahren und hatte eigentlich nie ein richtiges Wochenende.“ Nun freue sie sich, samstags auch einmal Zeit mit der Familie verbringen zu können.