Essen-Bergerhausen. Was es in „Ludwigs Shop“ zu kaufen gibt. Und warum die handgefertigten Erzeugnisse vor allem jungen Menschen zugute kommen.
Feuerschalen mit Grill und andere Design-Unikate aus der Metallwerkstatt, Holzfertigungen aus der Tischlerei, kulinarische Köstlichkeiten wie Sirup und Marmeladen – seit 2019 waren diese Unikate im Jugendberufshilfe-Geschäft „HandWerk & Design“ an der Rellinghauser Straße 180 zu erwerben. Nun ist der Laden in die Zentrale der Jugendberufshilfe (JBH) an der Schürmannstraße 7 in Bergerhausen umgezogen - und hat auch gleich den Namen geändert.
Acht Jugendliche des Projekts „Produktionsjahr“ verkaufen in „Ludwigs Shop“ Artikel aus den Gewerken und Werkstätten der Jugendberufshilfe und bereiten sich so auf ihren Berufseinstieg vor. „Unsere Jugendlichen und Mitarbeitenden aus allen Gewerken und Projekten haben einen großartigen Job gemacht“, erläuterte JBH-Geschäftsführer Thomas Wittke bei der großen Eröffnung. „Shop und Bistro zeigen sich im modernen Look mit frischem Konzept. Durch den Umzug möchten wir uns dem Stadtteil noch weiter öffnen und den Menschen Einblick in die Arbeit der Jugendberufshilfe geben.“
Jugendberufshilfe bietet jungen Menschen eine Perspektive
Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Lebensentscheidungen. Doch was, wenn persönliche Probleme, ein fehlender Schulabschluss oder eine abgebrochene Ausbildung junge Essener an sich und einer guten Zukunft zweifeln lassen? Mit gezielter Hilfe können sie es schaffen und schließlich einen anerkannten Berufsabschluss in Händen zu halten. Unterstützt von JobCenter und Jugendamt gibt die Jugendberufshilfe Essen in Bergerhausen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren neue berufliche und soziale Perspektiven. Die Spanne der Berufsfelder ist weit: von der Bearbeitung von Metall und Holz über Garten- und Landschaftsbau, Hotel- und Gaststättenbetrieb bis hin zum Verkauf. Im Rahmen dieser Projekte entstehen zudem qualitativ hochwertige handgefertigte Produkte.
Im jeweils am 1. September beginnenden Produktionsjahr werden die jungen Menschen auf den späteren Job vorbereitet oder können sich erst einmal beruflich orientieren. Im Mittelpunkt steht die praktische Arbeit: In betriebsähnlichen Strukturen werden marktfähige Dienstleistungen angeboten und Produkte hergestellt, Arbeiten und Lernen greifen ineinander. Wichtig sind dabei die persönliche Entwicklung und der Erwerb sozialer Kompetenzen. Geht es anfangs auch um Dinge wie Anwesenheit und Pünktlichkeit, lernen die Teilnehmer schnell das Berufsbild kennen.
Über 200 Artikel aus allen Gewerken
In „Ludwigs Shop“ bedeutet das: Was macht ein Verkäufer? Was muss er berücksichtigen? Wie schafft man den Sprung in die Ausbildung? Die Jugendlichen sind in allen Bereichen des Ladens im Einsatz: Mal stehen sie hinter der Verkaufstheke, mal zeigen sie Kunden die verschiedenen Artikel. Sie sind von der Planung über die Kalkulation und die Deko bis hin zum Kundengespräch gefragt. Angeboten werden fast ausschließlich Produkte, die in Werkstätten der Jugendberufshilfe hergestellt wurden. Die über 200 Artikel stammen aus allen Gewerken und Bereichen: von der Ausbildung bis hin zur Gemeinwohlarbeit.
Einkaufen im Shop oder online
Der Jugendberufshilfe-Shop ist in der JBH-Zentrale an der Schürmannstraße 7 zu finden. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Parkplätze sind vorhanden. Zahlen ist bar, per Karte, Smartphone oder Smartwatch möglich. Artikel aus den Projekten der Jugendberufshilfe können auch auf www.jh-essen.de/shop bestellt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich per Mail an shop@jh-essen.de oder unter der Nummer 248527829 über alle Produkte zu informieren und eine Bestellung aufzugeben.
Da gibt es Honig von der Jugendfarm oder Shirts aus dem individuellen Gesundheits- und Orientierungsangebot „IndiGO“. Für Oberbürgermeister Thomas Kufen sind das „tolle Produkte, die immer auch eine Geschichte erzählen“. Junge Menschen bekämen hier eine Chance: „Ich bin großer Fan.“ Sein Tipp: „Ich verschenke oft die im Laserverfahren gefertigte Stahl-Skyline unserer Stadt an Gäste aus dem Ausland. Als Gruß aus Essen.“
Bei der Eröffnung bestaunte das Stadtoberhaupt einen Käsekuchen im Glas, den es übrigens auch als Low Carb-Version gibt. Dazu eine Vielzahl an Möbeln, hochwertigen Schneidebrettern und pfiffigen Accessoires. Aufgefallen sind dem Essener Oberbürgermeister auch die Preise: nicht überteuert, aber doch marktgerecht. Das sei Teil der Philosophie, gibt die für den Bereich „Vorbereitung“ verantwortliche Tina Brockers nur zu gerne preis: „Die Jugendlichen sollen ihre Arbeit wertschätzen lernen. Oft fehlt ihnen zunächst das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Selbstwertgefühl.“ Der beim JBH für Bildung zuständige Bernd Krug ergänzt: „Sie lernen, sich und ihr Metier nicht unter Wert zu verkaufen. Diese Anrichte hier aus Birnbaum zum Beispiel ist ihren Preis so was von wert.“ Gleiches gilt für den zwei Meter langen Lego-Spieltisch mit Schubkästen und offenen Fächern zur Aufnahme von Boxen mit Spielsteinen.
Mehr Laufkundschaft an der Schürmannstraße
Der Umzug an die Schürmannstraße habe auch praktische Gründe gehabt, sagt Brockers: „An der Rellinghauser Straße gab es nur wenig Laufkundschaft und keine Parkplätze. Das ist hier jetzt ganz anders.“ Fast schon selbstverständlich, dass die Inneneinrichtung ebenfalls von Teilnehmern der Maßnahmen gestaltet wurde. Alles glänzt im frischen Look. Mit tatkräftigem Einsatz wurde eine Stahlrahmenkonstruktion gebaut und an Decke und Wand angebracht.
Bei der Jugendberufshilfe sei man stolz auf die Schützlinge, bestätigt Brockers: „Wenn wir sie mit einem großen Sommerfest verabschieden, dann kullern schon Tränchen. Nach dem Produktionsjahr wissen sie, was in ihnen steckt, was sie können. Und das ist nicht wenig.“ Für Krug ist das dann „der Lohn für unsere Mühen. Wir nehmen die Jugendlichen mit. Das hat etwas Reales und Wertschätzendes. Das ist unsere Motivation. Ich bin seit 23 Jahren hier und möchte nie mehr weg.“