Essen. Der Fahrgastverband Pro Bahn NRW kritisiert den langen Ausfall der S 3 zwischen Essen und Oberhausen. „Eine Katastrophe“, so ein Sprecher.
Der bevorstehende fünf Wochen lange Teilausfall der S-Bahnlinie S 3 zwischen Essen und Oberhausen ist aus Sicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn NRW eine „Katastrophe“ für die Reisenden. Weil Alternativangebote auf der Schiene fehlten, gebe es in den Abendstunden ab 19.30 Uhr sowie an den kompletten Wochenenden demnächst keinerlei direkte Verbindung mehr zwischen den Hauptbahnhöfen von Essen und Oberhausen, kritisiert Pro Bahn-Sprecher Lothar Ebbers.
Wie berichtet, stoppt die Deutsche Bahn die S 3 zwischen dem 21. November und 23. Dezember, weil zu viele Lokführer erkrankt sind. Auf der S 3 zwischen Oberhausen und Essen bzw. Mülheim seien täglich mindestens 7000 Fahrgäste unterwegs, so Pro Bahn.
Der Sprecher des Fahrgastverbandes befürchtet, dass sich die Lage über die bereits angekündigten Einschnitte hinaus weiter zuspitzen könnte. „Wir müssen damit rechnen, dass die bereits beschlossene Reduzierung des Zugangebotes nicht ausreicht und deshalb weitere Züge oder schlimmstenfalls Linien ausfallen werden.“
Pro Bahn: S 3-Ausfall trifft Freizeit- und Einkaufsverkehr empfindlich
Nach Auffassung des Fahrgastverbandes wäre ein Ausfall der Regionalbahn RB 49 an Werktagen tagsüber eher verzichtbar als der der S 3. Der S 3-Ausfall in der Vorweihnachtszeit treffe nicht nur Berufspendler, sondern den gesamten Freizeit- und Einkaufsverkehr. Essener hätten beispielsweise Probleme, das Centro Oberhausen zu erreichen, im Gegenzug hätten Oberhausener große Schwierigkeiten, den beliebten Essener Weihnachtsmarkt zu besuchen.
Aus Oberhausener Sicht komme erschwerend hinzu, dass es bei der Alternativlinie RB 32 (Duisburg - Oberhausen - Altenessen - Dortmund) ebenfalls zu Ausfällen komme. Viele Oberhausener nutzen die RB 32, um vom Bahnhof Altenessen aus die Essener Innenstadt anzusteuern (Straßenbahn 108 zum Rathaus; U 11/ U 18 zum Berliner Platz).
Grundsätzlich begrüßt der Fahrgastverband, dass es nun nicht kurzfristige und überraschende, sondern geplante Zugausfälle gebe. „Allerdings hat man die falschen Linien rausgeworfen“, bemängelt Lothar Ebbers.
VRR zu hohem Krankenstand: „Leistungen sind kurzfristig ausgefallen“
Aus Sicht des Verkehrsverbundes VRR, der das Zugangebot an Rhein und Ruhr bestellt, sind die hohen Krankenstände für die Reisenden alles andere als zufriedenstellend. „Betroffen sind nicht nur Züge der Deutschen Bahn, sondern auch die anderer Bahngesellschaften“, so ein VRR-Sprecher.
In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung des VRR heißt es: „Aufgrund hoher Krankenstände unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konnte DB Regio in den vergangenen Tagen kein verlässliches und für die Fahrgäste planbares Angebot zur Verfügung stellen mit der Folge, dass Leistungen sehr kurzfristig ausfielen.“
Der VRR erhoffe sich von der Leistungsreduzierung – zum Beispiel auf der S 3 – ein stabileres Angebot auf anderen Linien von DB Regio. Der Verkehrsverbund erwarte von der Vorstandsebene der DB Regio, „im Sinne der Fahrgäste alle Anstrengungen zu unternehmen, um künftig Zugausfälle dieser Größenordnung zu vermeiden“.
Krankenstand bei Zugpersonal liegt angeblich bei 20 Prozent
Der Verkehrsverbund erinnert daran, dass man sich Anfang September mit DB Regio auf ein Maßnahmenpaket verständigt habe, um das Regionalverkehrsangebot des Nahverkehrsunternehmens auf mehreren Linien im Verbundraum wieder zu stabilisieren
Nähere Angaben zum Ausmaß des Krankenstandes bei ihren Lok- und Triebfahrzeugführern und daraus resultierenden Zugausfällen machte die DB nicht. Nach Informationen dieser Zeitung liegt er aktuell bei rund 20 Prozent.
Lange Gesichter gab es auch schon Freitagmorgen bei Fahrgästen im Ruhrgebiet. Der Fahrgastverband berichtet, dass fünf Umläufe komplett ausgefallen seien: jeweils ein Mal bei der S 2, S 3 und RE 49 sowie zwei Umläufe bei der RB 40.