Essen. Die Messe Essen hat an der Lührmannstraße eine Sammelstelle eingerichtet. Dort können Hilfsgüter für Erdbebenopfer abgegeben werden können.
Rollstühle, Rollatoren, Pampers, Babynahrung: Gleich am ersten Tag sind bei der neuen zentralen Sammelstelle für Erdbebenopfer in der Messe Essen dringend benötigte Hilfsgüter eingetroffen. „Die Hilfsbereitschaft im Ruhrgebiet ist groß“, sagt der Initiator des Hilfsprojektes, der Essener Kommunalpolitiker Caner Aver. Er organisiert die Aktion zusammen mit der Ärztin Dr. Ebru Yildiz, die am Universitätsklinikum Geschäftsführerin des Westdeutschen Zentrums für Organtransplantation ist.
Allein schon die Nummernschilder der Lieferwagen und Lkw zeigen, dass überall im Ruhrgebiet gespendet und gesammelt wird. Sie kommen aus Gelsenkirchen, Bottrop, Herne, Düsseldorf und natürlich aus Essen. Ob Lehrer- oder Elternverband, Alevitische Gemeinde oder Moscheegemeinde Steele: Sie alle schicken freiwillige Helfer zum Tor 3 an die Lührmannstraße.
Am Freitagnachmittag erwartete die zentrale Sammelstelle sieben Lastwagen aus dem Ruhrgebiet, vollbepackt mit Hilfsmaterial. „Wir sortieren die Lieferungen, packen Kartons und beschriften sie“, sagt Caner Aver, der beim Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen beschäftigt ist.
Unabhängig von dieser Aktion hat der in ansässige Evonik-Konzern 100.000 Euro an die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gespendet. Das Geld gehe an die Organisation „Save the Children“, die Familien in den betroffenen Regionen Soforthilfe in Form von Lebensmitteln und Wasser sowie zum Schutz vor Kälte zur Verfügung stellt, teilt Evonik am Donnerstag (9. Februar) mit.
Die Katastrophe hat bislang fast 20.000 Todesopfer gefordert, 77.000 wurden verletzt.
Initiator Caner Aver: „Dringend benötigt werden Sach- und Geldspenden“
Die zentrale Sammelstelle an der Messe (Tor 3, Lührmannstraße, 45131 Essen) ist bis zum 25. Februar täglich zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet. Die ursprünglich geplante kürzere Öffnungszeit hat sich als nicht praktikabel erwiesen.
„Dringend benötigt werden Sach- und Geldspenden“, sagt Caner Aver. Spender werden gebeten, die Spenden in Kartons anzuliefern und diese gut zu beschriften.
Dringend benötigt werden: mobile Krankenstationen, mobile Toiletten, medizinische Geräte, Rollatoren und Rollstühle, Medikamente, mobile Heizkörper (Gas/Öl) und Unterkunftsmöglichkeiten (z. B. Zelte). Ferner: Decken, Handschuhe, Mützen, Taschenlampen, Batterien, thermische Unterwäsche und Campingsets etc. Ebenfalls benötigt werden haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Erbsen, Bohnen, Salz, Zucker, Mehl, Öl.
Geldspenden gehen auf das Konto der Stiftung Universitätsmedizin (IBAN DE09 3702 0500 0500 0500 05 / BIC BFSWDE33XXX) mit dem Verwendungszweck „Medizinische Erdbebenhilfe“.
Essener Medizinerin Ebru Yildiz stammt aus Adana und besucht dort regelmäßig Verwandte
Dr. Ebru Yildiz geht die Erdbebenkatastrophe besonders nah, weil sie aus Adana stammt. Die viertgrößte türkische Stadt ist von der Naturkatastrophe hart getroffen worden. „Ich bin ein bis zwei Mal im Jahr in Adana“, berichtet die Medizinerin. Sie hat am Universitätsklinikum Essen Medizin studiert und ihre Praktika an der Uniklinik von Adana absolviert. „Zuletzt war ich in den Winterferien dort, da war es noch 20 Grad warm“, fügt sie hinzu. Das Haus ihrer Großmutter befinde sich direkt neben dem wie ein Kartenhaus zusammengestürzten Appartement-Gebäude, das immer wieder in Nachrichten- und Sondersendungen zur Erdbebenkatastrophe gezeigt werde.
Die Essener Ärztin ist verantwortlich für den medizinischen Teil der Spendenaktion. Unterstützt wird sie von 150 Kolleginnen und Kollegen, die sich in der Deutsch-Türkischen Medizinergesellschaft (DTM) NRW e.V. zusammengeschlossen haben. Yildiz ist deren Vorsitzende.
Unter Federführung des Türkischen Generalkonsulats in Essen hat sich auch ein medizinischer Krisenstab gebildet. „Unser Ziel ist, die medizinischen Hilfsgüter so schnell wie möglich per Flugzeug in die Türkei zu schicken“, sagt Ebru Yildiz. Der Transport auf dem Landweg sei viel zu zeitraubend. Aktuell habe sich ein 40 Kilometer langer Stau an der bulgarisch-türkischen Grenze gebildet. Die Lkw mit Hilfsgütern kommen aus ganz Europa.
Medizinische Hilfsgüter aus Essen werden via Düsseldorf in die Türkei geflogen
Die in Essen gesammelten medizinischen Hilfsgüter sollen größtenteils nach Düsseldorf gebracht und von dort in die Türkei geflogen werden. Was nicht in den Flieger passt, soll mit Lkw in die Türkei gebracht werden. Am Donnerstag (9. Februar) sei bereits ein mit 400 Kilogramm medizinischen Hilfsgüter beladenes Flugzeug von Düsseldorf nach Istanbul geflogen worden.
Zum Unterstützerkreis der Essener Spendenaktion zählen neben der Messe Essen auch die Essener Wirtschaftsförderung, der Rotary Club Essen-Süd, der Bildungsverein GeBiKuS und das internationale Ärzte-Netzwerk Q.T.S. Essen.
Ähnlich wie Ebru Yildiz hat auch Caner Aver starke Verbindungen zur Erdbebenstadt Adana. Seine Eltern stammen von dort und viele Angehörige leben in Adana. „Gott sei Dank ist keiner unserer Verwandten ums Leben gekommen oder verletzt worden.“ Allerdings seien vier Familien, darunter Tanten und Cousins, durch das Erdbeben obdachlos geworden. Caner Aver: „Sie sind jetzt in unserer Eigentumswohnung in Adana untergebracht.“
Kontakt: Die Initiatoren des Essener Hilfsprojekts sind per E-Mail zu erreichen: aver@zftdi.de und ebru.yildiz@uk-essen.de