Essen-Haarzopf/Mülheim. Die imposante Holzgarage für Luftschiff „Theo“ am Flughafen Essen-Mülheim ist fast fertig. Für die Zukunft ist dort einiges geplant.
- Die neue Garage für Luftschiff „Theo“ ist bis auf Restarbeiten fertig.
- Am Flughafen Essen-Mülheim sollen künftig auch Veranstaltungen stattfinden.
- Bauherr WDL verspricht sich eine positive Wirkung für die gesamte Region.
Die neue Garage für Luftschiff „Theo“ am Flughafen Essen-Mülheim steht, der Blimp hat Ende November letzten Jahres wie geplant sein neues Zuhause bezogen. Jetzt laufen Restarbeiten an der matt silbernen Schutzhülle. Wenn das Dach installiert ist, kann der zweite Bauabschnitt beginnen. Bis in der Halle Veranstaltungen stattfinden können, wird es noch einige Zeit dauern.
Noch sind Helm und festes Schuhwerk erforderlich, um die neue Halle zu besichtigen. Die imposante Holzkonstruktion setzt Luftschiff „Theo“ als „größte Stehlampe der Welt“ ins rechte Licht. Es riecht nach natürlichen Baumaterialien, der recycelte Boden versprüht Industriecharme, erinnert an die ursprüngliche Funktion der alten Werfthalle. Die Halle ist im unteren Teil verglast und ermöglicht so bei gutem Wetter einen freien Blick auf den Sonnenuntergang. Zum Einparken des Luftschiffs werden die riesigen Tore geöffnet, Handwerker und Besucher nutzen einen Seiteneingang.
Die alte Halle der Westdeutschen Luftwerbung (WDL) war im vergangenen Frühjahr abgerissen worden. Die neue Holzkonstruktion, mit 3500 Quadratmetern genauso groß wie ihre Vorgängerin, stand nach nur zehn Wochen Bauzeit exakt an derselben Stelle. „Die grüne Zelthalle mit Stahlgerüst war eine Landmarke, die neue wird es ebenfalls sein“, ist Projektsteuerer Lars Römling vom gleichnamigen Essener Architekturbüro, überzeugt.
Die Halle für Luftschiff „Theo“ am Flughafen Essen-Mülheim ist eine Landmarke
Die Vorgaben der WDL-Geschäftsführung waren eindeutig: Die neue Halle muss Landmarke bleiben, sie muss die Formensprache der alten aufgreifen und den Pioniergeist des 2012 verstorbenen WDL-Gründers Theo Wüllenkemper spiegeln. „Ansonsten hat man uns weitgehend freie Hand gelassen“, berichtet Projektleiter und Architekt Benjamin Gronau. Die Halle sei schon jetzt weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, da sie sowohl von der A 52 aus sichtbar sei, als auch beim Landeanflug auf den Flughafen Düsseldorf.
Die Halle – schon jetzt beliebtes Fotomotiv – sei unter ökologischen Gesichtspunkten geplant und komplett aus 557 Tonnen Fichten- und Tannenholz gebaut worden. „Da ist so viel, wie in 407 Sekunden im deutschen Wald nachwächst“, betont WDL-Sprecher Daniel Dreier den Aspekt der Nachhaltigkeit, der den Bauherren wichtig war.
Zusätzlich binde das Holz große Mengen CO2, ergänzt Lars Römling. Trotzdem mussten die Architekten anfangs Überzeugungsarbeit leisten. „Als ich von der Holzkonstruktion gehört habe, war ich erst einmal skeptisch. Wir wollten ja keine Turnhalle bauen“, erinnert sich WDL-Geschäftsführer Frank Peylo und lacht.
Die neue Halle ist 92 Meter lang
Die neue Luftschiffgarage an der Lilienthalstraße 8 an der Stadtgrenze Essen/Mülheim ist 92 Meter lang, 42 Meter breit und 26 Meter hoch. Jede der beiden Holztüren ist 400 Quadratmeter groß und wiegt 72 Tonnen.
Die Firma WDL gibt es seit 1955, Luftschiffe am Flughafen Essen-Mülheim seit 1972. Geschäftsführer Frank Peylo geht davon aus, dass Blimp „Theo“ in Kürze in der neuen Halle repariert werden kann und in der Sommersaison dann wieder unterwegs ist.
