Essen-Werden. Nikolausfeier im Ukraine-Café in Essen-Werden: Warum die Feier so wichtig ist für die Geflüchteten und was den Verein „Werden hilft“ beschäftigt.

Aus dem großen Veranstaltungssaal im ersten Stock des Werdener Jugend- und Bürgerzentrums dringen Livemusik und lautes Lachen. Die Stimmung ist fröhlich. An diesem Tag ist Nikolausfeier. Es gibt reichlich zu essen, zu trinken, zudem wird jeder eine mit Süßigkeiten gefüllte Tüte am Ende der Veranstaltung mit nach Hause nehmen.

Frauen sitzen in Grüppchen zusammen, plaudern. Einige Männer sind dabei, aber nur sehr wenige. „Die meisten sind doch immer noch im Krieg“, sagt Lana Boden. Sie fungiert als Übersetzerin im Ukraine-Meeting-Café, das der Verein „Werden hilft“ im Frühjahr gestartet hat.

Ukrainische Kinder sind inzwischen beschult

Jeden Montag treffen sich seitdem die aus der Ukraine geflüchteten Frauen im Haus Wesselswerth 10. Mal sind es 20, mal 30. Eine wechselnde Besetzung, aber die Nachfrage ist nach wie vor gegeben. Ihre kleinen Kinder haben in den Räumen viele Möglichkeiten, sich auszutoben. Für ältere Kinder gibt es Billard und einen Tischkicker. Inzwischen, so erzählt Lana Boden, seien allerdings die meisten Mädchen und Jungen in den umliegenden Kitas untergebracht und die älteren drückten die Schulbank.

„Die Familien sind zwar angekommen und in der Regel auch inzwischen in eigenen Wohnungen untergebracht, aber heimisch fühlen sie sich zumeist noch nicht so“, weiß die Übersetzerin. Die Sorge um die Männer, die in der Ukraine kämpfen müssen, sei immer da. Die Kontakte zu den Verwandten, die vor Ort geblieben sind, sind ihnen wichtig. „Immer wieder wird von Rückkehr gesprochen. Aber wann soll das sein?“

Wunsch nach Rückkehr in die Heimat ist noch immer groß

Lana Boden kann diesen Wunsch verstehen, sein einstiges Leben fortführen zu wollen. „Aber vielen wird, je länger der Krieg dauert, auch bewusst, dass nichts mehr so sein kann wie früher.“ Offen werde darüber gesprochen, dass man in ein – zumindest momentan noch -- besetztes Land zurückkehren würde.

So ist diese Nikolausfeier etwas, das für ein paar Stunden Freude bringt, wo man sich wohlfühlen kann – und Lukullisches aus der Heimat genießen. Denn einige ukrainische Frauen hatten schon früh am Morgen die Küche im JuBB okkupiert und sich an die Zubereitung von „Varenyky“ begeben, jene landestypischen Teigtaschen. „Die sind mit verschiedenen Zutaten gefüllt, je nach Jahreszeit mit Gemüse oder Fleisch“, erzählt Svitlana Korlovska, die die Organisation in der Küche übernommen hat. Sie habe ganz viel Hilfe gehabt. „Und allen hat es viel Spaß gemacht, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen.“

Begegnungen

Geöffnet ist das Ukraine-Meeting-Café jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Jugend- und Bürgerzentrum (JuBB) Werden, Wesselswerth 10. Wer sich für den Verein „Werden hilft“ interessiert, ist ebenfalls willkommen, um sich mit den Ehrenamtlern auszutauschen.

Wer Möbelspenden, Lagermöglichkeiten oder auch Wohnungen anbieten möchte, kann sich an Jürgen Reinhardt, 0171 7789048, wenden.

Möbel-Spenden sind willkommen

Am Rande der Feier hat derweil Jürgen Reinhardt von „Werden hilft“ gut zu tun. Er organisiert die Auslieferung gespendeter Möbel an ukrainische Familien. „Der Bedarf ist nach wie vor groß. Gebraucht werden komplette Wohnzimmer und Schlafzimmer sowie Küchengrundausstattungen.“ Spender müssten allerdings Geduld haben. „Denn Lagermöglichkeiten haben wir nicht.“ Er hoffe, dass sich das bald wieder ändern werde. „Angebote für Lagerräume im Süden nehmen wir deshalb gern entgegen.“