Essen. Das Haus der Technik Essen wurde vor 95 Jahren gegründet und sitzt heute in einem Baudenkmal: In alten Mauern steckt ein moderner Digitalcampus.
Es ist ein markantes Baudenkmal am Eingang zur Innenstadt und das älteste technische Weiterbildungsinstitut Deutschlands: Seit 95 Jahren besteht das Haus der Technik (HDT), das am 21. November 1927 im Rahmen einer Feierstunde im damaligen Essener Börsengebäude an den Start ging. Das Gebäude stammt vom Architekten Edmund Körner, der auch die Alte Synagoge und viele andere bedeutende Bauten in Essen entworfen hat. Das Haus der Technik zog 1936 nach Auflösung der Börse in das freigewordene Haus am Hauptbahnhof, das heute unter Denkmalschutz steht.
Jetzt erinnert das HDT an den Ingenieur und Wissenschaftsjournalisten Heinrich Reisner, der die visionäre Idee zum Haus der Technik hatte und als erster Leiter schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Notwendigkeit der stärkeren Vernetzung von Fachleuten aus Industrie und Wissenschaft über Fachgrenzen hinweg erkannte. Interdisziplinäres Denken sah er als wichtige Voraussetzung für künftige Wertschöpfung und Wohlstand.
Im Zweiten Weltkrieg wird das Haus der Technik bei einem Bombenangriff zerstört
Der raschen Erfolgsgeschichte des HDT setzten die Nationalsozialisten ein vorläufiges Ende, als sie Reisner die Leitung entzogen und das Aufgabengebiet des Weiterbildungsinstitutes änderten. Bei einem Bombenangriff wurde das Haus dann 1943 stark zerstört.
Nach dem Krieg wird es nach Edmund Körners Originalplänen – nur leicht verändert – wieder aufgebaut. Und Heinrich Reisner kümmert sich als Leiter noch einmal um Geschicke und Neuorganisation des HDT. Es wird zum Außeninstitut der Rheinisch-Westfälischen TH Aachen und baut bis heute sein Netzwerk mit Hochschulen und Unternehmen aus.
Corona beschleunigte den Umbau zum Digitalcampus
Das HDT wird von einem gemeinnützigen Verein getragen und ist eine der bundesweit größten Weiterbildungseinrichtungen. Mit dem Umbau 1988 bekam es einen hochmodernen Hörsaal, heute beheimatet es ein eigenes Kongresszentrum (HDT Congress Center).
Schon vor der Pandemie bot man nicht nur Weiterbildungen in Essen an, sondern an verschiedenen Standorten bundesweit. Corona beschleunigte dann den Umbau zum digitalen Campus: Nachdem das Weiterbildungsgeschäft zunächst komplett einbrach und Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt wurden, schuf man quasi über Nacht ein digitales Angebot: „erst handgestrickt, dann professionell“.
Inzwischen zahle sich die Investition in eine leistungsfähige Konferenz-Software und neu geschaffene Streaming-Studios aus: Sie verbessere nicht nur die digitalen Vorträge – sondern auch den Lernerfolg. Investiert wird aber nicht nur in aktuelle Technik, sondern auch in das alte Gebäude: Seit vergangenem Jahr laufen aufwendige Sanierungsarbeiten an den auffälligen Arkaden sowie an den Dachvorsprüngen des Hauses.