Rundflüge, die eine dreiviertel Stunde dauern, kosten rund 400 Euro. Wer die Halle später für Veranstaltungen mieten will, muss das benötigte Mobiliar mitbringen. Informationen unter www.wdl-gruppe.de
Die Halle soll für Reparaturen am Luftschiff genutzt werden und bietet Schutz bei widrigem Wetterbedingungen. In der Garage ist Platz für zwei Luftschiffe. Blimp „Theo“, der seit 2015 das bei Sturm „Ela“ zerstörte Vorgängermodell ersetzt und für Werbe- und Passagierflüge eingesetzt wird, erhält im April 2024 Verstärkung.
Die Firma Zeppelin aus Friedrichshafen wird eines ihrer Luftschiffe am Flughafen Essen-Mülheim stationieren. „Jetzt im Mai kommt der Zeppelin NT schon mal auf Stippvisite vorbei“, erklärt WDL-Geschäftsführer Frank Peylo. Das neue Luftschiff hat mehr Platz für Passagiere und wird die Rundflüge übernehmen, während „Theo“ dann als Werbeträger am Boden bleibt.
Viele Anfragen für Besichtigungen gehen bei der WDL ein
„Wir bekommen gerade sehr viele Anfragen aus dem In- und Ausland. Die neue Halle, die maximal 1500 Gästen Platz bietet, sorgt für Aufsehen in ganz Deutschland und darüber hinaus“, so Bauleiter und Architekt Benjamin Gronau. Nicht nur die Fachwelt interessiere sich dafür, auch Schulen, Kindergärten und die Nachbarn wollten die Halle besichtigen. Wenn der Bau inklusive der Sanitäranlagen fertig ist, soll es Führungen geben.
Bis dahin ist noch einiges zu tun: Isolierung, Aluminiumdach, Heizung und Beleuchtung müssen montiert und die Außenanlagen gestaltet werden. Im zweiten Bauabschnitt soll ab April/Mai neben der Halle ein zweigeschossiges Gebäude mit Büro- und Schulungsräumen sowie mit einem Restaurant mit Terrasse entstehen, daneben ein Löschwasserteich. Der Bauantrag sei bereits gestellt.
Ab Sommer 2024 sollen größere Veranstaltungen wie Firmenevents oder Produktpräsentationen in der Halle stattfinden, Feiern wie Ü30-Partys seien aber nicht geplant. „Wir werden niemandem etwas wegnehmen, werden nicht in Konkurrenz zum Beispiel zur Grugahalle treten“, so Frank Peylo. „Die Events, die in der Halle stattfinden, würde es ohne unsere Halle hier gar nicht geben“, erhofft er sich eine Art Hallentourismus, von dem auch andere Branchen profitieren und die langfristig einen positiven Effekt auf die gesamte Region haben wird.
Die neue Halle soll einen positiven Effekt auf die gesamte Region haben
Dazu werde die Aufenthaltsqualität des Flughafenareals beitragen. Viele Spaziergänger und Radfahrer würden dort schon jetzt den weiten Blick und die Sonnenuntergänge genießen. Sie könnten dann später wie die Mitarbeitenden der umliegenden Firmen und Begleitpersonen der Fluggäste das neue Restaurant neben der Halle nutzen.
In das gesamte Projekt investiert die WDL laut Geschäftsführer Frank Peylo einen zweistelligen Millionenbetrag. Er ist überzeugt, dass sich die Investition am Standort lohne – unabhängig davon, ob der Flugbetrieb weitergehe oder nicht. Im Umfeld hätten sich bereits etliche größere Firmen angesiedelt. „Wir können mit der Entscheidung leben, ganz gleich, wie sie ausfällt. Aber es muss endlich eine Entscheidung fallen. Dass es die seit 30 Jahren nicht gibt, ist der Politik als Versäumnis vorzuwerfen“, sagt Frank Peylo. Von der Entscheidung seien weitere Investitionen und Firmenansiedlungen abhängig.
Peylo geht davon aus, dass sich in der Branche in Zukunft einiges ändern werde, zum Beispiel Lufttaxis oder Drohnenflüge stärker nachgefragt würden. Auch in Sachen Elektroflugzeuge gehe es voran. Die WDL könne gelassen in die Zukunft blicken: Ihr Pachtvertrag laufe bis 2085.