Essen. Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie hat das Jahr 2023 in der Philharmonie Essen eingeläutet. So lief das Neujahrskonzert am Sonntagabend.

Für Tomáš Netopilbedeutete die musikalische Begrüßung des neuen Jahres zugleich eine Art Abschied – mit der „Neunten“ von Beethoven, die er in seiner Essener Amtszeit nun zum dritten Mal am ersten Januar aufführte. Einen fulminanten Operetten-Abend bot vor Jahresfrist an dieser Stelle interessanterweise Gastdirigent Andrea Sanguineti, Netopils inzwischen designierter Nachfolger als Generalmusikdirektor des Aalto-Theaters und der Essener Philharmoniker mit Beginn der Spielzeit 2023/24.

„Ode an die Freude“ zu Neujahr

Jetzt also noch einmal die Sinfonie mit der „Ode an die Freude“. Und da fiel schon auf, dass Netopil diesmal weniger auf seine entschiedene Klangästhetik setzte, sondern die Extremwerte der Partitur ausreizte, was beim Orchester nicht ohne Abstriche der sonst gewohnten filigranen Ausformulierung und Balance führte, die unglücklichen Horn-Kiekser im Adagio mal ganz ausgeklammert.

Im Kopfsatz schlug mit explosiver Fortissimo-Wucht und knüppelhart (Pauke!) geschärfter Rhythmik – in der Durchführung geradezu apokalyptisch zugespitzt – wieder die Schicksalhaftigkeit der Fünften zu, auf die die Holzbläser mit einem kantablen Lichtblick antworteten. Fortsetzung im klassischen „Scherzo“, geprägt vom Kampf des Martialischen gegen das Tänzerische.

Publikum jubelt im voll besetzten Alfried-Krupp-Saal

Als dann das lang ersehnte strahlende „Freude, schöner Götterfunken“ die dissonanten Turbulenzen vergessen ließ, hatte der im Halbrund über dem Orchester gut platzierte Aalto-Opernchor und Philharmonische Chor, endlich seinen großen Auftritt. Sauber einstudiert von Patrick Jaskolka verfügte das stattliche Gesangsorgan nicht nur über füllige melodische Tragkraft und sauber abgesetzte Deklamation, sondern wusste sich auch kultiviert ins staunende Piano zurückzunehmen.

Tadellos flankiert von Jessica Muirhead (Sopran), Bettina Ranch (Alt), Carlos Cardoso (Tenor) und Karel Martin Ludvik (Bass) als harmonisierendem Solistenquartett aus den Reihen des Aalto-Ensembles.Das beglückte Publikum im vollbesetzte Alfried-Krupp-Saal dankte mit jubelndem Schlussapplaus.

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