Essen-Heisingen. Zunehmende Bebauung, immer mehr Verkehr, schlechte Straßen und die Sorge ums Pfarrheim: Was die Heisinger beim zweiten Kongress bewegte.

Am Anfang standen Zustandsbeschreibungen. Die Kommunikation lief gar nicht gut im Stadtteil. Annika Franzen von der Heisinger Bürgerschaft legte den Finger in die Wunde: „Es wird übereinander geredet, aber nicht miteinander.“ Man arbeite viel zu oft aneinander vorbei. Mit Hilfe des Heisinger Kongresses sollen Bürgerschaft, Werbegemeinschaft, Vereine, Verbände sowie Bürger und Bürgerinnen besser und enger zusammenwirken.

Nach einer mutmachenden Premiere im November war nun auch der zweite Heisinger Kongress gutbesucht. An die 80 Heisinger wollen sich aufmachen auf den Weg vom „man müsste mal“ hin zu „wir packen das jetzt an“. Organisiert haben diese Zusammentreffen Frauen aus der Bürgerschaft, die mitunter auch zum Seniorennetzwerk, Ernährungsrat sowie Wastewalk oder zur Initiative Heisingen klimaneutral gehören.

Themen sind zunehmende Bebauung, Verkehr, schlechter Zustand der Straßen

Annika Franzen wollte wissen: „Was brennt euch unter den Fingernägeln?“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nannten unter anderem die zunehmende Bebauung, den immer stärkeren Verkehr und damit zusammenhängend den schlechten Zustand der Straßen, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Sie wünschten sich bessere Kommunikation und Kooperation, mehr Aktionen für Jugendliche, ihr Wottelfest, eine Kneipe, das Schiebekarrenrennen oder auch die Weiterentwicklung des Heimatmuseums.

Viele bangen auch um die Zukunft des katholischen Pfarrheims St. Georg. Die Immobilie soll aufgegeben werden, so sieht es laut Pfarreientwicklungsprozess aus. Ursula Podeswa von der Bürgerschaft griff zum Mikrofon und forderte das Publikum auf: „Wir wollen miteinander reden. Also raus mit der Sprache.“ Das ließen sich die Heisinger nicht zweimal sagen. Was in St. Georg geplant sei, könne man doch in Kupferdreh schon mit Schaudern sehen: „Die katholische Kirche macht nach und nach alles zu Geld.“

Der Gemeindesaal am Stemmering füllte sich zum zweiten Heisinger Kongress.
Der Gemeindesaal am Stemmering füllte sich zum zweiten Heisinger Kongress. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Mehr als einmal tauchte das Stichwort „Bürgerzentrum“ als Alternative für die Immobilie gleich neben der katholischen Kirche St. Georg auf. Als Vorsitzender der Heisinger Bürgerschaft warf Henner Höcker einen Blick nach Überruhr: „Dort existiert ein Bürgertreff. Diesen Anspruch sollten wir 13.000 Heisinger auch haben.“

Das Grundstück des Pfarrheims ist ein Sahneteilchen

Monika Schrübbers aus der Gemeinde St. Georg rückte einiges gerade wie: „Es steht seit Jahren fest, dass das Pfarrzentrum ab 2025 nicht mehr finanziert werden kann.“ Und: Eine Fragebogenaktion dazu vor etwa fünf Jahren nach Wünschen und Bedürfnissen der Heisinger habe nur mäßige Reaktionen erhalten. Was übrigens auch für die Politik gegolten habe. Doch nun scheine den Heisingern endlich klar zu werden, dass da bald wichtige Versammlungsräume wegfielen: „Wir können da nicht einfach weiterwurschteln.“ Ihr Schlusssatz hallte nach: „Das Grundstück ist ein Sahneteilchen.“

Was Ursula Podeswa alarmierte: „Wir sollten Ideen sammeln, ob solch ein Bürgerzentrum was wäre für Heisingen.“ Die Gründung einer Arbeitsgruppe „Erhalt des Pfarrzentrums“ leitete über zum praxisorientierten Teil des Abends. Man wolle Ideen, Initiativen und Engagements verknüpfen, so Annika Franzen: „Es geht nicht darum, konkrete Ergebnisse zu präsentieren. Vielmehr wollen wir Menschen zusammenbringen, die gemeinsame Interessen haben.“

E-Ladesäulen, Lastenräder, Rikschas, und Gemeinschaftsgarten im Gespräch

Stefanie Rüttermann erklärte, das Heisinger Seniorennetzwerk denke an gemeinsame Veranstaltungen mit Kitas oder Schulen. Stephanie Brüggemann ist Leiterin des evangelischen Kinder- und Jugendhauses: „Auch wir möchten generationenübergreifend arbeiten.“ Schnell wurde Kontakt geknüpft. In Kleingruppen wurde angeregt diskutiert, Kontaktdaten ausgetauscht, erste Arbeitsgruppen formierten sich.

Weitere Termine des Kongresses und der Gemeinde

Das nächste Treffen des Heisinger Kongresses wird in rund sechs Wochen anberaumt. Breit soll informiert werden auf der Homepage „www.heisingen.de“ der Bürgerschaft, in den sozialen Kanälen und per Aushang in Geschäften.

Ein weiterer Wunsch war die Erstellung eines gemeinsamen Terminkalenders für alle Organisationen und Vereine sowie ein gemeinsamer Newsletter.

Die Informationsveranstaltung der Gemeinde St. Georg zur Zukunft des Pfarrzentrums findet am Sonntag, 5. Februar, ab 15 Uhr in der Kirche St. Georg statt.

Alternative Mobilität war ein gefragtes Thema, E-Ladesäulen, Lastenräder, Rikschas. Ein Gemeinschaftsgarten auf dem Schulhof mit Baumbeeten könnte Realität werden. Für das Thema „Ortsgeschichte“ gab es Interessenten. Ein kulinarischer Zirkel könnte sich regelmäßig reihum in privaten Küchen treffen und dort gemeinsam kochen.

Ein Rennradfahrer sucht noch Mitfahrer: „Gemeinsam könnten wir die schöne Landschaft vor unserer Tür genießen.“ Ein Teilnehmer würde sich mehr lokale Musik wünschen: „Heisinger Bands spielen auf dem Wottelfest. Das wäre doch toll.“ Henner Höcker warf noch ein, dass im Sommer eine Heisinger Band auf dem Marktplatz spielen werde „Zum 40-Jährigen der Bürgerschaft haben wir die Joyriders eingeladen.“ So erfüllt sich bereits ein Wunsch zeitnah.