Essen. Es herrschen Minusgrade in Essen, für obdachlose Menschen hat die härteste Zeit des Jahres längst begonnen. Wie man in Notfällen reagiert.

Die Temperaturen fallen, in Essen zeigt das Thermometer am Freitag (16.12.) -7 Grad. Für obdachlose Menschen hat längst die härteste Zeit des Jahres begonnen. Was tun, wenn man jemanden sieht, der wegen der Temperaturen möglicherweise in Gefahr schwebt? Der oder die sich nicht bewegt. „Den Mut zusammennehmen und denjenigen ansprechen. Das kann man auch etwas lauter machen“, sagt etwa Elke Zbiera von der ehrenamtlichen DRK-Kältehilfe. „Wenn derjenige nicht reagiert, die 112 anrufen.“

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Wenn es jemandem sichtbar nicht gut gehe, sollte laut Zbiera der Notruf gewählt werden: „Gerade bei kalten Temperaturen. Man braucht auch keine Angst haben: Es fällt keine Rechnung an.“

Feuerwehr Essen rät, den Notruf zu wählen und vor Ort zu bleiben

Diese Einschätzung teilt auch die Feuerwehr Essen. Deren Sprecher Christoph Riße ergänzt, dass das Vorgehen nicht nur bei Kälte und obdachlosen Menschen richtig ist, sondern generell. „Man sollte die Person einmal kurz ansprechen. Wenn der oder diejenige nicht reagiert, auch einmal ordentlich schütteln.“ Dann sollte auf Lebenszeichen geachtet werden. „Wenn kein Puls festzustellen ist, den Notruf wählen und mit der Reanimation beginnen.“

Feuerwehrsprecher Christoph Riße: „Man sollte die Person einmal kurz ansprechen. Wenn der oder diejenige nicht reagiert, auch einmal ordentlich schütteln.“
Feuerwehrsprecher Christoph Riße: „Man sollte die Person einmal kurz ansprechen. Wenn der oder diejenige nicht reagiert, auch einmal ordentlich schütteln.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wichtig ist für die Einsatzkräfte laut Riße Folgendes: „Es ist ungünstig, wenn Leute jemanden in Not sehen und dann zum Beispiel weiterfahren und erst dann den Notruf wählen.“ Es sei wichtig, vor Ort zu bleiben, damit man den Helferinnen und Helfern genau sagen kann, wo sie halten sollen. „Das Einweisen ist wichtig“, sagt der Feuerwehrsprecher.

Und was sollte getan werden, wenn die betroffene Person ansprechbar ist und man trotzdem das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt? „Dann sollte man fragen, ob Hilfe benötigt wird“, sagt Elke Zbiera von der ehrenamtlichen DRK-Kältehilfe. Auch die Frage „Möchten Sie etwas Warmes haben“ sei wichtig. Ein warmes Getränk wie Tee oder Kaffee helfe deutlich besser als Bargeld.

Elke Zbiera von der ehrenamtlichen DRK-Kältehilfe in Essen-Borbeck darüber, was man machen sollte, wenn man eine obdachlose Person in Not sieht: „Den Mut zusammennehmen und denjenigen ansprechen. Das kann man auch etwas lauter machen.“
Elke Zbiera von der ehrenamtlichen DRK-Kältehilfe in Essen-Borbeck darüber, was man machen sollte, wenn man eine obdachlose Person in Not sieht: „Den Mut zusammennehmen und denjenigen ansprechen. Das kann man auch etwas lauter machen.“ © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Angebote für obdachlose Menschen in Essen

Für obdachlose Menschen gibt es in Essen zahlreiche Angebote. Beteiligt sind neben der Stadt selbst unterschiedliche Akteure, darunter ehrenamtliche: Kürzlich ging beispielsweise die Initiative der „Fairsorger“ zum 1000. Mal nach ihrer Gründung im Jahr 2016 auf Tour, um an der Gertrudiskirche Essen, Kleidung und Hygieneartikel an Bedürftige auszuteilen. Elke Zbiera von der ebenfalls ehrenamtlichen DRK-Kältehilfe baut zusammen mit anderen Helferinnen und Helfern beheizbare Großzelte am Wolfsbankring in Borbeck auf, sobald nachts Minusgrade herrschen. Das erste Mal hatten diese in diesem Winter am vergangenen Freitag geöffnet. Wohnungslose bekommen dort eine warme Mahlzeit und können in den Räumlichkeiten der Rotkreuz-Bereitschaft duschen. Eine Besonderheit: Auch Hunde dürfen mitgebracht werden. Außerdem bietet das DRK Essen unter 0201/22 22 22 eine 24-Stunden-Hotline an. Dort können Obdachlose anrufen, aber auch besorgte Menschen, die eine Person in Not sehen.

>>> INFO: Einige weitere Angebote im Stadtgebiet:

  • Die Stadt hat kürzlich unter essen.de/meldungen/pressemeldung_1485057.de.html eine Übersicht mit Angeboten für obdachlose Menschen veröffentlicht. Ein Auszug:
  • Wohnungslose Menschen können sich tagsüber in der Rottstraße 32 in der Zeit von 8 bis 17 Uhr aufhalten. (Kooperation von Diakoniewerk, Caritasverband und Stadt).
  • Ein Tagesaufenthalt für volljährige Konsumierende illegaler Drogen ist im Krisencafé an der Hoffnungsstraße 24 zu finden. Dort können sich Betroffene vom Szenealltag entkommen und Hilfe erhalten.
  • Das Café Schließfach in der Niederstraße 12-16 stellt vor allem ein Aufenthaltsangebot für drogenabhängige, sich prostituierende und wohnungslose Mädchen und Frauen dar.
  • Am Hauptbahnhof befindet sich die Bahnhofsmission. Dort können sich Betroffene aufhalten, zudem werden dort Übernachtungsmöglichkeiten vermittelt.
  • An der Steeler Straße 41 ist eine Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 21 Jahren. Dort gibt es auch kostenloses Essen, Getränke und Beratungsangebote.
  • Zudem sind in Essen Streetworker verschiedener Verbände unterwegs, die gezielt wohnungslose Menschen ansprechen. „So können auch obdachlose Menschen erreicht werden, die den Trägern der Hilfen nicht bekannt sind oder die Angebote nicht in Anspruch nehmen möchten“, heißt es seitens der Stadt.