Borbeck. Als „wichtiges Signal und als Aufwertung des Stadtteils“ feiert die EMG das neue Urwald-Graffiti am Borbecker Platz. Das sieht nicht jeder so.

Wilde Urwald-Tiere, verborgen in grünem Dickicht, schmücken ab sofort die Treppenanlage am Borbecker Platz. Gesprochen wurde im Stadtteil über das farbenfrohe Graffiti schon länger, eben seit der Wuppertaler Künstler Dominik Hebestreit vor Wochen erstmals zur Spraydose griff. Am Sonntag, 27. November) beim Weihnachtsmarkttag wird Svenja Krämer, Leiterin Citymanagement der Essen Marketing GmbH (EMG), das Kunstwerk offiziell einweihen. Die Diskussion wird damit aber wohl nicht enden.

Auf der Wand am Borbecker Platz ist ein kleiner Dschungel entstanden. Doch es gibt nicht wenige Borbecker die befürchten, dass auch dieses Kunstwerk bald wieder bekritzelt wird.
Auf der Wand am Borbecker Platz ist ein kleiner Dschungel entstanden. Doch es gibt nicht wenige Borbecker die befürchten, dass auch dieses Kunstwerk bald wieder bekritzelt wird. © EMG

Graffiti-Künstler Hebestreit, in der Szene nur „Birne“ genannt, macht seinen Job bereits seit 30 Jahren. Er ist in vielen Städten unterwegs, um im öffentlichen Raum zu malen. Auch in Borbeck hat er ganze Arbeit geleistet. Der Treppenaufgang zum Borbecker Platz war lange Jahre beliebte Plattform für allerlei Schmierereien. Das wollte die EMG durch die mittels „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ geförderte Maßnahme nun nachhaltig unterbinden.

„Die kunstvoll verzierte Treppenanlage ist ein tolles und wichtiges Signal für Borbeck und wird den Stadtteil aufwerten“, ist Svenja Krämer überzeugt. Die EMG hatte sich beizeiten für Hebestreits Vorschlag entschieden, der sich gegen zwei weitere Entwürfe durchsetzte. Im September dieses Jahres sprach sich auch Bezirksbürgermeisterin Margarete Roderig für den Vorschlag aus, doch es gab auch Kritik. Während sich Bezirksvertreter Peter Sandow (AfD) für keinen der drei Vorschläge erwärmen konnte, monierte SPD-Fraktionschef Ulrich Schulte-Wieschen die mangelnde Beteiligung der Bezirksvertretung an der Entscheidung. Am Ende fiel das Votum der BV einstimmig, allerdings mit acht Enthaltungen, für den EMG-Vorschlag aus.

Kontroverse Diskussion in den Sozialen Medien

SPD-Bezirksvertreterin Erika Küpper vertritt eine kritische Position bei der Neugestaltung des Borbecker Treppenaufganges.
SPD-Bezirksvertreterin Erika Küpper vertritt eine kritische Position bei der Neugestaltung des Borbecker Treppenaufganges. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Deutlichere Worte fand später SPD-Bezirksvertreterin Erika Küpper auf dem Web-Portal „Unsere Borbecker Nachrichten“: „Die Zugvögel ziehen gen Süden, hier landen die Kolibris. Was wird das? Eine Werbung für Pina Colada?“, fragte Küpper provokant und fügt an: „Wir beamen uns für zehn Sekunden Treppenaufstieg in eine heile Urlaubswelt - das macht das angestaubte Ambiente in der Fußgängerzone erträglich?“ Zwar wolle sie niemanden den Spaß verderben, aber stellt die Frage: „Sind das Lösungen, die Borbeck weiterhelfen?“

In den Sozialen Medien fällt die Reaktion auf das Graffiti jedoch eher positiv aus, auch wenn sich mancher ein Motiv mit Ortsbezug wünschen würde. Als „sehr schön“ , verbunden mit einem „dicken Lob an den Künstler“ meldet sich eine Nutzerin zu Wort. Eine andere schreibt: „Mein Sohn und ich bewundern es jeden Morgen auf dem Weg zur Schule.“ Und eine dritte bittet: „Redet das doch nicht gleich schlecht. Ich freue mich über die Neuerung.“ Auch wenn jemand es noch schöner fände, „wenn da Eichhörnchen rumflitzen würden.“

Viele wünschen sich ähnliche Graffiti-Kunst an anderer Stelle

Andere hingegen geben sich eher skeptisch, wie lange das neue Kunstwerk in Borbeck unbeschadet überdauern wird. „Sehr, sehr schön, aber die Parasiten stehen schon in den Startlöchern“, befürchtet eine Nutzerin. Und jemand anderes mutmaßt: „Ich gebe dem Ganzen zwei Wochen, dann ist alles wieder beschmiert.“

Interessant: Nicht wenige in der Runde wünschen sich ähnliche Maßnahmen an anderer Stelle. „So etwas würde sich auch gut an der Mauer an der Kita Don Bosco machen“, lautet ein Vorschlag. Die Mauer an der Germaniastraße ist Hunderte Meter lang und wird regelmäßig bekritzelt. „Das fällt jeden Tag aufs Neue allen Mitarbeitern, Kindern und Besuchern unangenehm auf“, klagt die Nutzerin. „Auch die Rauchstraße könnte etwas Farbe gebrauchen“, ergänzt ein Mitleser.