Essen. Im Bahnhof Eiberg in Essen-Freisenbruch laufen ständig Leute über die Gleise. Die Bahn hat nun radikal durchgegriffen. Auch Unbeteiligte leiden.

Am S-Bahnhof Eiberg in Essen-Freisenbruch sind in letzter Zeit immer wieder leichtsinnige Personen über die Bahngleise gelaufen, um den Weg zum Bahnsteig wegen einer gesperrten Brücke abzukürzen. Nun zieht die Deutsche Bahn buchstäblich die Notbremse: Der Haltepunkt wird ab Samstag (12. November) bis zum 23. Dezember komplett gesperrt.

Weil die S-Bahnstation Eiberg in einem dichtbesiedelten Gebiet liegt, sind täglich rund 2500 Fahrgäste der Linie S1 von dieser harten Maßnahme betroffen. Offenbar ist es ein einmaliger Vorgang: Selbst langjährige Bahnmitarbeiter können sich nicht daran erinnern, dass wegen Gleisüberschreitungen jemals ein ganzer Bahnhof stillgelegt werden musste.

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Das Problem existiert, seitdem die Stadt Essen die Straßenbrücke gesperrt hat, die am Sachsenring über die Bahnstrecke führt. „Leider haben seit Beginn der Bauarbeiten Personen regelmäßig unbefugt die Gleise überquert“, berichtet Bahnsprecher Dirk Pohlmann. Und fügt hinzu: „Bahngleise außerhalb von Bahnübergängen zu überqueren, ist lebensgefährlich.“ Die Stadt hat die 100 Jahre alte Brücke als marode eingestuft, sie muss abgerissen werden.

Bundespolizei hatte bereits Langsam-Fahrten für die S1 angeordnet

Die Straßenbrücke am Sachsenring in Essen-Eiberg ist marode und soll abgerissen werden. Während der Bauarbeiten ist die Brücke voll gesperrt.
Die Straßenbrücke am Sachsenring in Essen-Eiberg ist marode und soll abgerissen werden. Während der Bauarbeiten ist die Brücke voll gesperrt. © FUNKE Foto Services | Julian Heppe

Die Deutsche Bahn macht kein Hehl daraus, zu welch dramatischen Situationen die Gleisüberschreitungen schon geführt haben. S-Bahnen hätten mehrfach Pfeifsignale abgeben und stark abbremsen müssen, um schwere Unfälle zu vermeiden.

Die Bundespolizei hat ebenfalls reagiert und so genannte Langsamfahrten angeordnet, so Sprecher Hendric Bagert. Bereits seit dem Abend des 8. November habe die Deutsche Bahn daraufhin die Geschwindigkeit der Züge reduziert. Normalerweise durchfahren die S-Bahnen diesen Bereich mit Spitzengeschwindigkeiten von 120 km/h. Leichtsinnig und lebensgefährlich ist das Überqueren der Gleise vor allem, weil die modernen Triebzüge der S1 sehr leise sind.

Zusätzliche Kontrollen durch die DB Sicherheit und die Bundespolizei haben offenbar nicht die erwünschte Wirkung gezeigt: Personen würden über die Gleise laufen, um den Weg zum Haltepunkt Eiberg abzukürzen, so der Bahnsprecher. Auch die Verwarngelder, die in der Zwischenzeit erteilt wurden, hätten nicht die erhoffte abschreckende Wirkung gezeigt.

Wer über Gleise läuft und erwischt wird, muss 25 Euro Verwarngeld zahlen

Nach Angaben der Bundespolizei wird das Überschreiten von Bahngleisen mit einem 25-Euro-Verwarngeld geahndet. Kommt es zu einer Betriebsstörung (Zug muss bremsen), ist bereits ein Bußgeld fällig. Bei einer Vollbremsung handelt es sich gar um einen gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr, um einen Straftatbestand also, der zu einer Anklage führen kann. Für den Bahnsprecher ist dieses Fehlverhalten „absoluter Leichtsinn und lebensgefährlich“.

Um zu verhindern, dass es zu schweren Unfällen kommt, habe die Deutsche Bahn in gemeinsamen Gesprächen mit der Bundespolizei, dem Verkehrsverbund Rhein Ruhr und der Stadt Essen entschieden, ab Samstag, 12. November, 6 Uhr den Haltepunkt Essen-Eiberg vorerst nicht mehr anzufahren. Zusätzlich werden die Bahnsteige und Gleise, soweit möglich, gegen unbefugtes Betreten mit zusätzlichen Absperrmaßnahmen – Zäune/Gitter – gesichert.

Zu Beeinträchtigungen wäre es an der S1 ohnehin gekommen, wie die Bahn mitteilt. Aufgrund von Gleis- und Brückenarbeiten zwischen Essen und Bochum ist die Strecke zwischen dem 25. November und 9. Dezember ohnehin gesperrt.

Offenbar sind die Störer zu faul, einen kurzen Umweg in Kauf zu nehmen

Diese Unterführung zwischen den Straßen Zeche Eiberg und Schultenweg verläuft unterhalb der Gleise in Eiberg. Offenbar scheuen aber so manche diesen gefahrlosen Umweg, um zum Bahnhof Eiberg zu gelangen.
Diese Unterführung zwischen den Straßen Zeche Eiberg und Schultenweg verläuft unterhalb der Gleise in Eiberg. Offenbar scheuen aber so manche diesen gefahrlosen Umweg, um zum Bahnhof Eiberg zu gelangen. © FUNKE Foto Services | Julian Heppe

Offenbar sind die Störer zu faul, einen wenige Hundert Meter langen Umweg in Kauf zu nehmen, der durch die Unterführung am anderen Ende des Bahnhofs zwischen den Straßen Zeche Eiberg und Schultenweg führt.

Weil der S-Bahnhof stark von Studierenden der nahen Abendrealschule Eiberg frequentiert wird, weist die Schule zu Beginn eines jeden Schuljahres eindringlich darauf hin, dass das Betreten der Bahngleise streng verboten ist. „Es gibt Aushänge am Schwarzen Brett, außerdem informieren die Kursleiter in der Klasse, und zwar nicht erst, seitdem die Brücke gesperrt ist“, berichtet die Schulleiterin. Aktuell habe sie keine Hinweise darauf, dass Studierende ihrer Schule zum Kreis der Störer gehören. Ausschließen wolle sie es aber nicht. Die allermeisten Studierenden seien volljährig.

Wenn der S-Bahnhof nicht angefahren wird, müssen Fahrgäste auf Busse ausweichen. Direkt an der S-Bahnstation fährt die Buslinie 174 ab. Diese verkehrt tagsüber im 20-Minuten-Takt sowie in den Abendstunden und am Wochenende im 30-Minuten-Takt und verbindet Essen-Eiberg mit Essen-Steele. Außerdem können die tagsüber im 10-Minuten-Takt verkehrenden Busse der Linie 184 genutzt werden, die ca. 400 m entfernt halten. Zusätzlich wird daran gearbeitet, einen Schienenersatzverkehr einzurichten. Reisende können sich über die Fahrplanauskunft unter www.bahn.de informieren. Das Auskunftssystem zeigt ausfallende Verbindungen kurzfristig an. Zusätzlich informiert der Streckenagent von DB Regio NRW über Twitter und auch zuginfo.nrw. über ausfallende Züge.