Essen-Werden. Die Artistenfamilien Sperlich und Neigert gastieren erneut in Essen-Werden mit ihrem „Weihnachtscircus“. Wir haben hinter die Kulissen geschaut.
Im schnellen Trab geht es an der Bande entlang, dann folgt eine Wende. Und das Ganze noch mal von vorn. Und eine weitere Runde. Wind streift durch die gelben Federbüschel an den Geschirren, die Pferde schnauben. Hengst Leon und seine drei Kollegen absolvieren an diesem noch sehr kalten Dezembertag wie immer ihr Programm in der Manege.
Trainer Jessy Sperlich, 21, gibt kurze Anweisungen, manchmal auch kleine Zurechtweisungen. „Gerade Leon ist sehr lebhaft, hat seinen eigenen Kopf“, kommentiert Vater Gino Sperlich mit einem Schmunzeln das Geschehen. Bis zur Premiere am 22. Dezember ist noch einiges zu tun. „Aber eigentlich sind die Menschen immer aufgeregter als die Tiere.“
Die Artisten trainieren hart für die Vorstellungen
Es ist das nunmehr fünfte Mal, dass der „Essener Weihnachtscircus“ im Werdener Löwental gastiert. Bis zum 8. Januar 2023 möchten die Artistenfamilien Sperlich und Neigert kleine und große Zirkus-Fans in den täglichen Vorstellungen verzaubern, mit ein bisschen Glitzer und Glamour, einer Prise Humor und viel Heimeligkeit. Denn das weihnachtliche Projekt auf dem Gelände des Knaus Campingparks ist vor allem eines: familiär.
Spaß, Action und Spannung verspricht das Programm. Ob Pferdedressur, lustige Aktionen bei der Jonglage oder Seilakrobatik in der Zirkuskuppel in zwölf Metern Höhe – was für die Zuschauer höchst beeindruckend ist, bedeutet für die Artisten hartes Training. „Wir wollen natürlich auch immer was Neues bieten. Und jeder hat auch einen gewissen Ehrgeiz, mehr zu wagen, seine Nummer auszubauen“, sagt Gino Sperlich.
Die Shows finden täglich statt
Sein Zelt aufgeschlagen hat der „Weihnachtscircus“ im Knaus Campingpark, Im Löwental 67, in Werden – im Zeitraum vom 22. Dezember bis zum 8. Januar 2023.
Die Vorstellungen finden täglich um 16 Uhr statt und sonntags um 11 und 16 Uhr. An Heiligabend und Silvester gibt es nur um 14 Uhr eine Vorstellung, an Neujahr nur um 16 Uhr.
Der Eintritt kostet für Erwachsene ab 18 Euro, für Kinder ab 16 Euro (die Ermäßigung beträgt jeweils zwei Euro weniger). Donnerstage sind Familientage, da kosten alle Plätze zehn Euro, die Loge 15 Euro. Bei den 11-Uhr-Vorstellungen zahlen Erwachsene die Kinderpreise.
Informationen und Reservierungen unter 0201 49 29 78 oder 0157 89 31 21 66.
Es gibt auch hinter den Kulissen viel zu tun
Der 45-Jährige gibt in diesem Jahr „nur“ den Zirkusdirektor, der durchs Programm führen wird. „Die jungen Leute haben drüber abgestimmt“, sagt er lachend. Genug zu tun ist für ihn dennoch allemal. Denn außerhalb des Zirkuszeltes muss ebenfalls alles wie am Schnürchen laufen. Tut es aber nicht. „Irgendwas ist immer“, seufzt er.
Die im Frost geborstene Wasserleitung an Sperlichs Wohnwagen zum Beispiel. „Da ich den Wagen aber selbst auf- und umgebaut habe, war das relativ schnell zu reparieren.“ Schon länger dauerte es, die Heizung in Gang zu bekommen. Das Öl in den Fässern sei bei den Minustemperaturen offenbar etwas verklumpt gewesen, die Pumpen verstopft, berichtet der gelernte Lackierer und Schlosser. In einer nächtlichen Aktion halfen alle auf dem Platz mit, das Problem zu beheben: „Denn die Heizung muss laufen. Im Zirkuszelt soll schließlich niemand frieren.“
Luftakrobatik und Tierdressuren stehen auf dem Programm
Neben den acht Akteuren aus den Familien Sperlich und Neigert sind in diesem Jahr auch wieder fünf weitere Artistinnen und Artisten dabei, die unter anderem elegante Luftakrobatik und Tierdressuren bieten. Sie kämen aus der Ukraine und Russland, lebten aber schon länger in Deutschland, sagt Sperlich.
„Wir wollen den klassischen Zirkus wieder aufleben lassen“, erläutert Gino Sperlich, der das Unternehmen in der inzwischen sechsten Generation führt. Auch Ehefrau Diana, die wie er aus Hessen gebürtig ist, stammt aus der Branche: Sie ist Hochseil-Artistin, wird im diesjährigen Programm wieder Seiltanz vorführen.
Was die Tierdressuren betrifft, so bekümmert Gino Sperlich, dass es da noch immer zahlreiche Vorurteile in der Bevölkerung gebe. „Wir arbeiten mit den Tieren, es wird nichts antrainiert, was sie nicht aus ihrer Natur heraus können oder ihrem Charakter entspricht.“ Die Tiere würden stets belohnt, nie bestraft bei den Übungen. Es sei auch falsch, dass Zirkusse in der Regel Wildtiere hätten. Das sei schon früher so nicht zutreffend gewesen. Häufig gäben nämlich Wildparks und Zoos überzähligen Nachwuchs ab.
Die Zeit der „Exoten“ sei überdies bei ihnen vorbei. Vor Jahren habe sein Vater noch Kamele gehabt, die auf einem eigenen Hof lebten. Doch deren Haltung sei nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr aufwendig. „Kamele brauchen sehr viel Auslauf. Heute haben wir Ziegen, Königspudel und eben Pferde. Araber, Welsh Ponys, Haflinger.“
Der Duft von Popcorn und gebrannten Mandeln
Neben den Vorführungen gehört zum Zirkus der Duft von Popcorn, gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. In der Pause gibt es daher für die kleinen und großen Gäste einen weihnachtlich geschmückten Markt. Das Team serviert Glühwein, Kakao, Crêpes und Bratwurst.
Sperlich fasst zusammen: „Wir freuen uns, wenn wir die Menschen mit unserer Show für zweieinhalb Stunden mal ihren Alltag vergessen lassen können. Unser Weihnachtscircus kann beginnen.“