Essen. Auf diese Leistung kann die Essener Obdachlosenhilfe Fairsorger stolz sein. Zum 1000. Mal teilen die Ehrenamtler eine warme Mahlzeit aus.

Vor gut einem Jahr hat die Essener Obdachlosenhilfe „Fairsorger“ das erste kleine Jubiläum gefeiert: ihr fünfjähriges Bestehen. Jetzt gibt es wieder einen Grund stolz zu sein: Am Montag, 5. Dezember, geht die ehrenamtliche Initiative zum 1000. Mal auf Tour. An der Gertrudiskirche werden sie aufs Neue warmes Essen, kalte und warme Getränke, Lebensmittel, Shampoo und Kleidung an Bedürftige austeilen.

Mit einem Bollerwagen und einer Handvoll Leute hat es 2016 angefangen. Die erste Tour führte durch die Essener City. Obwohl sie an der Rückseite der Gertrudiskirche zur Viehofer Straße hin längst einen festen Platz gefunden haben, ist der Begriff „Tour“ geblieben. Für Menschen ohne Wohnung sowie für Essenerinnen und Essen mit schmalem Geldbeutel sind sie in dieser Zeit eine verlässliche Anlaufstelle geworden. Jeden Montag, Mittwoch und Freitag bauen die Fairsorger zwischen 19.30 und 21 Uhr ihren Stand auf. „Kein einziges Mal ist unsere Tour ausgefallen“, betont die Vorsitzende Ingrid Steinhauer-Sarr.

Das Fairsorger-Team ist auf 50 Ehrenamtler gewachsen, trotzdem fehlen noch Helfer

Ingrid Steinhauer-Sarr ist Vorsitzende der Fairsorger. Zum Team gehören 50 Essenerinnen und Essener.
Ingrid Steinhauer-Sarr ist Vorsitzende der Fairsorger. Zum Team gehören 50 Essenerinnen und Essener. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Zahl der Aktiven ist im Laufe der Zeit auf 50 angewachsen, trotzdem würden immer noch helfende Hände gebraucht. Der Grund, warum die Fairsorger mehr „Teamer“ benötigten, sei wenig erfreulich. „Leider steigt die Zahl der Wohnungs- und Obdachlosen weiter an“, so die Vorsitzende.

Aktuell fänden 70 bis 80 Leute den abendlichen Weg zur Gertrudiskirche in der nördlichen Innenstadt. „Wenn es aufs Monatsende zugeht und das Geld knapper wird, sind es sogar 100.“

Zuerst war es nur ein einfacher Stand, an dem warme Mahlzeiten ausgeteilt wurden. Inzwischen wird ein Tisch aufgestellt, der die „Gäste“, die die Fairsorger sie nennen, zum Verweilen einlädt. Viele Menschen litten unter Vereinsamung und würden am Rande der Gesellschaft leben. Da sei das Gespräch mit anderen mitunter genauso wichtig wie ein Teller heißer Suppe. „Essen und Trinken öffnet die Tür zur Seele“, sagen die Fairsorger.

In 1000 Touren, so erzählen sie, hätten sie viel Leid und Freude gesehen und Anteil an Schicksalen genommen. Aber auch erfahren, dass Obdachlosigkeit keinesfalls Sackgasse oder gar Endstation sein muss. „Wir teilen mit unseren Gästen die Freude, wenn sie nach Jahren endlich wieder in eine eigene Wohnung ziehen.“

Wunschzettel: Obdachlosenhilfe bitten um Spenden für neuen Transporter

Weil die Jubiläums-Tour auf den Abend vor den 6. Dezember fällt, wird die Altenessenerin Michaela Müller (“Nordfünkchen“) in das Nikolaus-Kostüm schlüpfen und die Gäste beschenken.

Nach der Jubiläumstour steht die Anschaffung eines Transporters ganz oben auf dem Wunschzettel der Fairsorger. Der alte Wagen sei in die Jahre gekommen und trotz guter Wartung nicht mehr zu gebrauchen. Vorübergehend habe Lueg in Wattenscheid einen Ersatzwagen bereitgestellt. Und dank einer großzügigen Einzelspende sei bereits der Grundstock zur Finanzierung eines neuen Gebrauchten im nächsten Frühjahr gelegt worden. Jetzt freut sich die Obdachlosenhilfe über Spenden für den Wagen.

Wer den Fairsorgern helfen möchte: Das Spendenkonto bei der Sparkasse Essen hat die IBAN DE68 3605 0105 0000 2832 67 (Verwendungszweck: Anschaffung und Unterhalt/Wartung Transporter). Der gemeinnützige Verein stellt Spendenquittungen aus.