Essen-Heisingen. St. Georg kann den Unterhalt des Gemeindezentrums nicht stemmen. Die Suche nach Alternativen gestaltet sich schwierig, aber nicht hoffnungslos.

Enorme Kosten, eine zu geringe Auslastung, sinkende Mitgliedszahlen in der Pfarrei: Das Aus für das Gemeindezentrum St. Georg an der Heisinger Straße hatte sich bereits vor zwei Jahren im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses in der Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel abgezeichnet. Jetzt ist sicher: Die Gemeinde kann den Unterhalt des Gebäudes nicht mehr stemmen; einen Förderverein wird es nicht geben. Parallel läuft die Suche nach Alternativen auf Hochtouren: Anfang kommenden Jahres will eine eigens einberufene Projektgruppe der Öffentlichkeit ein mögliches Konzept für die Neuausrichtung des Gemeindelebens präsentieren.

Die Zahlen, mit denen Pfarrer Gereon Alter rechnen muss, sind alles andere als rosig: „Wir haben beim Unterhalt des Gebäudes aktuell ein jährliches Defizit von 40.000 Euro. Die Betriebskosten lagen bislang bei etwa 63.000 Euro pro Jahr, ungefähr 20.000 Euro konnten wir dank intensivster Bemühungen des Teams über Vermietungen wieder reinholen. Mehr geht da aber nicht.“

Dramatisch gestiegene Energiekosten

Zum Vergleich: Die ebenfalls zur Pfarrei gehörende Gemeinde Herz Jesu in Burgaltendorf rutscht beim Unterhalt ihres deutlich kleineren Gemeindehauses jährlich mit etwa 8000 Euro ins Minus. „Und wir reden hier von alten Abrechnungen. Bei einem Weiterbetrieb des Gebäudes in Heisingen kämen zu den jährlichen Betriebskosten und einer jährlichen Instandhaltungsrücklage in Höhe von 20.000 Euro jetzt auch noch einmal ganz dramatisch gestiegene Energiekosten, schätzungsweise 60.000 Euro hinzu.“ Macht alles in allem über 140.000 Euro jährliche Kosten – bei einer tatsächlichen Auslastung von nur acht bis zehn Prozent, denn tagsüber stehen die Räume meist leer. Zu viel Geld für die Gemeinde.

Zu viel auch für einen Förderverein. Julia Wirt, Mitglied im Kirchenvorstand und Sprecherin der achtköpfigen Projektgruppe, die vor gut einem Jahr die Arbeit aufgenommen hat: „Wir haben diese Option natürlich als allererstes geprüft; in anderen Gemeinden der Pfarrei gibt es ein solches Modell ja durchaus. Wir haben aber schnell festgestellt, dass eine solche Lösung bei uns wirtschaftlich nicht tragfähig ist. Wir suchen daher derzeit nach Möglichkeiten, wie wir gemeindliches Leben auch ohne das Zentrum über das Jahr 2025 hinaus gestalten können.“

Großer Jugendbereich

Letztlich jedoch gebe es zahlreiche Aspekte zu bedenken: „Wir haben natürlich auch kleinere Gruppen, die sich jetzt schon in privaten vier Wänden treffen. Auf der anderen Seite stellt St. Georg mit 150 Pfadfindern und 120 Messdienern eine der größten Jugendvereinigungen im Bistum. Auch für diese Gruppen brauchen wir zukünftig ein Zuhause.“ Angedacht sei deshalb, konkretisiert Alter, eine multifunktionale Nutzung des Kirchengebäudes, das baulich so verändert werden müsse, dass neben Gottesdiensten dort auch verschiedene Gruppen- und Gremientreffen abgehalten werden können. Fachleute des Bistums unterstützen hier die Projektgruppe bei den Überlegungen.

Bleibt die Frage, was aus dem Gemeindezentrum wird – bautechnisch eines der „schwierigsten Gebäude“ der Pfarrei. Alter: „Die Gemeindehäuser der Pfarrei sind moderner. Hier haben wir ein ehemaliges Kloster, an das immer wieder angebaut wurde. Das ist nicht zuletzt auch ökologisch ein großes Problem.“ Auf satte 1000 Quadratmeter kommt das Hauptgebäude, auf weitere 800 Quadratmeter die baulich mit dem Zentrum verbundene Kita – die weiterhin Bestand haben soll. „Die Kinder haben ein Recht, dort zu bleiben und betreut zu werden. Wir sind deshalb auch im Gespräch mit dem Kita Zweckverband.“

Schwindende Mitgliederzahlen

Optimal indes seien die Räumlichkeiten der Kita keineswegs: „Wir haben gerade erst einen direkten Zugang zum Außengelände geschaffen; bislang mussten die Kinder durch den Keller, um ins Grüne zu kommen.“ Ideal, da sind sich Wirth und Alter einige, wäre ein Investor, der das ganze Areal – immerhin „in Filetlage“ – umnutzt oder dort neu baut. Pfarrer Alter: „Und dann würde zum Beispiel ein Teil irgendwie gewerblich und ein großer Teil sozial genutzt, und es käme eine zeitgemäße Kita rein. Solche Ideen gibt es, aber all das hängt natürlich an der Frage: Ist das finanzierbar?“

Grundsätzlich sei es an der Zeit, sich der Realität zu stellen: „Wir müssen uns fragen, ob wir uns diese Fülle an Immobilien tatsächlich noch leisten können. Ob das noch verantwortbar ist, schließlich geht es hier ja um Kirchensteuern. Unser kirchliches Leben verändert sich auf eine dramatische Weise, befördert jetzt noch einmal durch den Erzbischof von Köln. Verbände und Vereine überaltern, werden kleiner – aber wir leben quasi immer noch in den Kleidern der Vergangenheit. Räume für eine Kolpingfamilie mit 250 Mitgliedern entsprechen einfach nicht mehr der Realität.“ Die geht tatsächlich in genau die gegenteilige Richtung: Allein im vergangenen Monat gab es in der Pfarrei St. Josef Ruhrhalbinsel 80 Kirchenaustritte.