Essen. Die Stadt Essen war an den Planungen für einen Gewerbepark auf dem Flughafenareal nur Zuschauer. Die Politik will das nicht länger hinnehmen.

Der städtebauliche Wettbewerb der Stadt Mülheim, für einen Gewerbepark auf dem Gelände des Flughafens, hat aufseiten des Essener Stadtrates einen faden Beigeschmack hinterlassen. In der letzten Sitzung des Planungsausschusses drängte CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gremiums darauf, dass die Stadt Essen im weiteren Verfahren beteiligt wird.

Mülheims Planungsdezernent Felix Blasch sagte zu, Vertreter aus Essen zu kommenden Beratungen über einen möglichen Gewerbepark einzuladen. Kipphardt gab sich damit nicht zufrieden: „Wir wollen nicht nur Zaungäste sein.“ Kurzum: Die Essener Politik will mitentscheiden, wenn es darum geht, wie es auf dem Flughafen-Areal weitergeht.

So könnte der Gewerbepark auf dem Flughafen Essen/Mülheim in der ersten Ausbaustufe aussehen. Das Rollfeld bliebe erhalten.
So könnte der Gewerbepark auf dem Flughafen Essen/Mülheim in der ersten Ausbaustufe aussehen. Das Rollfeld bliebe erhalten. © Rheinflügel Severin

Ein Teil der Fläche, wenn auch ein kleinerer, ist im Besitz der Stadt Essen. In der Flughafengesellschaft sind beide Städte zu gleichen Anteilen Gesellschafter. An den Beratungen der Jury des Wettbewerbes hatten drei Vertreter von CDU, SPD und Grünen beratend teilgenommen, darunter der planungspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Philipp Rosenau. Seinen Worten nach hätten sie einen anderen Entwurf favorisiert als den, welchen die Jury zum Sieger kürte.

Dieser muss überarbeitet werden, weil die Belange des Flughafens zu kurz gekommen seien, so das Preisgericht. Ein Grund mehr, dass auch die Essener Seite ihr Wort führen will. Auch über die Verkehrsbelastung und über die Verteilung der Gewerbesteuern werde zu reden sein, heißt es aus Kreisen der Essener Politik.

Rechtlich ist der Flugbetrieb in Essen/Mülheim bis zum Jahr 2034 garantiert

Geplant ist ein Gewerbepark in zwei Ausbaustufen, wobei der Flugbetrieb zunächst aufrechterhalten würde. Erst in einem zweiten Schritt würde der Gewerbepark erweitert von 12,2 Hektar auf 27,7 Hektar. Die Rechte des Aero-Clubs, welche einen Flugbetrieb garantieren, enden im Jahr 2034. Auf Mülheimer Seite tendiert die Politik inzwischen dazu, den Flughafen über das Schließungsdatum hinaus zu betreiben. Dies würde voraussetzen, dass beide Städte ihre gefassten Beschlüsse zum Ausstieg aus dem Flughafen revidieren.

Unterstützung für eine solche Wende gibt es von der Industrie- und Handelskammer (IHK). „Die geplante Entwicklung eines Gewerbeparks auf dem Flughafenareal ist eine gute Nachricht für die Region“, erklärt dazu IHK-Präsidentin Jutta Kruft Lohrengel. „Und den Flugbetrieb sollten wir unbedingt beibehalten.“

Die Industrie- und Handelskammer wirbt für den Erhalt des Flughafens über 2034 hinaus

Zwar weist die Kammer immer wieder daraufhin, dass es in der Region an Gewerbeflächen mangelt. Vor diesem Hintergrund birgt die Entwicklung eines Gewerbeparks auf dem Gelände des Flughafens aus Sicht der Kammer großes Potenzial. Der Flughafen böte jedoch die große Chance für die Entwicklung neuer Technologien in der Luftfahrt.

„Wir haben eine funktionierende Luftfahrtinfrastruktur inklusive Rollbahn und Tower sowie freier Gewerbeflächen in unmittelbarer Umgebung. Wer kann das schon von sich behaupten?“, fragt die IHK-Präsidentin rhetorisch. Für flugaffine und technologieorientierte Unternehmen biete der Standort damit exzellente Voraussetzungen. „Die Luftfahrt der Zukunft wird mit Sicherheit grüner, als sie es heute ist“, so Kruft Lohrengel.

Im Rat der Stadt steht die politische Diskussion noch aus. Die Linken haben sich bereits festgelegt: Die Städte sollten zu ihren Beschlüssen stehen und den Flughafen spätestens 2034 schließen. „Auf dem Gelände sollte stattdessen ein kleines, ökologisches, nachhaltiges Musterquartier für Wohnen und Arbeiten geplant werden, das die Befürchtungen der Einwohner und Einwohnerinnen von Haarzopf und Fulerum vor mehr Verkehr ernst nimmt und berücksichtigt“, so Wolfgang Freye, Vertreter der Linken im Planungsausschuss.