Essen-Borbeck. Sechs Jüdinnen gelingt 1945 die Flucht aus einem KZ-Außenlager in Essen. Zwei Borbecker Abiturientinnen erinnern daran in einer Ausstellung.
An die Flucht von sechs jungen ungarischen Jüdinnen aus dem KZ-Außenlager Buchenwald in der Essener Humboldtstraße im Frühjahr 1945 erinnert eine Ausstellung im Mädchen-Gymnasium Borbeck (MGB). Sie trägt den Titel: „Aber die Hauptsache ist, dass wir da sind.“ Die beiden Abiturientinnen Amelie Sonntag und Elisabeth Nierodkiewicz präsentierten in der Aula ihr Geschichtsprojekt, mit dem sie am Jugendwettbewerb „Remember Resistance 33-45“ der Gedenkstätte Deutscher Widerstand teilnahmen und mit Preis bedacht wurden.
Auch bei der Ausstellungseröffnung vor wenigen Tagen erfuhren die früheren MGB-Schülerinnen viel Lob und Anerkennung – so von den Bürgermeistern Rudolf Jelinek und Rolf Fliß, dem SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag Thomas Kutschaty wie auch vom ungarischen Generalkonsul Gergö Szilágy und Vertretern von Rat, Politik und Kultur.
Roll-Up-Ausstellung kann von anderen Essener Schulen angefordert werden
Die Roll-Up-Ausstellung erinnert anhand von Briefen, Fotos und anderen Dokumenten an die abenteuerliche und lebensgefährliche Flucht der sechs Frauen vor dem SS-Wachkommando. Sie waren als Zwangsarbeiterinnen nach Essen gekommen, um im Krupp-Werk eingesetzt zu werden. Ein Video zeigte die gut sieben Kilometer lange Strecke, die die Frauen zurücklegen in der Bombennacht mussten. Gerettet wurden sie von mutigen Essener Familien, die sie bis zum Einmarsch der Alliierten versteckten.
Als besonders anrührend empfunden wurde die Videobotschaft von Nachfahren einer der geretteten Frauen. Sie berichten, dass es ihrer in die USA ausgewanderten Mutter Erna Anolik (geborene Roth) schwer gefallen sei, über den Horror von Auschwitz zu erzählen. Sie habe ihre gesamte Familie in dem Vernichtungslager verloren und sei die einzige Überlebende gewesen. Durch das Geschichtsprojekt der MGB-Schülerinnen hätten sie neue Informationen über das Leben ihrer Mutter erfahren.
In den USA engagieren sich die Nachfahren in einem Verein, der die Erinnerung an die Shoah wachhält und Holocaust-Leugnern und anti-demokratischen Kräften entgegentritt.
Die Ausstellung im MGB wird noch rund vier Wochen gezeigt, danach geht sie in Essen auf Reisen. Sie kann von interessierten Schulen angefordert werden. Wer die Ausstellung sehen möchte, sollte sich im Sekretariat (Telefon 0201/88480710) anmelden.