Essen. Sehen aus wie Zierelemente, dienen aber dem Schutz: Die Holzeinbauten am Haus der Technik. Der Geschäftsführer sagt, was am Baudenkmal passiert.
Am denkmalgeschützten Haus der Technik am Eingang der Innenstadt laufen derzeit aufwendige Sanierungsarbeiten: In sämtlichen halbrunden Bögen oben an den Arkaden ist jeweils eine wagenradartige Holzkonstruktion angebracht. Auf den ersten Blick sieht es fast wie ein neues Zierelement aus. „Es handelt sich aber um eine Stützungsmaßnahme zur Verkehrssicherung“, erklärt Werner Klaffke, Geschäftsführender Vorstand des Hauses der Technik.
Kostspielige Sanierung kommt für Essener Institut zur Unzeit
In die Ritzen im Mauerwerk laufe schon mal Wasser, das im Winter gefriere, dann könnten Steinstücke abplatzen. Darum müssten die Bögen mittelfristig saniert und sofort gesichert werden, erklärt Klaffke. „Die Holzeinbauten bleiben da bis auf weiteres, um die Stabilität zu gewährleisten.“ Über einen Zeitraum von etwa drei Jahren werde man nach und nach die einzelnen Bögen an dem Säulengang sanieren. „Pro Jahr können wir dafür etwa 150.000 bis 200.000 Euro ausgeben.“
Die kostspielige Sanierung kommt für das Weiterbildungsinstitut zur Unzeit, schließlich habe man im Coronajahr 2020 nur rund 60 Prozent des üblichen Umsatzes erzielen können. Zum einen fielen zunächst sämtliche Präsenzverstaltungen weg, zum anderen konnte man mangels Nachfrage auch keine Hörsäle mehr vermieten. Inzwischen hat das Haus der Technik zahlreiche Digitalformate entwickelt, die auch gut angenommen werden. „Gleichzeitig verursacht die Gebäudefläche, die wir gar nicht voll nutzen können, einen riesigen Aufwand“, sagt Klaffke.
Dachvorsprünge müssen gesichert werden
Noch dringender als die Arbeit an den Arkaden sei die Reparatur der Dachvorsprünge sowohl Richtung Hollestraße und Hauptbahnhof als auch an der Seite zur Gildehofstraße. Es gebe da zum Beispiel Rost an den Eisenarmierungen. „Die Gefährdung ist dort noch größer, da müssen wir sofort handeln. Das Gerüst für die Arbeiten wird gerade aufgebaut“, sagt Klaffke am Donnerstag, 5. August.
Bildungseinrichtung mit fast hundertjähriger Geschichte
Der Verein „Haus der Technik e. V.“ wurde 1927 in Essen gegründet und hat seither die Verbreitung von naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichem Kenntnissen zunächst im Ruhrgebiet vorangetrieben. Das HdT hat ein wachsendes Netzwerk mit Hochschulen und Unternehmen aufgebaut.
Inzwischen ist das Haus der Technik eine der bundesweit größten Weiterbildungseinrichtungen. Vor der Pandemie fanden dort jährlich etwa 1500 Veranstaltungen statt. Nach eigenen Angaben arbeitet das Institut „vollständig unabhängig von staatlichen Transfers“ und erwirtschaftet sein Ergebnis praktisch „komplett durch eigene Leistung“.
Innen habe man schon in den Vorjahren einiges in das Haus investiert, das über eine Bruttogeschossfläche von rund 22.000 Quadratmetern verfügt. Dazu zählen auch die Ladenlokale in den Arkaden, die dem Weiterbildungsinstitut Mieteinnahmen bescheren. Aktuell wird das Institut rund eine halbe Million Euro in das markante Gebäude stecken. Das Bauwerk stammt übrigens vom Architekten Edmund Körner, der auch die Alte Synagoge in Essen entworfen hat, und beherbergte bis 1934 die Essener Börse.
Das Weiterbildungsinstitut hat das geschichtsträchtige Haus 1980 für 99 Jahre in Erbpacht von der Stadt übernommen hat. Damit einher geht auch eine Verantwortung fürs Stadtbild: „Jede Arbeit an dem Gebäude muss im Einklang mit dem Denkmalschutz geschehen – das kostet dann immer etwas mehr.“