Essen-Rüttenscheid. In dem leerstehenden Haus an der Rüttenscheider Straße 128 tut sich etwas: Statt Abriss wird dort übergangsweise ein neues Geschäft eröffnen.

  • Eigentlich sollte das Haus an der Rüttenscheider Straße 128 abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut werden. Doch die Prüfung des Bauantrages ist noch nicht geprüft.
  • In der Zwischenzeit eröffnet jetzt der Rüttenscheider Geschäftsmann Jan-Philip Ziebold dort einen Pop-up-Store.
  • Verschiedene kleine Unternehmen und Manufakturen sollen die Möglichkeit haben, ihre Produkte in dem Ladenlokal zu verkaufen.

Das Haus an der Rüttenscheider Straße 128 ist eine kleine Besonderheit. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, steht bis heute nur noch das Erdgeschoss. Der Eigentümer Glückauf-Immobilien möchte es abreißen und an gleicher Stelle neu bauen, dieses Vorhaben verzögert sich aber. Um die Zeit zu überbrücken, soll nun in dem bereits leerstehenden Ladenlokal ein besonderes Projekt umgesetzt werden. Geschäftsmann Jan-Philip Ziebold hat das Objekt gemietet und möchte kleinen Unternehmen übergangsweise die Möglichkeit geben, dort ihre Produkte anzubieten.

Dass die Neubauplanungen – das betrifft auch das Nebenhaus mit der Hausnummer 126 – wohl mit Hürden verbunden sein würden, war bereits zu vermuten gewesen: Eine noch aus der Nachkriegszeit stammende Vorgabe der Stadt legt fest, dass bei Neubauten in diesem Bereich der Rüttenscheider Straße die Vorderkante des Hauses einige Meter zurückversetzt werden muss. Das würde aber bedeuten, dass sich das Grundstück um einiges verkleinern würde.

So könnte zu erklären sein, dass an dem Standort, der sich etwa in Höhe des Christinenparkes befindet, so lange nicht gebaut wurde. Nach Angaben der Stadt liegt mittlerweile ein Bauantrag für das Grundstück Rüttenscheider Staße 126 bis 128 vor, die Prüfung sei aber noch nicht abgeschlossen. Während das Ladenlokal an der Rüttenscheider Straße 128 schon verwaist ist, befindet sich im Erdgeschoss des zweistöckigen Nebenhauses noch das Sushi-Restaurant „Red Sun“.

Rüttenscheider Laden soll bis September 2023 zum Pop-up-Store werden

Jan-Philip Ziebold, Inhaber der Mediengruppe Trivari, ist seit kurzem stark im Rüttenscheider Einzelhandel involviert. Im August eröffnete seine Frau Sarah Ziebold das Kindermodengeschäft „Charlie & Lu“ an der Rüttenscheider Straße 200, er unterstützte sie dabei. Auch am Projekt „Manufakt.Ruhr“ ist er als Gesellschafter beteiligt: An der Rüttenscheider Straße 219 sollen ab Ende Dezember handgemachte Produkte aus verschiedenen Manufakturen im Ruhrgebiet verkauft werden. „Warum soll es sowas nicht auch in kleinerem Rahmen geben?“, fragte sich Ziebold und trat mit seiner Idee an Glückauf-Immobilien heran – erfolgreich. Bis September 2023 wird der Laden an der „Rü“ 128 nun zum Pop-up-Store.

Eine kleine Besonderheit in Essen-Rüttenscheid: Vom Haus an der Rüttenscheider Straße 128 ist bis heute nur noch das Erdgeschoss übrig. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Eine kleine Besonderheit in Essen-Rüttenscheid: Vom Haus an der Rüttenscheider Straße 128 ist bis heute nur noch das Erdgeschoss übrig. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Ich finde es einfach schade, wenn so eine Top-Location leersteht“, sagt Ziebold. Gleichzeitig gebe es viele kleine Unternehmen, die sich kein Ladenlokal an der „Rü“ leisten oder gleich einen Mietvertrag über mehrere Jahre abschließen könnten. Ihnen möchte er mit dem neuen Laden eine Plattform geben. Ein paar Gespräche hat der Geschäftsmann schon geführt. Parallel laufen Umbauarbeiten im Laden, gerade wird der Boden herausgerissen. „Vor dem Abriss lohnt es sich natürlich nicht, alles neu zu machen. Aber wir wollen schon, dass der Laden ein optisches Highlight wird“, kündigt Ziebold an. Das Geschäft solle im Loft-Stil gestaltet werden. Federführend wird sich Dominick Cleve kümmern, der im Rahmen seiner Ausbildung Station in Ziebolds Marketing-Agentur macht.

Rüttenscheider Ladenlokal soll in Verkaufsraum und Showroom geteilt werden

Laut Ziebold ist noch offen, wer die Räumlichkeiten wie lange nutzen wird. Wechsel sind definitiv vorgesehen, sodass mehrere Unternehmen haben, die Chance haben, ihre Produkte zu präsentieren. „Es ist auch denkbar, dass man Freitag bis Sonntag etwas anderes in dem Laden findet als Montag bis Donnerstag“, so Ziebold.

Wichtig: Das Ladenlokal ist nur für den Einzelhandel vorgesehen, ein gastronomischer Betrieb kann sich dort beispielsweise nicht ansiedeln. Dafür liegt keine Konzession vor. To-go-Speisen können allerdings verkauft werden, solange sie weder im Laden zubereitet noch verzehrt werden. Wichtig ist Ziebold zu betonen, dass man mit dem Pop-up-Store einen Mehrwert für die „Rü“ schaffen, aber bestehenden Betrieben keine Konkurrenz machen wolle: „Bei uns wird es nur Produkte geben, die es nicht an anderer Stelle in Rüttenscheid gibt.“

Rüttenscheider Ladenlokal soll in zwei Teile geteilt werden

Die Idee ist aktuell, die 80 Quadratmeter große Fläche zweizuteilen. In einem Teil könnten kleine Unternehmen ihre handgemachten Produkte verkaufen. Ziebold hatte unter anderem schon Gespräche mit einem lokalen Patisserieproduzenten und einer Manufaktur aus Sylt, die zum Beispiel selbst gemachte Marmelade verkauft und viele Kunden aus dem Ruhrgebiet hat. Der zweite Teil würde dann als Showroom genutzt: Einzelhändler könnten ihre Produkte dort schick präsentieren, aber nicht direkt verkaufen. Hier hätten beispielsweise ein Fahrradhersteller und ein Blumenanbieter schon Interesse angemeldet, Räder und Gestecke auszustellen, so Ziebold.

Mitte Januar soll der Pop-up-Store eröffnen. Wenn jemand aber in der Vorweihnachtszeit schon spontan eine Idee hat, stünde die Immobilie schon früher zur Verfügung. Für Ziebold, der selbst in Rüttenscheid lebt, ist der neue Laden eine Herzensangelegenheit. Er plant – alle Investitionen in das Objekt eingerechnet – plus minus Null aus dem Projekt herauszugehen. Wohl aber, so hofft er, könnten sich für die Zukunft interessante Geschäftsbeziehungen ergeben. Und, wer weiß: „Was beim Pop-up-Prinzip gut funktioniert, kann vielleicht ja sogar langfristig in dem Laden bleiben.“

Wer Interesse daran hat, seine Produkte an der Rüttenscheider Straße 128 zu verkaufen oder auszustellen, kann sich per E-Mail an ziebold@trivari.de melden.